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Numismatische Zeitschrift - Medievalcoinage.com

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362 Johann Newald : Das<br />

österreichische Münzwesen<br />

Österreichischen Regierung* auf die Müiizständc des Reiches ausgeübt<br />

wurde, doch insoweit von einer günstigen Wirkung, dass eine<br />

gänzliche Verwilderung der Münzzustände hintangehalten wurde.<br />

Wir konnten wahrnehmen, wie seit dem Jahre 1573 sowohl in den<br />

Münzhäusern des Kaisers, als auch in jenen des Erzherzogs Ferdinand<br />

von Tirol ganz selbständige, von dem Reichsmünzwesen<br />

abgelöste Systeme bezüglich Korn und Schrot der auszugebenden<br />

grossen und kleinen Geldsorten zur Durchführung gelangten; die<br />

ausserösterreichischen Münzstände des Reiches Hess man seitdem<br />

ihre eigenen Bahnen verfolgen.<br />

Auf den Verfall des Reichsmünzwesens musste auch der Umstand<br />

Einfluss nehmen,<br />

dass während der letzten zehn Lebensjahre<br />

des Kaisers Rudolph IL ein Reichsoberhaupt nahezu gänzlich fehlte.<br />

Der Kern des T'ebels lag offenbar in dem Uebermasse der<br />

geringhaltigen kleinen Münzsorten, mit denen die Länder überschwemmt<br />

wurden. Wer nur irgend einen Einfluss besass oder sich<br />

mächtig genug fühlte, errichtete eine Münzstätte, daneben entstanden<br />

zahlreiche geheime, sogenannte H e c k e n m ü n z e n. Der ganze<br />

Münzbetrieb bestand in dem Einschmelzen der guten alten, namentlich<br />

der groben Münzen und der Ausgabe kleiner geringhaltiger<br />

Geldsorten, auf denen das eigene Wappen oder ganz beliebige<br />

Zeichen angebracht wurden,<br />

häutig auch das Gepräge der gutrenomirten<br />

Münzstätten nachgemacht erschien. Im Jahre 1613 Hess der<br />

Kurfürst vonBrandenburg, Johann Siegmuud, zuDriessen<br />

an der polnischen Grenze eine Münzstätte einrichten, in welcher<br />

durch Münzmeister Heinrich Laffort, welcher dieselbe pachtweise<br />

übernommen hätte, ungarische Ducaten, Thaler und<br />

Groschen nachgemacht wurden, i) Um das Münzgeschäft recht einträglich<br />

zu macheu, suchte man sich schliesslich in der Verschlechterung<br />

der Münzen, namentlich des Kornes derselben<br />

zu überbieten<br />

und langte auf der einmal betretenen schiefen Bahn alsbald bei<br />

jener Katastrophe an, welche in der Münzgeschichte Deutschlands<br />

und Oesterreichs unter der Bezeichnung der „Kipperzeit" eine<br />

höchst traurige Erinnerung zurückgelassen hat.<br />

i<br />

ij Hirsch 1. c. IV. Bd., Seite 25. Driesseu, 8tadt au dei Netze, zunäclist<br />

der von Posen nach Stettin führenden Eisenbahn gelegen.

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