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Protokoll [ PDF , 2 MB] - SPD

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BERATUNG DER ANTRÄGE ZUR WIRTSCHAFTSPOLITIK<br />

1, 3 Milliarden für Kurzarbeit und 16 Milliarden für Arbeitsmarktpolitik ausgegeben.<br />

Wie es im nächsten Jahr aussehen wird, wenn wir das Wachstum nicht mehr haben,<br />

kann sich jeder in etwa ausrechnen.<br />

Ich glaube, dass dieses zweite Szenario, dass wir Instabilität und nicht mehr den<br />

Rücklauf alter Wachstumspfade haben werden, trotzdem eine Chance beinhaltet<br />

und dass wir als Industriegesellschaft auch das Potenzial, die Kreativität und das<br />

Wissen und Know-how haben, da herauszukommen. Das bedingt aber, dass anders<br />

gemanagt wird. Da betreibe ich jetzt keine Managerschelte. Es gibt auch gute<br />

Manager, die es gut machen. Aber die Richtung stimmt nicht. Wir brauchen in<br />

den Unternehmen und in der Industrie Manager, Aufsichtsräte und Belegschaften,<br />

die darauf schauen, dass die Industriepolitik in Deutschland erstens bleibt und sich<br />

zweitens umformt in schonende Produkte, in schonende Güterleistungen und auch<br />

in schonende Produktionsverfahren unter Einsatz aller Konzepte, die wir zum Teil<br />

in der Energiepolitik diskutieren. Es anders zu machen heißt vor allen Dingen für<br />

Manager, dass man sich nicht mehr an dem berühmten Shareholder orientieren<br />

darf − also an einem abwesenden Investor, der gar nicht im Unternehmen ist −,<br />

sondern sich an den Bedürfnissen der Menschen, der Kunden, der Arbeitnehmer<br />

und am Gemeinwesen orientieren muss.<br />

Erhard Eppler hat vorhin an die alten christlichen und jüdischen Lehren erinnert.<br />

In allen Religionen der Welt ist Gier eine Todsünde. Inzwischen ist die Gier von<br />

der Todsünde im Management zu einer Tugend geworden. Man ist offensichtlich<br />

nur dann gut, wenn man viel Geld verdient. Die Bonisysteme − ich nenne sie lieber<br />

„Gierprämien“ − haben verursacht, dass wir immer weiter auf diesem unsinnigen Pfad<br />

voranschreiten. Das sollten wir beenden.<br />

Deshalb bedürfen die Anträge W 2 und W 7 einer Ergänzung. Es reicht nicht aus,<br />

wenn man das Aktiengesetz ändern will und sagt: Vorstände sollen nicht mehr in<br />

fünf, sondern in drei Aufsichtsräten sitzen. − Das stimmt übrigens nicht mehr. Im<br />

Kodex sind schon drei. Das wäre also kein Fortschritt. − Wir müssen vielmehr die<br />

Bundesregierung auffordern, das Aktiengesetz an einer entscheidenden Stelle zu<br />

ändern, nämlich bei dem Thema Verantwortung. Zurzeit werden die Unternehmen<br />

nicht nach Verantwortung, sondern nach Geldgier geführt. Deswegen gehört in den<br />

W 2 und in den W 7 eine Ergänzung hinein, die ich wie folgt vorschlage: … und im<br />

Aktienrecht das Unternehmensinteresse zu konkretisieren und am Gemeinwohl zu<br />

orientieren.“ Denn erst wenn wir in der Umformung der Industriegesellschaft zu<br />

Systemen kommen, die sich an den Bedürfnissen der Kunden und des Gemeinwohls<br />

orientieren, werden wir die Exzesse in der Wirtschaft beenden können. Das sind ganz<br />

konkrete Regeln. Mit einem Moralappell kommt man da wahrscheinlich oder ganz<br />

sicher nicht weiter.<br />

470<br />

PROTOKOLL PARTEITAG DRESDEN 2009

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