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Der Jahrhundertbetrug

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erinnern. Er kam, um das Lager zu inspizieren und hat sich alles genau<br />

angesehen.<br />

In der Zeit, als ich Lagerführer war, bekam ich das Kriegsverdienstkreuz (2.<br />

Klasse) im Frühjahr 1943. Es bestand kein sonderlicher Anlaß für diese<br />

Auszeichnung. Es war lediglich dafür, daß ich zwei Jahre Lagerführer in diesem<br />

Lager war. Ich wurde für diese Auszeichnung vom Kommandanten<br />

vorgeschlagen. Auch erhielt ich das Kriegsverdienstkreuz (1. Klasse), das mir im<br />

Januar 1945 verliehen wurde. Während dieser ganzen Zeit in Natzweiler bin ich<br />

für das Lager verantwortlich gewesen. Als ich wegging, übergab ich meinem<br />

Nachfolger. Er war Sturmbannführer Hartjenstein. Die Übergabe erfolgte in<br />

meinem Büro und ich übergab ihm das ganze Lager. Die Lagerbücher wurden<br />

meinem Nachfolger nicht formell übergeben, sie wurden nicht erwähnt.<br />

Auschwitz : 10. bis 15. Mai, bis 29. November 1944. Auschwitz war ein<br />

ungeheuer großes Lager, wozu noch viele kleinere Lager in der Umgebung<br />

gehörten. Da die Verantwortlichkeit für das ganze Lager nicht von nur einem<br />

Mann getragen werden konnte, wurde sie geteilt und mir wurde ein Teil des<br />

Lagers übertragen. Ich war der Kommandant dieses Teils, doch da ich unter dem<br />

Befehl des obersten Kommandanten des Lagers stand, der mein Vorgesetzter<br />

war, waren meine Aufgaben die eines Lagerführers, obwohl meine Dienststellung<br />

Kommandant genannt wurde. Ich hatte in meinem Teil des Lagers das<br />

Krankenhaus und das Landwirtschaftslager unter mir, das ein enorm großes<br />

Lager war und viele tausend Hektar umfaßte (Kramers Übers. schreibt „acres“,<br />

ein angelsächsisches Flächenmaß; 1ha = 2,47 acres; 1ha = 10.000qm. d. Ü.). Die<br />

Zahl der Häftlinge unter meinem unmittelbaren Befehl schwankte zwischen<br />

15.000 und 16.000 und 35.000 und 40.000, sie umfaßte Männer und Frauen. Es<br />

gab zwischen 350 und 500 Todesfälle pro Woche. Unter den Männern war die<br />

Sterberate höher; der Grund war, daß die Neuankünfte aus dem Arbeitslager<br />

hauptsächlich aus kranken Leuten bestanden. Wenn ich von der Sterberate in<br />

Auschwitz spreche, so meine ich, daß alle diese Leute an natürlichen Ursachen<br />

gestorben waren, das heißt, an Krankheit oder wegen des Alters. Die Sterberate<br />

lag etwas über dem Normalstand, was an der Tatsache lag, daß ich ein Lager mit<br />

Kranken hatte, die aus anderen Teilen des Lagers kamen. <strong>Der</strong> einzige Grund, den<br />

ich als Ursache der höheren Sterberate ansehe, nicht nur in Auschwitz, sondern<br />

in allen Konzentrationslagern im Vergleich zu Zivilgefängnissen, war der, daß<br />

die Häftlinge arbeiten mußten, wohingegen sie in Zivilgefängnissen nicht zu<br />

arbeiten brauchten.<br />

In Auschwitz gingen die Häftlinge im Sommer morgens um 5 Uhr zur Arbeit<br />

hinaus und sie kamen abends um 8 Uhr, manchmal auch später zurück. Sie<br />

arbeiteten sieben Tage in der Woche, aber sonntags kamen sie um 1, 2 oder 3 Uhr<br />

nachmittags zurück. Ihre Arbeit war landwirtschaftlicher Art und alle dort<br />

vorkommenden Arbeiten wurden von den Häftlingen getan. Das ganze Lager<br />

bestand aus 90.000 bis 100.000 Häftlingen, aber das ist nur eine grobe<br />

Schätzung. Mein vorgesetzter Offizier und Kommandant des ganzen Lagers war<br />

Obersturmbannführer Höß. Im Lager waren Männer, Frauen und Kinder. Die<br />

Mehrheit der unter meinem Befehl stehenden Häftlinge stammte aus dem Osten,<br />

d. h. Polen und Russen. Ich habe keinen Anlaß zu glauben, daß Kriegsgefangene<br />

darunter waren, obwohl es doch sein könnte, daß ich das gar nicht erfuhr.<br />

Soweit ich mich erinnere, waren keine britischen Internierten dort. Ich glaube,<br />

die britischen Gefangenen waren im Konzentrationslager Sachsenhausen und in<br />

einem anderen Lager in der Nähe Hamburgs, das Neuengamme hieß. Es ist<br />

möglich, daß einige Franzosen in meinem Lager waren, aber dessen bin ich nicht<br />

sicher. Wir hatten mehr weibliche als männliche Häftlinge.<br />

Ich hatte drei SS-Kompanien als Lagerwache unter mir. Einige der Wachen<br />

waren Männer der Waffen-SS und da waren auch bei der SS angestellte Frauen<br />

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