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Der Jahrhundertbetrug

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die nur lose Berührung mit Birkenau hatten, keine Kenntnis von der<br />

hohen Todesrate und den großen Krematorien hatten, ist mithin<br />

vollkommen verständlich.<br />

Möglicherweise sind zahlreiche Dokumente gefälscht worden. In<br />

der Tat gab es in Nürnberg eine ausgedehnte Praxis der<br />

Dokumentenfälschung. Doch gibt es keine Anhaltspunkte dafür, daß<br />

die Dokumente über die Todesfälle in den Lagern und den Bau der<br />

Krematorien gefälscht worden sind, und zwar aus dem einfachen<br />

Grund, weil darin nichts über Vernichtung enthalten ist, wovon der<br />

Leser sich bei einer Überprüfung der „Auswahl“ an Dokumenten im<br />

NMT-Protokollband 5 überzeugen kann. Sie sprechen von einer zu<br />

bestimmten Zeiten sehr hohen Sterblichkeit in Strafinstitutionen<br />

(Konzentrationslagern), die ein verhältnismäßig kleines Land, das<br />

gegen eine überwältigende Übermacht um seine Existenz kämpfte,<br />

für Arbeitsleistungen auszunutzen suchte. Daß die hohe Sterblichkeitsziffer<br />

eine Folge davon gewesen sein kann, ist durchaus<br />

einleuchtend.<br />

Wenngleich die von uns betrachteten Dokumente nichts über<br />

Vernichtungen aussagen, bleiben sie insofern irgendwie unbefriedigend,<br />

als man daraus kein vollständiges Bild über die<br />

Ursachen der Sterblichkeit und über die Opfer erhält. Die vom<br />

Justizministerium überstellten kranken Häftlinge erklären nicht<br />

alles. Das Bild muß durch Mutmaßungen und Schlußfolgerungen<br />

vervollständigt werden. Wir wollen hierzu unsere Eindrücke<br />

wiedergeben.<br />

Die deutschen Konzentrationslager der dreißiger Jahre hatten<br />

ausschließlich Straf- und Sicherungsfunktionen, dagegen keine<br />

wirtschaftlichen zu erfüllen. Nach Beginn des Rußlandkrieges<br />

erfuhren die Lager eine rasche Ausdehnung und erhielten außerdem<br />

ihre wirtschaftlichen Aufgaben. Auf diese Weise ereignete sich im<br />

Jahre 1942 in den Konzentrationslagern dreierlei :<br />

(a) Die rasche Ausdehnung wurde von einem allgemeinen Chaos,<br />

unerwarteten Problemen und organisatorischen Schwierigkeiten<br />

begleitet, wie sie üblich sind, wenn neue Unternehmungen ins Werk<br />

gesetzt werden. Das trifft besonders auf Auschwitz zu, das ein neues<br />

Lager und im Begriff war, sich rasch zum größten aller Lager zu<br />

entwickeln.<br />

(b) Die fortgesetzten deutschen Siege und Eroberungen in Rußland<br />

hatten Massen von russischen Kriegsgefangenen zur Folge, von<br />

denen ein Teil in die Konzentrationslager aufgenommen wurde.<br />

(c) Den Lagern wurden durch das Justizministerium kranke<br />

Häftlinge zugewiesen. Es gab wahrscheinlich weitere Probleme, doch<br />

scheinen mir diese drei Faktoren eine hohe Sterblichkeit während<br />

der letzten Monate des Jahres 1942 bis zum Frühjahr 1943<br />

ausreichend zu erklären.<br />

Wenn auch die Sterblichkeit gegen Ende des Jahres 1943 immer<br />

noch beklagenswert hoch war, so stand sie doch — im Vergleich zu<br />

der des Vorjahres — einigermaßen unter Kontrolle und blieb es auch<br />

bis zum Zusammenbruch am Ende des Krieges. Die Aussage des<br />

Kommandanten von Birkenau (vgl. Anhang D) zeigt, daß die<br />

Todesfälle in Auschwitz während des Jahres 1944 hauptsächlich<br />

unter den gewöhnlichen Strafgefangenen auftraten, die aus den<br />

Haftanstalten überstellt worden waren. Ich habe keine Dokumente<br />

entdeckt, die den bereits untersuchten vergleichbar wären, aus<br />

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