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Protokoll [ PDF , 2 MB] - SPD

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AUSSPRACHE<br />

Ich glaube, die problematischste Entwicklung hat sich dann im Zeitraum ab 2005 gezeigt.<br />

Da haben wir nämlich die historisch einmalige Situation gehabt, dass es ein kräftiges oder<br />

zumindest mittleres Wirtschaftswachstum gab und die Realeinkommen der Mehrheit<br />

der Menschen trotzdem stagnierten oder sogar gesunken sind. Das haben sie uns sehr<br />

übel genommen.<br />

Genossinnen und Genossen, man kann jetzt lange darüber diskutieren, was die Ursachen<br />

für diese Entwicklung waren. Das lässt sich auch nicht hier auf einem Parteitag<br />

in einem kurzen Redebeitrag in allen Facetten ausleuchten. Ich glaube aber, dass richtig<br />

ist, was schon ein Vorredner gesagt hat: Im Kern war unser Problem, dass das deutsche<br />

Wirtschaftsmodell noch viel zu stark auf Herstellung von Wettbewerbsfähigkeit und<br />

einseitiger Kostensenkung aufgebaut ist. Wir haben unsere Exportweltmeisterei mit<br />

unterdurchschnittlichem Wirtschaftswachstum und mit Lohnverzicht erkauft. Genossinnen<br />

und Genossen, zum Teil waren es wirtschaftspolitische Ursachen, die zu diesem<br />

wirtschaftspolitischen Modell geführt haben. Leider haben wir durch einige unserer<br />

Entscheidungen aber auch dazu beigetragen, diese exportorientierte Einseitigkeit zu<br />

unterstützen. Unsere arbeitsmarktpolitischen Reformen – ich glaube, das muss man<br />

sich eingestehen –, die Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien, die Ablösung der<br />

Arbeitslosenhilfe und anderes, haben letztlich dazu beigetragen, die strukturelle Verhandlungsposition<br />

der Gewerkschaften zu schwächen. Und die Folge davon waren<br />

sinkende Reallöhne<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Genossinnen und Genossen, wenn das das Problem war, stellt sich jetzt natürlich die<br />

Frage: Was ist die Therapie? Ich glaube, eine der wichtigsten Aufgaben in den nächsten<br />

Monaten und Jahren wird es sein, zu einem ausgeglicheneren Wirtschaftsmodell zu kommen.<br />

Der entscheidende Hebel hierzu ist, dass wir eine Wende in der Verteilungspolitik<br />

brauchen. Nur wenn es wieder eine produktivitätsorientierte Lohnpolitik gibt, wenn wir<br />

wieder einen vernünftigen Zuwachs des Binnenkonsums und der Binnennachfrage haben,<br />

werden wir diese wirtschaftspolitische Einseitigkeit überwinden und ein nachhaltiges,<br />

sozialdemokratisches Wirtschaftsmodell entwickeln können.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Genossinnen und Genossen, was können wir dazu tun? Wir führen ja nicht die Lohnverhandlungen,<br />

aber wir müssen uns bei all unseren arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen<br />

überlegen, welche Auswirkungen sie auf die Verhandlungsmacht der Arbeit gegenüber<br />

dem Kapital haben und welche Möglichkeiten wir haben, die Gewerkschaften dabei zu<br />

unterstützen, ökonomisch sinnvolle Reallohnsteigerungen durchzusetzen, damit wir<br />

ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell – was nicht auf der permanenten Verschuldungsbereitschaft<br />

amerikanischer Verbraucher aufgebaut ist – durchsetzen können. Ich<br />

PROTOKOLL PARTEITAG DRESDEN 2009 103

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