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Der Jahrhundertbetrug

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mir die Redeweise in den USA (insbesondere im Hinblick auf die<br />

Japaner) heftiger gewesen zu sein als alles, was in Deutschland<br />

während der Kriegszeit im Umlauf gewesen zu sein scheint.<br />

Zugegebenerweise ist ein solcher Vergleich schwierig und dürfte mit<br />

Rücksicht auf das Ausmaß nicht unternommen werden. Haben doch<br />

einmal die „öffentliche Meinung“ und zum anderen die politischen<br />

Führer mit ihren Äußerungen in den beiden jeweiligen Systemen<br />

unterschiedliche Rollen gespielt.<br />

Auf der Achsenseite muß man vermerken, daß das faschistische<br />

Italien verschiedene anti-jüdische Gesetze hatte, die jedoch sehr<br />

milde zur Anwendung kamen und gewiß niemals bis zum Mord<br />

reichten. Selbst die Kriegsgegner jedenfalls haben dies dem<br />

faschistischen Regime Mussolinis niemals angelastet. Dennoch war<br />

die anti-jüdische Ausdrucksweise in der faschistischen Presse<br />

mindestens ebenso heftig wie alles das, was dieserart in Deutschland<br />

hervorgebracht worden war. Sollte die „New York Times“ korrekt<br />

berichtet haben (22. Okt. 1941), so hatte die italienische Regierung<br />

sogar befürwortet, „alle italienischen Juden als Gefahr für die innere<br />

Front zu vernichten, da dieses der Augenblick sei, mit halben<br />

Maßnahmen aufzuhören“.<br />

Ein letzter Punkt ist, daß man beim richtigen Auslegen von<br />

Äußerungen zur „Ausrottung“ und „Vernichtung“ Vernunft und<br />

Gespür für den Zusammenhang haben muß. Im amerikanischen<br />

Bürgerkrieg forderten viele von Lincoln, den Süden „zu vernichten“,<br />

und es ist kein falsches Englisch zu sagen, daß Lincoln genau das<br />

getan hat, aber man hat es so aufgefaßt, damals wie jetzt, daß das<br />

Töten aller im amerikanischen Süden Lebenden nicht in Betracht<br />

gezogen war.<br />

Ähnliches gilt für die Erklärungen der NS-Führer. Häufig<br />

verwendeten sie den Begriff „Jude“ für „Judentum“ oder auch<br />

„Jude-Sein“, was im Englischen „Jewry“ lautet. Dementsprechend<br />

kann Hitlers Ausdruck „Die Vernichtung des Judentums“, zumal er<br />

meist aus dem Sinn- und Satzzusammenhang gerissen zitiert wird,<br />

rein buchstäblich Tötung bedeuten, aber er kann auch dahingehend<br />

ausgelegt werden, daß auf die Vernichtung des jüdischen Einflusses<br />

verwiesen wird, was der Politiker Hitler in Wirklichkeit gemeint hat,<br />

wenngleich es schon wahr ist, daß er seine Worte sorgfältiger hätte<br />

wählen können.<br />

In gleicher Weise hat Alfred Rosenberg in seiner IMT-Aussage<br />

argumentiert, daß „Die Ausrottung des Judentums“ — eine<br />

Formulierung, die er gelegentlich benutzt hat —, keine Absicht zur<br />

Tötung der einzelnen Juden bedeutet hatte, sondern im politischen<br />

Zusammenhang die Ausschaltung des jüdischen Einflusses in Politik<br />

und Wirtschaft, und dies auch nur im Herrschaftsbereich der<br />

Achsenmächte.<br />

Nach dieser längeren Abschweifung, die durch Goebbels’<br />

Ausdruck „Ausrottung“ notwendig geworden ist, wenden wir uns<br />

einer Reihe von Berichten in der „New York Times“ für die Zeit von<br />

1942—1943 zu.<br />

14. Juni 1942, S. 1<br />

258 Juden It. Bericht in Berlin erschlagen wegen Bombenanschlag auf<br />

anti-rote Ausstellung<br />

tel. Bericht an die „New York Times“ von George Axelsson.<br />

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