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Der Jahrhundertbetrug

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haben, eine Untersuchung der Dachauer Methoden zu fordern. Am<br />

29. Juli 1948 ernannte der Kriegsminister eine Kommission, die aus<br />

zwei amerikanischen Richtern bestand, Gordon Simpson aus Texas<br />

und Edward van Roden aus Pennsylvania, beide Oberst der Reserve<br />

des JAG-Departments. Beigeordnet war ihnen der Oberstleutnant<br />

des JAG-Departments Charles Lawrence junior. Im Oktober 1948<br />

überreichte die Kommission ihren Bericht an den Kriegsminister.<br />

Einige ausgesuchte Kapitel wurden im Januar 1949 veröffentlicht.<br />

Anschließende öffentliche Bemerkungen durch van Roden und in<br />

gewissem Maße auch von Simpson, zudem eine unabhängige Nachforschung<br />

durch eine Revisionsabteilung, eingesetzt von Lucius<br />

Clay, führten schließlich dazu, die ganze Angelegenheit öffentlich<br />

klarzustellen — bis auf einen Punkt, bei dem sich die Verteidiger nur<br />

noch um die Zahl der deutschen Gefangenen zu streiten brauchten,<br />

die diesen Brutalitäten ausgesetzt waren. Die Revisionsabteilung<br />

bestätigte alles, was van Roden behauptet hatte, mit einer einzigen<br />

Ausnahme, die sich auf die Häufigkeit der Brutalitäten bezog. 24 In<br />

seinem Buch „Entscheidung in Deutschland“ streitet Clay merkwürdigerweise<br />

diese Vorkommnisse ab, doch straft ihn seine von ihm<br />

selbst eingesetzte Revisionsabteilung Lügen.<br />

Diese Geschehnisse und besonders der Fall Malmédy zogen das<br />

ganze Jahr 1949 die Aufmerksamkeit auf sich. Ein Unterausschuß<br />

unter Führung von Senator Baldwin stellte Nachforschungen an. Ein<br />

Zeuge, früherer Gerichtsreporter während der Dachauer Prozesse,<br />

bestätigte, daß die damaligen Vorkommnisse ihn derart angewidert<br />

hätten, daß er seinen Dienst quittiert habe. Leutnant Perl, Frank<br />

Steiner und Harry W. Thon sind nach seinen Angaben die brutalsten<br />

Burschen gewesen. Er erklärte, daß Perl und seine Frau in Konzentrationslagern<br />

der Nationalsozialisten gewesen wären und daß die<br />

Nationalsozialisten Steiners Mutter ermordet hätten. Anders als van<br />

Roden, der — wenn auch verkrampft — versucht, den ans Tageslicht<br />

gezogenen traurigen Tatsachen die bestmögliche Auslegung zu<br />

geben, gab Richter Gordon gegenüber Simpson zu, daß es vielleicht<br />

eine „Klägliche Kumpanei“ gewesen sei, und versucht sie damit zu<br />

entschuldigen, daß es eben nur wenige deutschsprechende amerikanische<br />

Anwälte und keine sachkundigen Dolmetscher gegeben<br />

habe. Das hätte nun mal die Army gezwungen, „einige der deutschen<br />

Flüchtlinge heranzuziehen“. Steiner, Kirschbaum und Thon (später<br />

Chef des Auswertungsreferates bei der Zivilverwaltungsabteilung der<br />

US-Militärregierung) kreuzten später in den USA auf und bestritten<br />

alles, aber sie wurden durch die Zeugenaussage vom Vernehmer<br />

Bruno Jakob überführt, der etliche Vorkommnisse zugab. <strong>Der</strong> Vernehmer<br />

Dwight Fantom und Morris Elowitz leugneten vor der Presse<br />

ebenfalls alles ab. Oberst Rosenfeld bestritt fast alles. Er beschuldigte<br />

Oberstleutnant Harold D. McGown, Kommandeur der bei<br />

Malmédy umgekommenen amerikanischen Soldaten, daß er sich mit<br />

dem SS-Oberst Joachim Peiper, dem deutschen Kommandeur, verbrüdert<br />

habe, was auch erkläre, warum McGown als Entlastungszeuge<br />

in Dachau für Peiper aufgetreten sei. Er habe auch zugegeben,<br />

daß er sich mit Peiper unterhalten hätte und dieser es gewesen sei,<br />

dem die Rettung zahlreicher amerikanischer Soldaten zu danken sei.<br />

Als Beweis für die Verbrüderung bezeichnete Rosenfeld die Tatsache,<br />

daß McGown und Peiper „allzu freundlich während der Nächte, die<br />

sie im Gespräch verbracht hätten, miteinander umgegangen wären,<br />

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