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Protokoll [ PDF , 2 MB] - SPD

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AUSSPRACHE<br />

etwas gesagt. Das mag sein. Aber wir haben etwas gesagt. Wir waren, ehrlich gesagt,<br />

auch aufgerührt, wie viele andere auch, von den Bildern vom Sonntag, auch von dem<br />

Wahlergebnis. Wir haben die letzten Wochen auch genutzt, selbstkritisch über uns<br />

selbst nachzudenken und Fragen zu stellen: Wo liegt jenseits der Schlagworte das<br />

konkrete Problem?<br />

Ich glaube, wenn man die Fähigkeit zur Selbstkritik in den Vordergrund stellt, sollte<br />

man auch von dieser neurotischen Diskussionskultur weg, wann immer die Worte<br />

Agenda oder Hartz IV fallen. Es fällt ja nicht im Leitantrag, falls es euch aufgefallen<br />

ist. Weder Hartz IV – das ist nur bei der CDU/CSU der Fall – noch Agenda tauchen<br />

als Wort auf. Das ist vielleicht auch nicht der Punkt, denn es sind Chiffren. Aber wir<br />

sollten von dieser neurotischen Diskussionskultur weg, dass wir über Schonvermögen<br />

nicht sprechen können, ohne dass wir das Testament von einzelnen Leuten angehen.<br />

Wir können nicht über Kinderregelsätze sprechen. Das muss uns das Bundesverfassungsgericht<br />

korrigieren. Schonvermögen muss uns die CDU/CSU korrigieren, weil<br />

wir selbst nicht in der Lage sind, das, was wir empfinden, auch auszusprechen. Das<br />

muss aufhören.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Ich gebe zu: Man kann die Diskussion anders, auch respektvoller führen. Das müssen<br />

wir vielleicht noch lernen. Aber wir müssen auch nach hinten blicken können, um zu<br />

wissen, wohin wir wollen. Wer nicht weiß, woher er kommt, hat auch keine Richtung.<br />

Wir können nicht bestimmungslos nach vorne laufen. Das ist auch eine Frage der<br />

Mitte und der linken Volkspartei.<br />

Ich glaube definitiv, wir sind eine linke Volkspartei. Ich komme soziokulturell bzw.<br />

sozioökonomisch aus der Mitte. Ich möchte die Mitte nicht aufgeben, aber ich möchte<br />

die Mitte von links erschließen. Das ist eine Aufgabe, der wir uns als Partei noch<br />

stellen müssen.<br />

Der wichtigste Punkt neben der Frage des Zugangs zur Wirklichkeit bzw. der Fähigkeit<br />

zur Selbstkritik ist für mich auch noch die Frage der Sensorik, des Gerechtigkeitsgefühls<br />

der Bevölkerung. Das war gestern wieder lange in allen möglichen Analysen drin.<br />

Uns wird unterstellt und testiert – das hatte Franz auch angesprochen – wir haben ein<br />

bisschen den Kontakt, die Sensorik für das verloren, was als gerecht empfunden wird.<br />

Auch da muss es möglich sein, festzustellen: Wenn wir 23,6 Milliarden Euro in der<br />

Körperschaftsteuer den großen Unternehmen schenken, gleichzeitig Ablasshandel<br />

mit der Pharmaindustrie treiben, die keine Preisfixierung bekommt und sich für ein<br />

paar Millionen freikaufen kann – ich nehme jetzt Beispiele, die sechs oder sieben Jahre<br />

zurückliegen, damit sich niemand angegriffen fühlt – und gleichzeitig die Praxisgebühr<br />

bzw. Zulagen- und Leistungseinschränkungen vornehmen, dann verstoßen wir gegen<br />

PROTOKOLL PARTEITAG DRESDEN 2009 87

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