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Der Jahrhundertbetrug

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Höß-Erklärung und besteht bis auf den heutigen Tag fort. Es war am<br />

5. Mai 1944, da Eichmann vermutlich den westlichen Alliierten über<br />

den Mittelsmann Joel Brand ein Tauschgeschäft „Lastwagen gegen<br />

Juden“ vorgeschlagen hatte. 9 Die anhaltende Hervorhebung der<br />

ungarischen Juden scheint sich daraus zu ergeben, daß sich die<br />

besondere Aufmerksamkeit seit 1960 auf die Aktivitäten von Adolf<br />

Eichmann richtete. Für den Ursprung dieses Eifers kann ich nur die<br />

Erklärung anbieten, daß die Probleme der ungarischen Juden mit der<br />

deutschen Besetzung Ungarns im März 1944 begannen, gerade zu der<br />

Zeit, da auch die amerikanische Kriegsflüchtlingsbehörde (War<br />

Refugee Board), die im Januar 1944 eingerichtet worden war, ihre<br />

Tätigkeit aufzunehmen begann. Ein beachtlicher Teil der<br />

Aufmerksamkeit des WRB war daher auf Ungarn ausgerichtet. 10<br />

Ziffer 4 : Höß legt den Beginn der Vergasungen in den Sommer 1941.<br />

Er wurde im Dezember 1943 zur Inspektion der Konzentrationslager<br />

in Oranienburg versetzt, weiß aber „auf Grund<br />

(seiner) weiterbestehenden Pflichten“, daß „diese Massenexekutionen<br />

fortgesetzt wurden“. Ein Wissen über wichtige Ereignisse in<br />

Auschwitz für die Zeit seiner Zugehörigkeit zur Inspektion der<br />

Konzentrationslager zu behaupten, erscheint einleuchtend. Bei einer<br />

Vernehmung als Zeuge bekundete Höß jedoch, er sei im Sommer<br />

1941 direkt zu Himmler befohlen worden und habe bei der<br />

damaligen Unterredung als KZ-Kommandant vom Reichsführer-SS<br />

unmittelbar den Befehl zur Vernichtung der Juden erhalten — mit<br />

der Auflage, er solle hierüber unbedingt „strengstes Stillschweigen“<br />

bewahren und nicht einmal seinen unmittelbaren Vorgesetzten<br />

Glücks herausfinden lassen, was er tue. Glücks — um es geradeheraus<br />

zu sagen — war zu jener Zeit der Inspekteur der Konzentrationslager<br />

und unterstand unmittelbar dem Reichsführer-SS. 11<br />

Ziffer 6 : Höß behauptet, „ihm sei im Juni 1941 befohlen worden, in<br />

Auschwitz Einrichtungen für Vernichtungsmöglichkeiten zu<br />

schaffen“. Damit wiederholte er das bereits unter Ziffer 4<br />

mitgeteilte Datum, und in seiner Zeugenaussage zur Unterstützung<br />

seines Affidavits griff er erneut auf dieses Datum zurück. Es scheint<br />

also kein Zweifel daran möglich, daß Höß wissentlich und<br />

wohlüberlegt den Sommer 1941 als Beginn der Judenvernichtung<br />

angab und daß sich ein Fehler hier nicht eingeschlichen haben kann.<br />

Ebenso bezeugt Höß, daß zur Zeit des Himmler-Befehls die<br />

KZ-Inspektion (Glücks) Himmler „unmittelbar unterstellt“ war.<br />

Dies könnte nur vor März 1942 gewesen sein, denn dann übernahm<br />

Oswald Pohl, Chef des WHVA (Wirtschafts- und Verwaltungs-<br />

Hauptamt, — Ziffer 3), die KZ-Inspektion, und Glücks wurde Pohl<br />

unterstellt, der seinerseits Himmler unterstand. Vor dem Monat<br />

März 1942 scheint die KZ-Inspektion eine selbständige Organisation<br />

gewesen zu sein und wird unmittelbar Himmler unterstanden haben,<br />

obgleich sie Verbindungen sowohl zu Heydrich als auch zu Jüttners<br />

Führungshauptamt hatte. Höß war natürlich mit dieser verwaltungsmäßigen<br />

Gliederung vertraut, da Pohl Ende April 1942 eine<br />

Zusammenarbeit aller KZ-Kommandanten und Führungskräfte der<br />

KZ-Inspektion zu deren Unterrichtung veranlaßt hatte. 12<br />

Dessen ungeachtet besteht Reitlinger aus bestimmten, später noch<br />

erkennbar werdenden Gründen darauf, daß Höß den Sommer 1942<br />

— und nicht 1941 — gemeint habe. Zunächst setzt die Höß-Erklärung<br />

voraus, daß der Treblinka-Besuch nach den großen Deportationen<br />

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