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Protokoll [ PDF , 2 MB] - SPD

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AUSSPRACHE<br />

worden. Ich will das einmal aus einer anderen Perspektive betrachten: Wir haben es<br />

in den letzten Jahren zugelassen, dass dieser Markenkern zerfleddert wurde, dass sich<br />

andere politische Kräfte dessen, was wir in unserem Namen tragen – das Soziale –<br />

bemächtigt haben.<br />

Wenn wir in Bundestagsdebatten heute hören, dass sozial das ist, was Arbeit schafft,<br />

dann haben wir über Jahre hinweg nicht aufgepasst, was mit diesem Begriff passiert.<br />

Wir sind jetzt in einer Defensive, in einer Verteidigungsposition, und es bedarf eines<br />

Kraftaktes, um diesen Begriff wieder neu zu definieren und ihn neu zu füllen.<br />

Franz, du hast auch gesagt – du hast Hannah Arendt zitiert –: „die Liebe zu den<br />

Menschen“. – Ich glaube, gerade dann, wenn man die Liebe bemüht, gehört sehr viel<br />

Leidenschaft dazu. Ich glaube, beim Umgang mit dem Thema Soziales ist uns in der<br />

letzten Vergangenheit sehr viel Leidenschaft abhanden gekommen. Die Menschen<br />

haben den Eindruck gehabt, wir würden diesen Begriff einfach nur noch verwalten.<br />

Ich habe manchmal auch den Eindruck, dass wir das, wenn wir über Themen wie<br />

Solidarität reden, so ein bisschen wie eine Monstranz vor uns hertragen. Ich glaube,<br />

es ist unsere Aufgabe, diese Begriffe wieder mit modernen Inhalten zu füllen und zu<br />

zeigen, dass wir eine Debatte mit solchen Begriffen führen. Das ist keine abstrakte<br />

Debatte, sondern das ist eine Debatte über unser eigenes Koordinatensystem, und ich<br />

glaube, das brauchen wir dringend.<br />

Liebe Genossinnen und Genossen, ich habe gesehen und ich habe es auch aus den<br />

Beiträgen herausgehört – das gibt mir zu denken –, dass wir eigentlich zwei Parteien<br />

sind. Angst habe ich nicht vor unseren Flügeln – links, rechts –, sondern Angst habe<br />

ich ein bisschen vor unserer Vorstellung, dass wir sagen: Da gibt es diese Parteitagspartei,<br />

diese Programmpartei, dann gibt es diese Partei, die in der Regierung ist, die<br />

Regierungspartei <strong>SPD</strong>, und das ist irgendwie nicht zusammenzubringen.<br />

Ich glaube, dafür kann es nur zwei Ursachen geben: Entweder ist das, was wir in unsere<br />

Programmen hineinschreiben, nicht für die reale politische Wirklichkeit geeignet,<br />

oder denen, die für uns Regierungsverantwortung tragen, fehlt es an Phantasie und im<br />

Zweifel eben auch an politischen Machtprojekten, um diese Mehrheiten in Deutschland<br />

zu organisieren, die wir in unsere Programme hineinschreiben. Ich glaube, die<br />

Tatsache, dass das in der letzten Zeit auseinandergefallen ist, ist das, was wir heute<br />

hier das Glaubwürdigkeitsproblem nennen.<br />

Dann wird über Kommunikationsprobleme diskutiert. Ich versuche ganz einfach einmal,<br />

das herunterzubrechen; ich bin da ein ganz einfach gestrickter Mensch. Wenn wir<br />

aberwitzig viele Milliarden Euro für die Stabilisierung der Finanzmärkte aufwenden<br />

und gleichzeitig jahrelang den Menschen erzählt haben, für die Stabilisierung der<br />

PROTOKOLL PARTEITAG DRESDEN 2009 117

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