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Der Jahrhundertbetrug

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hat und ihn dann über seine verschiedenen Verbindungen<br />

weitergeleitet und später von seinem Totschweigen Kenntnis<br />

erhalten hat.<br />

Um gegen diese Behandlung des Vorganges durch das State<br />

Department zu protestieren, wandte sich Wise sofort an Welles, der<br />

die Entscheidung zum Verschweigen genehmigt hatte. Welles<br />

entgegnete ihm, die „Information“ sei etwas zu gehaltlos, um<br />

ernstgenommen zu werden, und man müsse so etwas wie eine<br />

Bestätigung haben, bevor man sie öffentlich bekanntgeben könne.<br />

Welles wies sodann den US-Vertreter beim Vatikan an, den Versuch<br />

zu unternehmen, die Behauptungen mit Hilfe der Quellen des<br />

Vatikans zu überprüfen. In Washington war damals nahezu niemand<br />

bereit, diese Meldungen ernstzunehmen, und selbst Präsident<br />

Roosevelt hat dem Bundesrichter Felix Frankfurter versichert, die<br />

nach dem Osten deportierten Juden würden lediglich dafür<br />

eingesetzt, beim Bau von Befestigungen mitzuhelfen.<br />

Im September tauchten zwei anonyme Personen in Genf auf, die<br />

angaben, aus deutsch-beherrschten Gebieten entkommen zu sein.<br />

Sie meldeten die Vernichtung polnischer Juden und die Verwendung<br />

jüdischer Leichen zur Herstellung von Dünger. Dieses wurde über<br />

diplomatische Kanäle nach Washington weitergegeben und es wurde<br />

erneut versucht, vom Vatikan eine Bestätigung zu erhalten (dieser<br />

hatte bis dahin die erste Bitte um Bestätigung ignoriert). Ungefähr<br />

um die gleiche Zeit hatte Wise eine Meldung von einem<br />

maßgebenden Mann des Weltjudenkongresses in Europa erhalten,<br />

aus der die „Herstellung von Seife und Kunstdünger“ aus jüdischen<br />

Leichen hervorging.<br />

Gegen Ende September 1942 kam Riegner mit zwei neuen<br />

Dokumenten an. Das erste sei, so sagte er, von einem (natürlich<br />

anonymen!) — dem deutschen Oberkommando angehörenden! —<br />

Offizier erstellt und habe Riegner über verschiedene Mittelsmänner<br />

erreicht. <strong>Der</strong> anonyme Offizier habe erklärt, es wären mindestens<br />

zwei Fabriken in Betrieb, die aus jüdischen Leichen Seife, Leim und<br />

Schmierfette herstellten. Außerdem wäre festgelegt worden, daß<br />

jede jüdische Leiche 50.— Reichsmark wert sei. Das zweite<br />

Dokument bestand aus zwei chiffrierten Briefen, die — so hieß es —<br />

ein Schweizer, in Warschau lebender Jude geschrieben habe. <strong>Der</strong><br />

anonyme Jude berichtete von Massenvernichtungen Warschauer<br />

Juden, die nach dem Osten deportiert worden seien. Alle diese<br />

Berichte erhielt Washington zugestellt, wo man sie dann in den<br />

Akten abheftete.<br />

Wir kommen nicht umhin, die Ähnlichkeit solcher Behauptungen<br />

mit der Propaganda aus dem Ersten Weltkrieg und den erschreckenden<br />

Mangel an Originalität und Einfällen auf Seiten des Weltjudenkongresses<br />

festzustellen. Es bedarf kaum der Erwähnung am<br />

Rande, daß die Seifen- und Leimfabriken nur ein sehr<br />

vorübergehendes Propagandaphänomen waren und daß die Russen<br />

als einzige die Stirn hatten, ähnliche Anschuldigungen in Nürnberg<br />

vorzubringen. Diese Beschuldigungen sind selbst damals weitgehend<br />

übergangen worden, und m. W. hat seither niemand die Örtlichkeiten<br />

dieser Fabriken, die Identität der Personen, die sie betrieben, oder<br />

ähnliche Einzelheiten spezifiziert. Reitlinger behauptet das Vorhandensein<br />

solcher Fabriken nicht; auch Hilberg glaubt nicht, daß es<br />

sie gegeben hat (S. 624).<br />

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