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Der Jahrhundertbetrug

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durchliest, obwohl diese Tatsache dort nicht besonders betont<br />

wird. 31<br />

Bestätigt wird diese Tatsache durch das bemerkenswerte Buch<br />

von Josiah E. DuBois, der bei der Strafverfolgung der NMT gegen<br />

die IG-Farben den Vorsitz führte, wie auch durch Berkmanns<br />

Buch über Marcus, das einige skizzenhafte Schilderungen über<br />

Marcus’ diesbezügliche Karriere bietet. 32<br />

Marcus war in erster Linie zum Chef der „War Crimes Branch“<br />

berufen worden, „um die Riesenaufgabe zu bewältigen, Hunderte<br />

von Vernehmern, Anwälten und Richtern“ für die NMT und die<br />

Fernost-Verfahren (Tokio) auszusuchen. Im Dezember 1946<br />

wurde DuBois ins Washingtoner Amt von Marcus gerufen, um die<br />

Möglichkeit durchzusprechen, ob DuBois die Anklage gegen<br />

höhere Angestellte des großen deutschen Chemie-Konzerns<br />

IG-Farben übernehmen wolle. DuBois zeigte sich unschlüssig und<br />

konferierte daher mit Marcus ausführlich über die dabei<br />

anfallenden Probleme. Eines der Probleme war, ob genügend<br />

Beweismaterial vorhanden wäre oder nicht, um die IG-Farben<br />

einer Verschwörung zur Vorbereitung eines Angriffskrieges<br />

anzuklagen, und wenn ja, welche politischen Rückwirkungen sich<br />

daraus ergeben. Sie besprachen die allgemeinen Vorteile, die eine<br />

Anklage gegen die IG-Farben mit sich bringen würde. Einen Punkt<br />

hob Marcus hervor : eine Anklage könnte klären, wie die IG-Farben<br />

es fertigbekommen haben, bestimmte Waffen in vollkommener<br />

Geheimhaltung herzustellen. Ein anderes Problem war : Wenn die<br />

IG-Farben Wirtschaftsführer freigesprochen werden würden, ob sie<br />

dann womöglich anfingen, für die Russen zu arbeiten. Dabei stellte<br />

sich heraus, daß Marcus über den IG-Farben-Konzern sehr detaillierte<br />

Kenntnisse hatte. Auf einmal wies er darauf hin, daß im<br />

nahen Alexandria/Virginia eine Riesenmenge IG-Farben-Berichte<br />

lagerte, was DuBois vergessen hatte, bis ihn weitere Ereignisse<br />

zwangen, sich im Verlaufe der Prozeßermittlungen daran zu<br />

erinnern.<br />

Sie sprachen auch über die benötigte Zeit für die Prozeßvorbereitungen.<br />

Marcus sagte : „Von mir aus können Sie<br />

hinübergehen, so kurz oder so lange Sie wollen“. DuBois meinte,<br />

daß er etwa wohl vier Monate benötigen werde; Marcus antwortete<br />

: „Ich habe keinerlei Einwendungen dagegen. Innerhalb<br />

weniger Tage werden Sie ein Telegramm von Telford Taylor<br />

erhalten, in dem er seine Einwilligung gibt.“<br />

Natürlich war Taylor in seiner Eigenschaft als Chef der Anklagevertretung<br />

in Europa. DuBois erwähnt Taylors Bemühungen um<br />

das IG-Farben-Verfahren. Auf den Vorschlag eines Mitgliedes<br />

seines Stabes, DuBois mit der Prozeßführung gegen die IG-Farben<br />

zu beauftragen, antwortete Taylor zustimmend (der betr.<br />

Stabsangehörige hatte während des Krieges unter DuBois im<br />

Schatzamt gearbeitet). Er gab die Empfehlung nach Washington<br />

weiter. Nachdem DuBois den Job angenommen hatte, wollte er<br />

gern Taylor sprechen, um dessen Zustimmung zu erhalten, daß er<br />

einen von DuBois ausgesuchten weiteren Mann in seinen Stab der<br />

Strafverfolgung aufnehmen könne. Die Zustimmung wurde erteilt.<br />

Taylor ging nach Paris, um vom französischen Kabinett die<br />

Auslieferung eines Spitzenfachmannes der IG-Farben zu erbitten.<br />

Taylor hielt die Eröffnungsrede im IG-Farben-Prozeß und kümmerte<br />

31

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