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Der Jahrhundertbetrug

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Doch vom Inhalt her hätten gewisse Dokumente nicht in der Liste<br />

sein sollen, denn sie enthüllen solche Widersprüche. Wenn es auch<br />

keinen Zweifel geben sollte, daß einige ungarische Juden für den<br />

Arbeitseinsatz in das Reich deportiert worden sind — andere für den<br />

gleichen Zweck in Ungarn verblieben sind —, so liegt es dennoch auf<br />

der Hand, daß in die Produktion dieser Dokumente ein ganz<br />

beträchtlicher Umfang an Fälschung eingearbeitet worden ist. Sie<br />

wurden nach dem Kriege geschrieben! Daß Ereignisse, wie sie die<br />

Dokumente aussagen — wie z. B. der Transport von 400.000<br />

ungarischen Juden in das Reich (oder Polen) in der Zeit zwischen<br />

Mai und Juli 1944 in Wirklichkeit nicht stattgefunden hat, ist auf<br />

Grund der bereits dargelegten Sachverhalte sicher. Jedoch gibt es<br />

auch Gründe für eine gewisse Unebenheit hier, denn die Fälschung<br />

scheint nicht im Zusammenhang mit der Auschwitz-Vernichtungs-<br />

Legende geschaffen worden zu sein. Fälschung ist ein riskantes<br />

Geschäft! So würden wir, obgleich Fälschung für diese Dokumente<br />

eine Sicherheit zu sein scheint, doch wünschen, daß ein<br />

unabhängiges Gremium den Fälschungsvorwurf überprüft.<br />

Fälschung wäre weniger riskant, würde sie nicht auch die<br />

Fälschung von Signaturen mit einschließen. Wenn die Zusammenarbeit<br />

mit den Personen, die die gefälschten Dokumente<br />

abgezeichnet oder mit ihren Initialen versehen haben, erreichbar ist,<br />

dann mag es scheinen, daß das Risiko, eine Fälschung zu entlarven,<br />

erheblich verringert sein dürfte. So sollten wir einen strengen Blick<br />

auf die Bestätiger dieser Dokumente werfen. Wenn NG-5684<br />

ausgenommen wird, so haben wir „Bestätigungen“ mit den Initialen<br />

und/oder Signaturen (oder behauptete Initialen oder Signaturen)<br />

von Geiger, Wissberg, Hencke, Reichel, Mirbach, Wagner und v.<br />

Thadden, wobei die große Mehrzahl von den letzten beiden stammt.<br />

Diese sieben Leute haben eine sehr interessante Gemeinsamkeit :<br />

keiner von ihnen war Angeklagter im Fall 11 oder in irgendeinem<br />

Gerichtsverfahren der Alliierten. Im Fall der ersten fünf könnte dies<br />

noch als sachgerecht gedeutet werden, einmal im Hinblick auf den<br />

geringen Rang der Person oder im Hinblick auf ihre Außenseiterrolle<br />

bei den zur Debatte stehenden Verbrechen. So haben die ersten fünf<br />

Personen nur geringe Berührung mit dem Fall 11 (Wilhelmstraßen-<br />

Prozeß — Auswärtiges Amt). Mirbach erschien als Zeuge der<br />

Verteidigung und Hencke war Vertrauensmann der Verteidigung. 14<br />

Mit Wagner und v. Thadden ist jedoch die Immunität vor<br />

Verfolgung durch die Alliierten äußerst mysteriös, wenn man nicht<br />

begreift, daß die offensichtlich sichere Herstellung der<br />

diskriminierenden ungarischen Dokumente grundsätzlich ihre<br />

Zusammenarbeit erforderlich gemacht hatte. Wir sollten somit ihre<br />

Funktionen im Auswärtigen Amt und ihre Erfahrungen nach dem<br />

Kriege untersuchen.<br />

Eberhard v. Thadden war Beamter in der Abteilung „Inland II“<br />

des Auswärtigen Amtes. Zur Aufgabe dieser Abteilung gehörte die<br />

Zusammenarbeit mit der SS, und so war v. Thadden, um es<br />

rundheraus zu sagen, der „Juden-Experte“ des Auswärtigen Amtes.<br />

Zusammenarbeit mit Eichmann in bezug auf die Durchführung der<br />

Richtlinien für die Politik gegenüber den Juden, was immer diese<br />

auch gewesen sein mögen, war ein ganz normaler Teil seiner<br />

Pflichten. NG-2233 und NG-2980 sind zumindest in dieser Hinsicht<br />

akkurat. Horst Wagner war Mitglied des persönlichen Stabs des<br />

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