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Der Jahrhundertbetrug

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ereits offen erklärte, „wir beschäftigen uns hier mit den<br />

Hauptkriegsverbrechern, die schon längst verurteilt sind“. 18<br />

Anfang Mai stimmte Truman den überarbeiteten Vorschlägen zu<br />

und ernannte Robert H. Jackson, Richter am Obersten Gerichtshof,<br />

für das bevorstehende Gerichtsverfahren zum Hauptankläger der<br />

USA und zum Vertreter der USA bei Verhandlungen mit<br />

ausländischen Regierungen, soweit sie mit dem zu bildenden Gericht<br />

befaßt waren. Am 6. Juni 1945 gab Jackson dem Präsidenten einen<br />

Zwischenbericht und Ende Juni richtete er mit seinem Stab eine<br />

Hauptgeschäftsstelle in London ein, in der viel Vorarbeit für das IMT<br />

geleistet wurde.<br />

Eine Schlüsselfigur in Jacksons Londoner Stab war Oberst Murray<br />

C. Bernay, welcher bereits frühzeitig zu jenen gehörte, die mit<br />

Kriegsverbrechensfragen befaßt wurden. Nachdem er 1915 in<br />

Harvard den akademischen Grad erworben hatte, begründete er eine<br />

Rechtsanwaltspraxis in New York. Im Jahre 1942 erhielt er sein<br />

Offizierspatent und im Oktober 1943 wurde er zum Chef der<br />

Sonder-Projekt-Abteilung des Personalamtes und des Generalstabes<br />

ernannt. Seine Hauptaufgabe in dieser Stellung bestand nur darin,<br />

Pläne für die Prozesse gegen die deutschen „Kriegsverbrecher“<br />

vorzubereiten. Nach jeder weiterführenden Verhandlung mit dem<br />

Weißen Haus und anderen revidierte er die Pläne entsprechend, so<br />

daß man annehmen konnte — wenn man seinen Worten Glauben<br />

schenkt —, er wäre der Autor des Planes, der gegebenenfalls<br />

durchgeführt werden sollte. Jedenfalls wurde Bernay kurz nach der<br />

Ernennung Jacksons mit dem Militär-Verdienstorden „Legion of<br />

Merit“ ausgezeichnet. Hier ein Auszug aus der Urkunde :<br />

„Indem er frühzeitig die Notwendigkeit erkannte, für die Probleme der<br />

Kriegsverbrecher und Kriegsverbrechen eine gesunde Grundlage zu schaffen,<br />

formulierte er das grundlegende Konzept für eine solche Politik und setzte<br />

zeitig und angemessen eine Aktion in Bewegung, die ihre Übernahme als<br />

Fundament einer nationalen Politik sicherstellte.“<br />

Im November 1945 ging Bernay in die USA zurück und trat<br />

anschließend sofort aus der Armee aus. Da damals beträchtliche<br />

Meinungsverschiedenheiten auf der höchsten Ebene über die<br />

Verfahrensweise bei diesen Kriegsverbrecherprozessen ausgetragen<br />

worden waren, ist es zweifelhaft, ob man Bernays Behauptungen<br />

Wert beimessen kann. Dennoch hat er zweifellos einen großen Anteil<br />

bei den Entwürfen für die Prozesse. Immerhin hatte man mit ihm<br />

sicherlich die richtige Wahl getroffen, denn es handelte sich um<br />

etwas völlig Neues : Um die Formulierung eines „gesetzlichen“<br />

Unterbaues für die Prozesse gegen die „Kriegsverbrecher“, zumal<br />

auch seine Ansichten über Gerechtigkeit etwas vollkommen Neues<br />

waren. Nach seiner Rückkehr in die USA hatte er eine Aussprache<br />

mit einigen Verlegern, die ihn als den „Mann hinter dem Steuer“<br />

bezeichneten, wobei er auf ihre Fragen, wie denn nun die „Jagd auf<br />

das Kroppzeug weitergeführt werden sollte“, antwortete : 19<br />

„Es gibt natürlich eine große Zahl nationalsozialistischer Verbrecher, die<br />

davonkommen, wenn die Razzien nicht wirksam durchgeführt werden. Aber<br />

wenn wir erst einmal verfügt haben, daß die SS eine kriminelle Organisation<br />

und eine Mitgliedschaft in ihr von vornherein kriminell ist, so werden die<br />

19

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