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Der Jahrhundertbetrug

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keiner Weise von den anderen Gebäuden. Neben dem einen von mir bereits<br />

erwähnten Arzt gab es noch einen anderen Doktor aus den Reihen der<br />

Internierten, unter denen sich viele Ärzte und Medizinstudenten befanden. Es<br />

stand nicht in meiner Macht, dem medizinischen Personal Befehle zu erteilen, da<br />

dieses dem Kommandanten direkt unterstand. Die Sterberate betrug grob<br />

gerechnet ein Prozent, im Sommer, oder möglicherweise anderthalb Prozent —<br />

das war der Wochendurchschnitt. Es handelte sich um natürliche Todesfälle und<br />

hing davon ab, wie ihr Zustand gewesen war, als sie ankamen. <strong>Der</strong> Lagerarzt<br />

machte Berichte und ich als Adjutant sah sie durch. Im Durchschnitt bekam ich<br />

30 solcher Berichte pro Woche. Die Häftlinge, die gestorben waren, wurden<br />

verbrannt. Es arbeiteten Häftlinge im Krematorium unter dem Befehl der<br />

Wache. Die Asche wurde den Angehörigen zugeschickt, wenn diese sie<br />

anforderten.<br />

Während ich in dem Lager war, gab es sehr wenige Entlassungen. Diese<br />

Entlassungen wurden ausschließlich von der Gestapo in Berlin genehmigt und<br />

zwar für politische Häftlinge; oder von Polizeidienststellen für gewöhnliche<br />

Kriminelle. Die Gestapostelle, die für das Lager zuständig war, war das<br />

Gestapohauptquartier in Kattowitz. Ob es noch eine andere Dienststelle<br />

zwischen Kattowitz und dem Zentralhauptquartier in Berlin gab, weiß ich nicht.<br />

Die Gestapoleute waren entweder Zivilisten in Zivilkleidung oder in Uniform,<br />

ohne besondere Kennzeichen. Einige von ihnen trugen ein SD-Abzeichen. <strong>Der</strong><br />

SD und die Gestapo waren zweierlei. Ich unterstand der SS für meine Befehle.<br />

Und so war es auch mit dem Lagerkommandanten. Doch die Gestapo befaßte<br />

sich mit den politischen Häftlingen im Lager. Jede körperliche Bestrafung<br />

mußte von Berlin genehmigt werden. Die Lagerdienststellen durften keine<br />

körperlichen Strafen genehmigen. Im Anfang wurde körperliche Züchtigung<br />

von den Wachen ausgeführt, aber später wurde das von Berlin verboten und die<br />

Häftlinge mußten die Bestrafungen selber ausführen. Ich weiß nicht, warum<br />

dieser Befehl aus Berlin kam. Er war von Gruppenführer Glücks unterschrieben<br />

und kam aus Oranienburg.<br />

Dachau : Zwischen dem 15. und 20. November 1940 ging ich zurück nach<br />

Dachau. Bis dahin war ich immer im Büro beschäftigt gewesen, zuerst als<br />

Schreiber, dann als Adjutant, und jetzt sollte ich mir Kenntnisse über die Arbeit<br />

aneignen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit den Häftlingen stand. Ich<br />

sollte als Lagerführer ausgebildet werden. Meine Versetzung wurde von der<br />

zentralen SS-Organisation in Berlin genehmigt. Als ich in Dachau ankam, lief das<br />

Lager in reibungsloser Ordnung und bestand aus 30 oder 32 Holzbaracken<br />

insgesamt zur Unterbringung aller Häftlinge einschließlich Krankenstube usw.<br />

Die Zahl der Häftlinge in einer Baracke variierte zwischen 300 und 450. Die<br />

Gesamtzahl der Häftlinge lag zwischen 13.000 und 14.000. Es waren dort drei<br />

SS-Kompanien (120 bis 150 Mann in jeder Kompanie) als Wachmannschaften<br />

und das Verwaltungspersonal zählte 100 oder 120 Mann. Die Offiziere der<br />

Wachkompanien waren keine beruflichen SS-Männer. Es waren Leute, die aus<br />

Handwerks- oder freien Berufen zur Wehrmacht eingezogen und dann zur SS<br />

überstellt worden waren. Dann wurden sie von der SS in ihre besonderen Dienste<br />

eingeteilt, d. h. für Konzentrationslager; sie haben sich für diesen Dienst nicht<br />

freiwillig gemeldet. Sie erhielten ihre Befehle vom Kommandanten, der<br />

seinerseits Befehle aus Berlin-Oranienburg bekam. <strong>Der</strong> Name des Kommandanten<br />

war SS-Obersturmführer Piorkowski. <strong>Der</strong> nächste im Rang nach dem<br />

Kommandanten war der Lagerführer, Hauptsturmführer Eill. Seinen Vornamen<br />

weiß ich nicht mehr. Einem Offizier unterstand die Verwaltung, Hauptsturmführer<br />

Wagner. Dann waren die drei Kompaniechefs, deren Namen ich nicht<br />

mehr weiß.<br />

Die Häftlinge waren alles Männer und bestanden aus Kriminellen und<br />

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