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Der Jahrhundertbetrug

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4. Im Hinblick auf die Zustände in Belsen sage ich noch einmal, daß ich alles<br />

tat, was ich konnte, um sie zu beheben. Bezüglich der Ernährung haben die<br />

Häftlinge während des ganzen März und April 1945 ihre volle Ration<br />

bekommen und nach meiner Ansicht war diese Zuteilung vollständig<br />

ausreichend für den gesunden Häftling, aber von Mitte Februar an begann es,<br />

daß kranke Personen ankamen und ich der Ansicht war, sie mußten mehr zu<br />

essen bekommen. Ich schickte meinen Versorgungsoffizier, Unterscharführer<br />

Müller, in die Lebensmitteldepots in Celle und Hannover, aber ihm wurde<br />

gesagt, es könnten nicht mehr Lebensmittel ausgeliefert werden, weil wir bereits<br />

unsere Zuteilungen bekommen hätten. Ich habe dann tatsächlich noch einige<br />

Mengen Lebensmittel aus dem Verpflegungslager der Wehrmacht in Belsen<br />

erhalten, aber es hätte keinen Zweck gehabt, mehr von denen zu fordern, weil es<br />

sich nicht um ein für mich zuständiges Depot handelte.<br />

5. Was die Unterbringung anbelangt, als ich den Befehl erhielt, Anfang April<br />

30.000 mehr Leute aufzunehmen, wo das Lager doch schon mehr als voll war,<br />

appellierte ich an Generalleutnant Beineburg in der Kommandantur des<br />

Wehrmachtlagers in Belsen, und er ist es gewesen, der es veranlaßte, daß 15.000<br />

Häftlinge in den Baracken seines Lagers untergebracht wurden. Er mußte sich<br />

dafür telefonisch eine Sondergenehmigung einholen. Ich habe mich nie an den<br />

General um Hilfe bezüglich der Ernährungslage oder irgendwelcher anderen<br />

Schwierigkeiten gewandt, weil ich wußte, daß er mir nicht hätte helfen können,<br />

weil er für so etwas nicht zuständig war. Ich hielt es nicht für richtig, mich um<br />

Hilfe an ihn zu wenden, weil ich wußte, daß er mir nicht hätte helfen können.<br />

Ferner glaube ich nicht, daß irgendjemand in Deutschland die Nahrungszuteilung<br />

für die Häftlinge hätte ändern können, weil ich nicht glaube, daß die<br />

Lebensmittel überhaupt zur Verfügung standen. Es überraschte mich sehr, zu<br />

hören, daß im Wehrmachtlager große und ausreichende Lebensmittelmengen<br />

vorhanden waren. Ich bin noch immer der Ansicht, daß ein Hilferuf an den<br />

General zwecklos gewesen wäre.<br />

6. Man hat mir vorgehalten, daß einige meiner SS-Mitarbeiter sich der<br />

Mißhandlung und Brutalität an den Häftlingen schuldig gemacht hätten. Ich<br />

halte das für sehr wenig glaubwürdig und ich pflegte ihnen völlig zu vertrauen.<br />

Nach bestem Wissen und Gewissen haben sie sich niemals verbrecherisch an den<br />

Häftlingen vergangen. Ich betrachte mich selbst als verantwortlich für ihr<br />

Verhalten und glaube nicht, daß auch nur einer von ihnen meine Befehle gegen<br />

Mißhandlung oder Brutalität mißachtet hat.<br />

7. Die ungarischen Truppen übernahmen den Wachdienst über die<br />

Außengrenze meines Lagers während der wenigen Tage, bevor die Briten kamen.<br />

Ich stimme zu, daß in dieser Zeitspanne mehr Schießereien stattfanden als<br />

gewöhnlich, wenn die Wehrmacht Wachdienst ausübte. Ich erinnere mich an den<br />

Vorfall am 15. April 1945, am späten Nachmittag, als ich mit britischen<br />

Offizieren zum Kartoffelfeld gegangen war und mir befohlen wurde, die Leiche<br />

eines Häftlings aus dem Feld zu entfernen. Ich halte es für falsch, daß dieser<br />

Mann erschossen werden mußte und bezweifele in keinem Fall, daß es entweder<br />

die Wehrmacht oder die Ungarn gewesen sind, die daran Schuld waren.<br />

8. Das Schießgelände, das an der Nordwest-Ecke meines Lagers zu sehen ist,<br />

ist ziemlich regelmäßig zwei- oder dreimal die Woche von der Wehrmacht<br />

benutzt worden.<br />

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