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Der Jahrhundertbetrug

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den Nationalsozialismus dauerhaft auszumerzen. Es erreichte keine<br />

weite Verbreitung, doch zusammen mit einigen anderen Büchern<br />

und Artikeln, die er schrieb, errang er sich den Ruf eines Experten<br />

zur „Bekämpfung der Nazis“. Auch einige Schallplattenaufnahmen<br />

von Konferenzen höherer NS-Führer hat er herausgeschmuggelt.<br />

Diese waren von der Preußischen Polizei während seiner Dienstjahre<br />

erstellt worden. Er stiftete sie der Universität von Pennsylvania.<br />

Ebenfalls schrieb er in beachtlichem Umfang „Anti-Nazi-Briefe“ an<br />

die Zeitungen. Als sich der Krieg dem Ende zuneigte, schrieb er, daß<br />

die „Nazi-Führer“ in den U.S.A. vor Gericht gestellt werden sollten,<br />

und zwar vor ordentliche Gerichte der U.S.A. In der Zwischenzeit<br />

hat er die us-amerikanische Staatsbürgerschaft erhalten. 19<br />

Während des Krieges arbeitete er sowohl für das US-Justizministerium<br />

als auch für den OSS (US Office of Strategie Services, den<br />

Vorgänger des CIA. den amerikanischen Geheimdienst). Das OSS<br />

beauftragte ihn mit Anfertigen von Listen Deutscher „Anti-Nazis“,<br />

die von der künftigen Besatzungsregierung in Deutschland mit<br />

Posten betraut werden könnten. Er war einer aus einer großen<br />

Gruppe deutscher Juden in dem OSS (zu ihnen gehörte z. B. auch<br />

Herbert Marcuse).<br />

Zum Kriegsende wechselte Kempner zum Kriegsministerium über<br />

und begleitete die US-Army bei ihrem Einmarsch nach Deutschland<br />

„auf der Besoldungsliste des Obersten Generalrichters“ (Judge<br />

Advocate General). Vor Eröffnung des IMT-Tribunals dient er in<br />

einer kaum bedeutenden Rolle als Verbindungsmann der<br />

Staatsanwaltschaft mit Beratern der Verteidigung. Später wurde er<br />

der Abteilung zugeteilt, die die US-Anklageschriften gegen die<br />

einzelnen Angeklagten erstellte. Während des Tribunals war er ein<br />

offensichtlich einfaches Mitglied des Strafverfolgungspersonals und<br />

spezialisiert für die Strafverfolgung des Reichsinnenministers Frick.<br />

Es scheint nicht, daß er besonders prominent gewesen sei, obgleich<br />

er unmittelbar nach dem Prozeß einen Magazin-Artikel über die<br />

große Arbeit des Militärtribunals im Hinblick auf die Erziehung der<br />

Deutschen an die „New York Times“ geschrieben hat. Die Tötung<br />

der deutschen militärischen und politischen Führer war noch nicht<br />

ausgeführt worden, als er bereits mit großer Genugtuung<br />

voraussagte, daß die „verdammten Nazis“ in unbekannten Gräbern<br />

begraben würden, „um fanatische Pilgerfahrten von noch<br />

begeisterten Nazis von vornherein zu vereiteln“. In der Tat war die<br />

schließliche Handhabung noch hysterischer, denn die Körper von<br />

Göring u. a. wurden fotografiert (um anschließend in der Presse und<br />

im Film hämisch kommentiert zu werden), dann in US-<br />

Armee-Uniformen gesteckt, geheim nach Dachau verbracht und<br />

dort eingeäschert. Die Asche wurde dort in den Fluß gekippt. 20<br />

Als er 1947 die Verantwortung im Fall 11 übernahm, stand<br />

Kempner den Nachrichten zufolge in einem verwandtschaftlichen,<br />

aber nichts desto weniger hoch wichtigen Zusammenhang mit<br />

unserem Untersuchungsgegenstand. In den Jahren 1943 und 1944<br />

sind im „Land der freien Presse“ einige „Prozesse wegen<br />

Volksverhetzung“ gegen Amerikaner durchgeführt worden, deren<br />

Ansichten über die US-Regierungspolitik als unwillkommen<br />

betrachtet wurden. <strong>Der</strong> US-Ankläger war O. John Rogge, ein Mann<br />

aus Ohio, von dem seine Familie wie auch Freunde schon in seiner<br />

Jugend erwartet hatten, daß er Beamter würde. Er wurde statt dessen<br />

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