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Der Jahrhundertbetrug

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Betrag stand nur zweitrangig hinter dem, der nach China ging. Die<br />

Unterstützung floß auch nach Weißrußland und in die Ukraine. 35<br />

Mitte 1944 unterhielten das Kriegsflüchtlingsamt (WRB) und die<br />

UNRRA ein ausgedehntes System von Flüchtlingslagern in<br />

Nordafrika, Italien und Palästina. Diese Lager bestanden fast<br />

ausschließlich aus Juden. Seit 1944 waren massive Evakuierungen<br />

von Juden aus Europa in diese Lager im Gange. Viele wurden aus<br />

dem Balkan über Istanbul geholt, auch gab es eine Schwarzmeerroute<br />

via Istanbul. Für viele dieser Menschen wurde die Einreise in<br />

die USA oder in südamerikanische Länder beantragt, die auch noch<br />

während des Krieges genehmigt wurde. In diesem Zusammenhang<br />

wurde auch das Lager in Oswego, New York, am See Ontario, nahe<br />

der kanadischen Grenze, eingerichtet. Irgendwie erreichten es viele,<br />

die nicht gleich zu Beginn nach Palästina gelangen konnten, dort<br />

untergebracht zu werden. 36<br />

Nach dem Zusammenbruch Deutschlands verwaltete die UNRRA<br />

die sog. „DP-Lager“ (benannt nach „Displaced Persons“, entwurzelte<br />

Personen — vorwiegend ehemalige „Ostarbeiter“), vornehmlich<br />

in der britischen, amerikanischen Besatzungszone<br />

Deutschlands und gleichermaßen im westlichen Besatzungsbereich<br />

Österreichs. Natürlich gab es in jenen Lagern viele Nicht-Juden, doch<br />

Juden galten als Privilegierte und waren in vielen Fällen in Häusern<br />

und Hotels untergebracht, die für sie beschlagnahmt worden<br />

waren. 37<br />

Die UNRRA-Tätigkeit in Deutschland bildete einen der Skandale<br />

der Besatzungsära. Berüchtigt waren die Razzien in deutschen<br />

Häusern, um Kinder „zu retten“. Während des Krieges entsprach es<br />

einer Maßnahme der NS-Führung, wurzellose Waisenkinder rassisch<br />

untersuchen zu lassen, um sie im Fall arischen Ursprungs zur<br />

Adoption für deutsche Familien freizugeben bzw. zu empfehlen.<br />

Diese Kinder wurden dann genau wie deutsche Kinder aufgezogen,<br />

was dann später die UNRRA-Behörden wieder unterbanden. Was aus<br />

den Kindern geworden ist, ist nicht bekannt geworden. 38<br />

In den UNRRA-Lagern der DP’s gab es zuweilen üble<br />

Verhältnisse. <strong>Der</strong> prominente Historiker der US-Militärregierung in<br />

Deutschland schrieb hierzu : 39<br />

„Sie aßen nicht nur Unmengen, sondern zeigten auch viele der psychoneurotischen<br />

Züge, die man bei Leuten erwarten kann, die jene Trübsal<br />

durchmachten, an denen viele der Displaced Persons gelitten haben. Es war für<br />

sie an der Tagesordnung, vorzugeben, sie würden von den Alliierten<br />

Dienststellen nicht so rücksichtsvoll behandelt, wie sie es verdienten. Oft<br />

hatten sie Einwände gegen die Lager, in denen sie lebten, und behaupteten, es<br />

wirke sich auf ihre Lage nachteilig aus, in Lagern untergebracht zu sein.<br />

Manche forderten, es sollten die besten deutschen Häuser geräumt und ihnen<br />

zur Verfügung gestellt werden, insbesondere den Juden. In manchen Fällen<br />

weigerten sie sich, ihre Unterkünfte einigermaßen wohnlich zu halten, wobei<br />

sie auf dem Standpunkt beharrten, es sei nicht ihre Sache, irgendwie selbst mit<br />

anzufassen. In dieser Zeit oblag die eigentliche Betreuung der DP’s für einige<br />

Monate der UNRRA, aber die oberste Instanz dafür war die Militärregierung,<br />

und diese hatte sich um die Beschwerden zu kümmern, wie sie in der Presse<br />

über unzulässige Behandlung laut wurden.<br />

Darüber hinaus setzten die DP’s ihren Untergrundkampf mit der deutschen<br />

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