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Der Jahrhundertbetrug

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schicken mußte. Ich habe diese Wachoffiziere, die ich losschickte, nie<br />

wiedergesehen.<br />

Ich machte Pohl klar, daß ich mehr Decken und mehr Betten benötigte, und er<br />

stimmte mir darin zu, daß in dieser Sache, wie in den anderen auch,<br />

unverzügliche Abhilfe geschaffen werden müsse. <strong>Der</strong> Lagerarzt und der<br />

Verwaltungschef haben auch mit Pohl gesprochen. <strong>Der</strong> Verwaltungschef wies<br />

auf seine Schwierigkeiten mit der Lebensmittelversorgung hin, wohingegen der<br />

Dr. zufrieden war, da er gerade eine neue Lieferung an Medikamenten für seine<br />

Vorräte erhalten hatte. Pohl hielt seinen Posten in Berlin ungefähr zwei Jahre.<br />

Glücks war dort sehr viel länger, da er bereits unter Eicke gearbeitet hatte. Eicke<br />

wurde später an die Westfront versetzt und danach an die Ostfront, wo er<br />

gefallen ist.<br />

Ich weiß nicht, welcher Nationalität die Häftlinge in Belsen waren, da sie<br />

keine Personalpapiere mitgeschickt bekommen hatten, und die einzige Prüfung<br />

ging nach Zahlen. Ich kann daher nicht sagen, ob unter den Häftlingen Briten<br />

waren, aber es ist möglich, daß da welche waren. Ich habe niemals von einem<br />

Häftling namens Keith Meyer gehört, der ein Brite war.<br />

Das weibliche Lagerpersonal stieg in gleichem Maße wie das des männlichen<br />

Personals, da weibliche Aufseherinnen mit Frauentransporten aus dem Osten<br />

kamen. Alle Frauen im Lager unterstanden genau wie die Männer, meinem<br />

Befehl. Zwanzig bis zweiundzwanzig Aufseherinnen waren noch im Lager, als<br />

die Alliierten kamen, und ungefähr 26.000 weibliche Häftlinge. Wenn ich keine<br />

Beschwerden von den Häftlingen selber erhielt, hatte ich keine Mittel, um<br />

festzustellen, welche Behandlung durch die weiblichen Aufseherinnen für<br />

richtig gehalten wurde, aber ich hatte zu diesen volles Vertrauen. Die einzige<br />

Kritik, die ich zu äußern hatte, war die, daß sie mit den weiblichen Häftlingen<br />

etwas zu familiär umgingen. Ich hatte das gleiche Vertrauen zu den männlichen<br />

Wachen. Sie waren 100%ig korrekt und ich habe nie Beschwerden von den<br />

Häftlingen gehört. Im Februar oder März 1945 — das genaue Datum weiß ich<br />

nicht mehr — kam die Oberaufseherin Volkenrath und wurde als Leiterin der<br />

weiblichen Aufseherinnen eingesetzt. Ich hatte volles Vertrauen zu ihr.<br />

Es stand ein Krematorium im Lager, und solange wie Koks geliefert wurde,<br />

wurden alle Leichen eingeäschert. Als es keinen Koks mehr gab, wurden sie in<br />

Massengräbern beerdigt. Ich habe in den Lagern, in denen ich gewesen bin,<br />

niemals einen Beamten des Roten Kreuzes gesehen. Ich kann nicht sagen,<br />

warum nicht. Wenn ein Rote-Kreuz-Beamter gekommen wäre, hätte ich sofort<br />

Berlin angerufen, um zu fragen, ob ihm gestattet würde, das Lager zu betreten,<br />

da niemand ohne Genehmigung von Berlin ins Lager durfte. Welche Antwort ich<br />

bekommen hätte, kann ich nicht sagen.<br />

Für keines der Konzentrationslager, in denen ich gewesen bin, hat es<br />

feststehende Weisungen aus Berlin gegeben wie beispielsweise : a) die Größe des<br />

Raumes, der einem einzelnen Häftling zustand; b) hygienische Maßnahmen oder<br />

c) Arbeitsbedingungen. Das war völlig dem Kommandanten überlassen. Ich<br />

kann mich an keine Dauerbefehle oder Weisungen aus Berlin erinnern mit<br />

Ausnahme hinsichtlich Lagerbesuchern oder Bestrafungen. In allen anderen<br />

Dingen hatte der Kommandant völlig freie Hand. Als das Lager Belsen<br />

schließlich von den Alliierten übernommen wurde, war ich ganz zufrieden, daß<br />

ich alles in meinen Kräften Stehende getan hatte, den Umständen entsprechend<br />

die Zustände im Lager zu beheben.<br />

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