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Der Jahrhundertbetrug

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Lagerbedingungen, was Nahrung und Unterbringung anbetraf, erträglich; auch<br />

wurde den Internierten zu nahezu gleichen Bedingungen wie auf dem freien<br />

Arbeitsmarkt Geld bezahlt. Im Jahre 1944 hatte die jüdische Gemeinde erreicht,<br />

eine nahezu vollständige Einstellung der erzwungenen Einwanderung in die von<br />

den Deutschen kontrollierten Länder sicherzustellen.<br />

Während der Zeit des Aufstandes flüchteten die internierten Juden aus den<br />

Lagern; einige kehrten nach Hause zurück und andere verbargen sich im<br />

Gebirge. Die nachfolgenden Unterdrückungsmaßnahmen erfaßten die<br />

jüdische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit. Die deutschen Militärbehörden<br />

forderten die slowakische Regierung auf, umfassende Festnahmen mit dem Ziel<br />

einer Deportation der Juden nach Deutschland vorzunehmen. <strong>Der</strong> am 16. Nov.<br />

1944 erlassene Befehl sah vor, daß alle Juden im Lager Sered zu mustern seien<br />

und daß alle Juden, die in der Hauptstadt leben, schon vorher, am 20. Nov. in<br />

der Stadthalle von Preßburg mit diesem Ziel zu versammeln seien. An demselben<br />

Tag ging der Delegierte in die Stadthalle und notierte, daß nur 50 Juden dem<br />

Aufruf gefolgt waren. <strong>Der</strong> Rest hatte sich verborgen, wie die slowakischen<br />

Behörden es vorhergesehen hatten, entweder durch Flucht in das Land oder<br />

durch Verbergen innerhalb der Stadt in den sog. „Bunkern“. Die Schlußfolgerung<br />

aus dieser Situation ziehend, schrieb der Präsident des ICRC dem Chef der<br />

slowakischen Regierung und bat ihn um Beendigung der Deportationen.<br />

Monsignor Tiso erhielt diesen Brief am 2. Jan. 1945 und antwortete am 10. Jan.<br />

langatmig. Er rief die Tatsache in Erinnerung zurück, daß bis zu jenem<br />

Zeitpunkt die Juden nicht behelligt worden wären, fügte jedoch hinzu, daß seine<br />

Regierung unter dem Eindruck des Aufstandes gezwungen sei, dem Druck<br />

nachzugeben, der ihr nunmehr auferlegt sei. Er beendete seine Ausführungen<br />

mit den Worten : ‚Um es zusammenzufassen : Es bleibt völlig wahr, daß wir uns<br />

bei der Lösung der jüdischen Frage bemüht haben, den Prinzipien der<br />

Menschlichkeit im vollen Ausmaß unserer Macht treu zu bleiben‘. Offizielle<br />

Hilfe für die Flüchtlinge in den ‚Bunkern‘ stand außer Frage. Die Delegation in<br />

Preßburg erreichte jedoch mit Unterstützung des slowakischen Roten Kreuzes<br />

und in den Provinzen der katholischen Kirche, sie mit Vorräten zu versorgen, die<br />

ihren Sprechern übergeben wurden und die gewährleisteten, sie während der<br />

letzten Monate des Krieges am Leben zu erhalten.<br />

<strong>Der</strong> Vertreter des Komitees war nicht in der Lage, die Erlaubnis zum Besuch<br />

des Lagers von Sered zu erhalten. Ihm wurde jedoch gestattet, das Lager von<br />

Marienka zu betreten, wo Juden fremder Nationalität interniert waren.<br />

Kroatien. — Vom Mai 1943 bis Ende 1945 gab die Delegation der jüdischen<br />

Gemeinde von Zagreb Hilfe und zwar in Form einer monatlich ungefähren<br />

Summe von 20.000 Schweizer Franken, die zu ihren Gunsten vom Joint<br />

Committee of New York gespendet worden war. Außerdem machte die<br />

Delegation ihr beträchtliche Mengen von Nahrungsvorräten, Kleidung und<br />

Medikamenten zugänglich. Im Oktober 1944 sperrten die deutschen Behörden<br />

auf den Grundlagen von Maßnahmen in den benachbarten Ländern die Juden<br />

von Zagreb ein und nahmen ihre Lebensmittelvorräte an sich. Die Delegation<br />

wurde sofort bei der kroatischen Regierung vorstellig und sorgte für die<br />

Rückgabe der Vorräte.<br />

Ungarn. — Wie in der Slowakei wurden die Juden relativ geschont, insofern als<br />

die Lokalregierung gewisse Handlungsfreiheiten hatte. Aber als der deutsche<br />

Druck vom März 1944 an geltend gemacht wurde, wurde die Lage der Juden<br />

kritisch. Die Beseitigung der Regierung Horthy im Oktober 1944 zugunsten<br />

einer an Deutschland gebundenen Regierung provozierte eine gefährliche Krise :<br />

Exekutionen, Plünderungen, Deportationen, Zwangsarbeit, Verhaftungen, —<br />

dies war das Los der jüdischen Bevölkerung, die grausam litt und viele an Toten<br />

verlor, vor allem in den Provinzen. Es war an diesem Punkt, als das Komitee, um<br />

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