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Der Jahrhundertbetrug

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von ihnen hätte gewußt haben müssen. Die Erklärung für das Fehlen<br />

einer unzweideutigen Aussage scheint für Rhodes eine Furcht zu<br />

sein, daß irgendeine öffentliche und ausgesprochene Verurteilung<br />

die Situation der Katholiken in Deutschland und den besetzten<br />

Ländern schlimmer gemacht hätte. Rhodes gesteht dann ein, daß „in<br />

seinen privaten Botschaften an die Staatsoberhäupter im Zusammenhang<br />

mit der Verfolgung von Juden, Pius XII. sicherlich frei<br />

heraus gesprochen habe“, und gab dann zwei Beispiele von solchen<br />

privaten Botschaften, die sich auf die Slowakei und auf Ungarn<br />

bezogen, welche jedoch nichts über Vernichtungen enthielten,<br />

sondern lediglich von Deportationen und Judenverfolgungen in<br />

allgemeinen Redewendungen sprachen. 4<br />

Rhodes Bild eines furchtsamen Pius, ängstlich, gegen die<br />

Nationalsozialisten und deren Programme aufzutreten, läßt sich aus<br />

vielen Gründen nicht aufrechterhalten. Wie aus den Dokumenten,<br />

die Rhodes zitiert, ersichtlich ist, müßte er behaupten, daß der Papst<br />

auch zu ängstlich gewesen sei, bei vertraulichen diplomatischen<br />

Kontakten mit der Sprache herauszukommen. <strong>Der</strong> historische<br />

Bericht bestätigt nicht Rhodes Bild von einer Katholischen Kirche,<br />

die von den Nationalsozialisten mit Terror zum Schweigen gebracht<br />

worden wäre. Die deutschen Bischöfe waren keineswegs ins<br />

Schweigen hinein terrorisiert worden. Während sie — ähnlich wie ihre<br />

Gegenpartner in den alliierten Ländern — sich niemals gegen die<br />

deutschen Kriegsanstrengungen gestellt haben, waren sie während<br />

des Krieges in ihrer Opposition zu den religionsbezogenen<br />

Maßnahmen und den Werten des nationalsozialistischen Regimes<br />

recht lautstark. Sie drückten ihre Opposition in der katholischen<br />

Presse in Deutschland sowie von den Kanzeln in Deutschland aus. Im<br />

Dezember 1942 sandten die deutschen Bischöfe anläßlich ihrer<br />

jährlichen Konferenz in Fulda eine Deklaration an die deutsche<br />

Regierung, in der sie die Verfolgung der katholischen Kirche in den<br />

besetzten Ländern verurteilten. Im Januar 1943 verurteilte der<br />

Bischof von Berlin, Graf v. Preysing, öffentlich die NS-<br />

Rassentheorien und -politik. Im August 1943 verurteilten die<br />

deutschen Bischöfe öffentlich die gegen die katholische Erziehung<br />

gerichteten Maßnahmen des Nationalsozialismus, und diese<br />

Abschwörung wurde überall in Deutschland öffentlich verlesen. 5<br />

<strong>Der</strong> unausweichliche Tatbestand ist, daß die katholische Kirche<br />

nicht mit Terror zum Schweigen gebracht worden ist.<br />

Furcht erklärt nicht, warum Papst Pius versagte, die behaupteten<br />

Vernichtungen zu verurteilen, nachdem die Nationalsozialisten<br />

geschlagen waren. Die Rede des Papstes an das Kardinalskollegium<br />

vom 2.6.1945 war eine lange und scharfe Attacke gegen die<br />

geschlagenen Nationalsozialisten und selbst der einzige<br />

Anhaltspunkt in der Rede, der möglicherweise als eine Referenz<br />

gegenüber den Vernichtungen interpretiert werden könnte, war ein<br />

Hinweis auf die „Anwendung von NS-Lehren, die sogar so weit<br />

gingen, die ausgefallendsten wissenschaftlichen Methoden zu<br />

verwenden, um Menschen zu quälen oder auszurotten, die oft<br />

unschuldig waren.“ Jedoch, wenn man in der Rede weiterliest, wird<br />

einem klar, daß der Papst wie so viele andere Menschen zu jener Zeit<br />

an die katastrophalen Szenen dachte, die in den deutschen Lagern<br />

bei Kriegsende vorgefunden worden waren. Die einzigen<br />

spezifischen Opfer, die erwähnt wurden, sind die in Dachau<br />

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