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Der Jahrhundertbetrug

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unterscheiden sich jene politisch motivierten Prozesse früherer Zeit<br />

durch das Fehlen einer jener hysterischen, publizistisch weltweit<br />

verbreiteten Atmosphäre und der hiermit synchron gesteuerten<br />

Geschichtsentstellungen, die das politische Gefüge eines ganzen<br />

Kontinentes tangieren. Bei früheren Prozessen jener Art handelte es<br />

sich zudem um wenige Opfer — man denke an Maria Stuart, Königin<br />

von Schottland, oder an Johanna von Orléans. Als weitere<br />

Präzedenzfälle bieten sich neben den Prozessen im Verlauf der<br />

französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts nur die<br />

Hexenprozesse des Mittelalters an. In den Hexenprozessen<br />

empfanden es die Angeklagten ebenfalls oftmals als tunlich, unter<br />

den für sie obwaltenden Umständen sich den Anklagen bis zu einem<br />

gewissen Grade zu unterwerfen. In vielen Fällen bot ein<br />

Teilgeständnis den einzig möglichen Verteidigungsversuch. Bei der<br />

Vollstreckung der Urteile sah man Szenen wie diese : 28<br />

„Auf einem Schafott standen die verurteilten Hexen, ein armseliges Häuflein,<br />

und auf einem anderen die Masse der Begnadigten. Die reuige Heldin, deren<br />

Geständnis verlesen wurde, machte vor nichts halt, so wild und<br />

unwahrscheinlich es auch sein mochte. An dem Sabbath aßen sie zerhackte<br />

Kinder; und als 2. Gang tote, aus ihren Gräbern geholte Zauberer. Kröten<br />

tanzten und sprachen, klagten verliebt über die Unfreundlichkeit ihrer<br />

Liebesgefährtinnen und holten den Teufel, sie zu schelten. Dieser begleitete<br />

die Hexen mit großer Höflichkeit nach Hause und leuchtete ihnen auf dem<br />

Weg mit dem flammenden Arm eines ungetauften Kindes . . . “ etc. etc.<br />

Auf diese Weise wurden Fantasie und Emotionen der Richter und<br />

des Volkes angefacht, und es gab sogar Mittel und Wege, dies noch<br />

weiter zu treiben, indem man behauptete, man sei eine Hexe und<br />

damit wisse man von dem Treiben gewisser anderer Hexen und<br />

kenne sich darin aus, wie man sie herausfinde usw.<br />

Sowohl bei den Hexenprozessen und den sog. „Kriegsverbrecherprozessen“<br />

wird mit hohen Zahlen von Opfern jongliert und<br />

mit einer unerschöpflichen Variationsbreite unglaublichster<br />

Beschuldigungen. Beide Arten verlaufen in eine Atmosphäre der<br />

Unwirklichkeit und Hysterie. Jener Mensch, der behauptet, bzw.<br />

jenen Glauben schenkt, die behaupten, ein moderner Staat habe in<br />

einem Zentrum der chemischen Industrie unter Verwendung eines<br />

Ungeziefermittels massenweise Menschen umgebracht, was durch<br />

den ständig gegenwärtigen Gestank vernehmlich gewesen sei, ist ein<br />

Äquivalent zu jenem, der in früheren Jahrhunderten jenen geglaubt<br />

hat, die behaupteten, Unglück brächten Leute, die mit Kröten<br />

sprächen und Geschlechtsverkehr mit dem Teufel betreiben etc.<br />

Ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Hexenprozessen<br />

und „Kriegsverbrecherprozessen“ besteht darin, daß die Folterung<br />

von Zeugen und Angeklagten in beiden eine Rolle gespielt hat.<br />

Historiker, die das Geschehen des Kriegsverlaufes 1939—1945<br />

untersuchen, haben, da sie wissen, daß es im Zusammenhang mit<br />

„Kriegsverbrecherprozessen“ zuweilen Folterungen gegeben hat, zu<br />

berücksichtigen, inwieweit hierdurch Aussagen manipuliert worden<br />

sind. Wurden derartige Vorgänge in den Dachauer Prozessen bereits<br />

angedeutet (I. Kap.), so hat sich Ähnliches im Belsen-Prozeß auf<br />

britische Veranlassung hin zugetragen : Joseph Kramer und andere<br />

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