01.11.2013 Aufrufe

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Jurist, und es wird berichtet, daß er es an der Harvard Justiz-Schule<br />

zur brillanten Vollendung gebracht habe. Generalstaatsanwalt Biddle<br />

wählte ihn aus, um den „Volksverhetzungs“-Fall zu verfolgen. Er<br />

löste William P. Maloney ab, dessen Methoden Proteste von<br />

verschiedenen einflußreichen Kongreßmitgliedern ausgelöst hatten.<br />

Die Verfahrensweise betraf 30 Angeklagte und stand in<br />

vollständigem Gegensatz zu den US-Verfassungsprinzipien. Sie<br />

wurden zufällig gegenstandslos als der Vorsitzende Richter im<br />

November 1944 starb und das ganze Verfahren für fehlerhaft erklärt<br />

wurde. Als die Regierung plante, den Fall wieder aufzugreifen, hatte<br />

das Oberste Gericht ein anderes Urteil wegen Volksverhetzung<br />

aufgehoben, und große Zweifel stiegen im Justizministerium darüber<br />

auf, ob es weise sei, den Spektakel fortzusetzen. Wir hoffen, der<br />

Leser wird bei dieser langen Abweichung bei der<br />

„Volksverhetzungs“-Episode innerhalb der gegenwärtigen<br />

Abweichung bei Kempner verharren, denn die zu ziehende<br />

Schlußfolgerung ist höchst wichtig. 21<br />

Rogge verlor das Interesse in dem „Volksverhetzungs“-Fall als<br />

solchem, doch verlor er nicht das Interesse an dem Generalthema<br />

einer inneren „faschistischen“ Gefahr in den USA. Im Frühling 1946<br />

ging er für eine 11wöchige „Informations“-Sammlungsexpedition<br />

nach Deutschland und türmte einige angebliche Fakten aufeinander,<br />

die er in einem Bericht zusammenfaßte und dem Justizministerium<br />

gegen Ende des Jahres unterbreitete. Da jedoch seitens des<br />

Justizministeriums auf das von ihm eingereichte Material keine<br />

unmittelbare Reaktion erfolgte, wurde er ungeduldig, so scheint es,<br />

und konnte sich seinerseits nicht mehr zurückhalten. Er entschloß<br />

sich daher herumzufahren und Vorträge zu halten, in denen er<br />

einiges von jenen „Informationen“ ausplauderte, die er beim<br />

Ausfragen der Deutschen gesammelt hatte. In einer Rede beim B’nai<br />

B’rith in New York im Oktober 1946 berichtete er in sehr<br />

allgemeinen Redewendungen, daß die „Faschisten noch eine Größe<br />

in der Welt und diesem Lande darstellen . . . Jetzt können die<br />

Faschisten noch spitzfindigere Verkleidungen vornehmen; sie<br />

können daherkommen und einfach sagen ‚Ich bin ein Anti-<br />

Kommunist‘. „Ein paar Tage später präzisierte er noch sehr genauer,<br />

wovon er sprach. John L. Lewis, Präsident der Vereinigten<br />

Bergwerksarbeiter, und der alte William R. Davis, Gründer und<br />

Unternehmer einer Ölgesellschaft, habe, so erklärte er in einer Rede<br />

im Swarthmore College, mit Göring und Ribbentrop konspiriert, um<br />

Präsident Roosevelt in den Wahlen von 1936, 1940 und 1944 zu<br />

schlagen. Auf Grund des „Beweismaterials“, das er in Deutschland<br />

erlangt habe, könnten andere prominente Amerikaner nach Ansicht<br />

der „Nazis gegen die Kriegsteilnahme der Vereinigten Staaten<br />

organisiert werden“ einschließlich, so sagte er, Senator Burton K.<br />

Wheeler, der frühere Vizepräsident John N. Garner, der frühere<br />

Präsident Herbert Hoover und der Große Flügelmann der<br />

Demokraten James A. Farley. Rogge hat einiges von seinem Material<br />

ebenfalls an Drew Pearson gegeben, und es erscheint in Pearsons<br />

Leitartikel zu ungefähr der gleichen Zeit. Für solche flagrante<br />

Verletzung der Regeln und Normen des Justizministeriums und des<br />

juristischen Berufes und auch vermutlich, weil er auf einige wichtige<br />

politische Zehen getreten ist, wurde Rogge unverzüglich vom<br />

Generalstaatsanwalt Clark aus dem Justizministerium entlassen.<br />

212

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!