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Protokoll [ PDF , 2 MB] - SPD

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AUSSPRACHE<br />

Aber es geht auch darum, dass wir unsere Antworten, auch die aus Hamburg, in<br />

Zusammenhang bringen mit dem realen Lebensgefühl der Leute. Der ist nämlich bisher<br />

nicht immer herstellbar. Das hat auch damit zu tun, dass wir zurzeit nicht diejenigen<br />

sind, die als gesellschaftliche Vordenker angesehen werden.<br />

Ich will an drei Beispielen deutlich machen, wo wir weiter diskutieren müssen, wo wir<br />

nachdenken müssen.<br />

Das Erste ist Arbeit. Arbeit muss im Mittelpunkt sozialdemokratischer Politik stehen. Da<br />

steht sie beim Thema Vollbeschäftigung. Aber, Genossinnen und Genossen, wir sollten<br />

mal darüber nachdenken, ob Arbeit bei uns noch zu stark im Bereich Voll erwerbsarbeit<br />

verwurzelt ist und dann am ehesten in einem deutschen Großbetrieb. Das hat mit der<br />

Realität immer weniger zu tun. Bei allem Respekt für das beispielsweise aktuelle Engagement<br />

bei Opel – darum geht es morgen auch noch –: Bei vielen Veranstaltungen<br />

habe ich erlebt, dass die Leute sagen: Ja, da engagiert ihr euch, aber wo seid ihr, wenn<br />

es darum geht, dass in einer Stadt im nächsten Kleinbetrieb um die Ecke jeden Monat<br />

Arbeitsplätze verlorengehen?<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Haben wir noch das Verständnis für die Ausdifferenziertheit des Arbeitsmarktes, wie<br />

er heute besteht? Haben wir Respekt vor der Arbeit, die unter anderen Bedingungen,<br />

beispielsweise in der Kreativwirtschaft, geleistet wird? Ich befürchte, wir sind nicht<br />

mehr auf der Höhe der Zeit beim Thema Arbeit.<br />

Zweite Bemerkung: Sozialstaat. Wir sind die Garanten für den Rechtsanspruch im<br />

Sozialstaat. Die anderen sind eher für Barmherzigkeit. Aber Genossinnen und Genossen,<br />

in den letzten Jahren ist es zum Zwiespalt gekommen zwischen Sozialstaat und<br />

Gerechtigkeit. Was uns umtreibt, ist doch, dass diejenigen aus der Mitte der Gesellschaft,<br />

die normalen Facharbeiterinnen und Facharbeiter, sich brüskiert sehen durch<br />

unseren Angriff auf ihren Arbeitsethos. Das ist es gewesen. Wenn jemand Jahrzehnte<br />

lang gearbeitet hat und begünstigt durch sozialdemokratische Beschlüsse innerhalb<br />

kürzester Frist gleichgestellt wird mit jemanden, der an der Erwerbsgesellschaft nicht<br />

beteiligt war, dann geht das auf den Kern sozialdemokratischer Identität.<br />

Das haben wir missachtet, und dafür werden wir gegenwärtig abgestraft.<br />

(Beifall)<br />

Wir erleben zurzeit, dass der Sozialstaat finanziert wird von der oberen Hälfte des unteren<br />

Drittels. Wir haben dazu beigetragen, dass die Einnahmesituation oben günstiger<br />

wurde: Die Zahl der Reichen nimmt zu, die Steuersätze sind mit uns runtergegangen.<br />

Diejenigen, die die Arbeit getragen haben, die wirklich Leistungsträger dieser<br />

PROTOKOLL PARTEITAG DRESDEN 2009 143

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