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Der Jahrhundertbetrug

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Tschechoslowakei), und unsere Hinweise stimmen mit jenen des<br />

Auszuges überein. Was in der Einschätzung des RK-Berichtes<br />

fesselnd ist, ist der Bericht, daß „dieses Lager von gewissen Führern<br />

des Reiches als Experiment errichtet worden sei, die offensichtlich<br />

den Juden gegenüber weniger feindselig gegenüberstanden als jene<br />

Verantwortlichen für die Rassenpolitik der deutschen Regierung.<br />

Diese Männer wünschten den Juden die Möglichkeit für ein<br />

eigenständiges kommunales Leben in einer Stadt unter ihrer eigenen<br />

Verwaltung mit fast völliger Autonomie zu schaffen.“<br />

Jüdische Angelegenheiten wurden von Eichmanns Behörde im RSHA<br />

der SS verwaltet, und es war Adolf Eichmann — „Spezialist für alle<br />

jüdischen Fragen“ —, der den Chef der Sicherheitspolizei in Böhmen<br />

und Mähren, Oberst Erwin Weinemann, begleitete, als dieser die<br />

Rote-Kreuz-Delegation am 6.4.1945 bei ihrem Besuch durch<br />

Theresienstadt führte. Anläßlich einer Versammlung am Abend<br />

erklärte Eichmann den Delegierten, „daß Theresienstadt eine<br />

Schöpfung des Reichsführers-SS Himmler sei“ und erläuterte die<br />

hiermit im Zusammenhang stehende Philosophie, genau wie sie uns<br />

in dem Auszug des Berichtes wiedergegeben worden ist. Eichmann<br />

fügte hinzu, daß er „persönlich nicht vollständig mit diesen<br />

Methoden einverstanden sei, doch als guter Soldat gehorche er<br />

natürlich den Befehlen des Reichsführers blindlings“. 2<br />

Es ist daher ganz klar, daß Theresienstadt eine Angelegenheit der<br />

SS war, die hierfür „die gewissen Führer des Reiches“ stellte.<br />

Zusätzlich ist bekannt, daß es der Chef des Reichssicherheitshauptamtes<br />

— Reinhard Heydrich — war, der die Theresienstadt-<br />

Entscheidung gefällt hat, kurz nachdem er seinen zweiten Posten als<br />

stellvertretender Reichsprotektor für Böhmen-Mähren im<br />

September 1941 angenommen hatte. 3<br />

Was das Rote Kreuz in Theresienstadt gesehen hatte, war Teil der<br />

regulären SS-Politik. Es ist von einigem Interesse, daß der Bericht<br />

uns mitteilt — wenn auch ohne Kommentar —, daß die Delegation<br />

sich nach den „Deportationen nach dem Osten“ erkundigt hat und<br />

daß das ICRC keinerlei Spekulationen über irgendwelche ernsten<br />

Interpretationen für den Fall eines „Transportes nach Auschwitz“<br />

anstellte, — trotz der durchaus bekannten Behauptungen des<br />

Auslandes in diesem Zusammenhang.<br />

In kritischer Auswertung des Rote-Kreuz-Berichtes muß man<br />

offensichtlich in zweierlei Hinsicht Vorsicht walten lassen :<br />

Erstens sollte man einige Urteile in bezug auf den Selbstzweck-<br />

Aspekt des Berichtes mit Zurückhaltung aufnehmen. Die typischen<br />

Anhaltspunkte, in denen Publikationen einer Wohlfahrtorganisation<br />

selbstgefällig zu sein pflegen, bestehen in einer Übertreibung der<br />

Wirksamkeit der unternommenen Maßnahmen. Oder in den Fällen,<br />

da es offensichtlich ist, daß keine wirksamen Maßnahmen<br />

durchgeführt worden sind, wird die Schuld für das Fehlen von<br />

Wirksamkeit rasch auf die starken Fäuste der beteiligten Machthaber<br />

geschoben (und oft gibt es sehr gute Gründe für solche<br />

Behauptungen). So sollten wir nicht darüber bedrückt sein, wenn<br />

ersichtlich wird, daß die ungarischen jüdischen Kinder oder die<br />

Juden, die nach Wien gegangen waren — beiden von ihnen wurde<br />

vom Roten Kreuz geholfen —, in Wirklichkeit etwas mehr gelitten<br />

haben mögen, als der Bericht den Anschein gibt.<br />

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