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Der Jahrhundertbetrug

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halts als „in Vorbereitung zum Transport“ befindlich bezeichnet<br />

wurden, so daß diese Familienlager eindeutig als Transitlager<br />

anzusprechen sind, jenen vergleichbar, die es in Belsen und<br />

Westerbork gab. Die Bestimmung solcher Transporte wurde<br />

angedeutet und wird in einem späteren Kapitel noch weiter<br />

behandelt werden.<br />

Viertens waren nur in Birkenau jene ungewöhnlich großen<br />

Einrichtungen zur Verbrennung der Toten hergestellt worden.<br />

Fünftens war es für einen sehr hohen Prozentsatz der Insassen von<br />

Birkenau ganz normal, nicht beschäftigt zu sein. In den zwei Jahren<br />

vom Sommer 1942 bis zum Sommer 1944 — so bemerkt Reitlinger —<br />

„war nur ein Bruchteil der halbverhungerten und an den<br />

verschiedensten Krankheiten leidenden Insassen von Birkenau<br />

beschäftigt gewesen“. Am 5. April 1944 wurden 15.000 der 36.000<br />

Insassen von Birkenau als „arbeitsunfähig“ angesehen, während von<br />

den 31.000 anderen Gefangenen des Auschwitzgebietes nur<br />

ungefähr 3.000 in diese Kategorie fielen. Einen Monat später wurden<br />

zwei Drittel der 18.000 Insassen des Birkenauer Männerlagers als<br />

„transportunfähig“, „arbeitsunfähig“ und „nicht zugewiesen“<br />

eingeteilt und in Kranken- und Quarantäneblocks eingewiesen. 86<br />

Das macht es natürlich unmöglich, die oft verkündete Annahme<br />

anzuerkennen, daß Krankheit, Arbeitsunfähigkeit oder die Verschickung<br />

nach Birkenau Tötung bedeutete. Diese Annahme ist besonders<br />

in Verbindung mit kranken Leuten geäußert worden, die von<br />

Monowitz nach Birkenau verlegt wurden; bestärkt wurde sie durch<br />

die Tatsache, daß die Kleidung solcher Lagerinsassen nach<br />

Monowitz zurückkam. Die Rückgabe der Bekleidung war natürlich<br />

der Tatsache zuzuschreiben, daß die Leute vom Haushalt der<br />

IG-Farben in den Haushalt der SS übernommen wurden. 87<br />

Sechstens gab es eine ungewöhnlich hohe Todesrate in Birkenau,<br />

wenn auch die Zahlen — ausgenommen für besondere Zeiten —<br />

einigermaßen schwer zu schätzen sind. Das erste insoweit<br />

bedeutende Ereignis ist die Typhusepidemie des Sommers 1942, die<br />

um den 1. August herum zur Schließung der Buna-Fabrik für die<br />

Dauer von zwei Monaten geführt hat. <strong>Der</strong> Hauptbeweis hierfür ist der<br />

WRB-Report, 88 es gibt aber noch zusätzliche Beweise : (1.) Typhusepidemien<br />

in der Gegend von Auschwitz stehen außer Frage. 89<br />

(2.) Die durch das holländische Rote Kreuz vorgelegten Unterlagen<br />

(Anhang C) belegen, daß die durchschnittliche Todesrate im<br />

Birkenauer Männerlager in der Zeit vom 16. Juli bis 19. August 1942<br />

bei etwa 186 Toten pro Tag lag, wobei die Zahlen gegen Ende dieser<br />

Periode bemerkenswert höher waren als zu Beginn. (3.) In<br />

Amsterdam gibt es einen Einzelband des Birkenauer Totenbuchs (es<br />

ist auch im Bericht des niederländischen Roten Kreuzes erwähnt).<br />

Dieser Band enthält Todesbescheinigungen für die fünf Tage vom 28.<br />

September bis 2. Oktober 1942. Die Zahl der Toten beträgt 1.500<br />

und die angegebenen Todesursachen entsprechen den typischen<br />

Bedingungen einer Typhusepidemie, wenn Reitlinger auch die<br />

registrierten Todesursachen wie „Herzmuskelschwäche“ und andere<br />

anscheinend als „erfundene . . . fantasievolle Diagnosen der<br />

Häftlingsärzte, die ihre Patienten vor der ‚Transportliste‘ oder der<br />

Phenolspritze zu retten suchten,“ ansieht. 90 Tatsächlich sind solche<br />

Todesursachen typisch für Typhuserkrankungen. Unter dem Stich-<br />

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