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Der Jahrhundertbetrug

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war. Ich weiß seinen Namen nicht mehr. Sein Titel war Regierungsrat. Im ersten<br />

Transport befanden sich ungefähr 1.300 bis 1.400 Häftlinge. Glücks sagte<br />

während unseres Gespräches in Berlin zu mir : „Es ist beabsichtigt, Belsen in ein<br />

Lager für kranke Häftlinge umzuwandeln. Dieses Lager soll alle kranken<br />

Häftlinge und Internierten aus allen Lagern in Nord- und Nordwest-<br />

Deutschland aufnehmen, und auch alle kranken Personen unter diesen<br />

Häftlingen, die entweder in Firmen oder in Industrieunternehmen arbeiten“. Er<br />

bezog sich auf Arbeitseinsatzstellen, was sich auf die Häftlinge bezieht, die<br />

Landwirten oder Industriefirmen, Kohlenbergwerken und den Steinbrüchen zur<br />

Arbeit zugeteilt waren und für die innerhalb der jeweiligen Arbeitsstätten<br />

Sonderlager eingerichtet worden waren. Verantwortlich für die Ernährung und<br />

Unterbringung sind allein die jeweiligen Arbeitgeber. Zuständig für die<br />

Verwaltung blieben die jeweiligen Stammlager. Er sagte : „Es gibt eine<br />

beträchtliche Zahl von Häftlingen, die für Industriefirmen arbeiten und krank<br />

oder physisch ungeeignet für die ihnen zugeteilte Arbeit sind. Alle die Häftlinge<br />

sollen im Lager Belsen zusammengezogen werden. Das bürdet den betreffenden<br />

Firmen unnötige Schwierigkeiten auf, und daher müssen diese Häftlinge verlegt<br />

werden. Welche Häftlinge und wie viele Belsen eventuell fassen kann, kann ich<br />

Ihnen im Moment nicht sagen, weil das erst des weiteren ausgearbeitet werden<br />

muß. Allgemeine Regel soll sein, daß jeder Häftling, der wegen Krankheit länger<br />

als 10 oder 14 Tage von der Arbeit wegbleibt, nach Belsen verlegt werden soll.<br />

Wenn und wann sich diese Häftlinge in Belsen erholt haben, werden sie zu neuen<br />

Gruppen aufgestellt und zu neuen Arbeiten ausgeschickt oder an ihre alten<br />

Arbeitsplätze verbracht, was eben dann praktischer ist. Wie Sie sehen, ist das<br />

eine sehr große Aufgabe für Sie. Ich schlage vor, Sie fahren jetzt nach Belsen, um<br />

sich das Lager anzusehen und auch herauszufinden, wie Sie zurechtkommen.<br />

Wenn Sie Unterstützung brauchen, können Sie entweder wieder nach Berlin<br />

kommen oder schreiben“.<br />

Hiermit war die Arbeitsbesprechung zu Ende. Glücks fragte mich dann, wie es<br />

meiner Frau [und] meinen Kindern gehe, und ich erkundigte mich nach dem Befinden<br />

seiner Familie. Auch fragte ich, ob es möglich sei, daß ich, wenn ich Belsen<br />

übernähme, meine Familie mitnehmen könne. Er sagte mir, ich müsse nach<br />

Belsen gehen und es mir ansehen. Wenn ich eine geeignete Behausung fände,<br />

sollte ich ihm schreiben und er würde den Umzug meines Haushalts genehmigen.<br />

Diese Unterredung fand zwischen Gruppenführer Glücks und mir statt, es war<br />

niemand anders anwesend. Dieses waren die einzigen Weisungen, die ich erhielt,<br />

und ich habe nicht nach mehr gefragt. Ich glaube nicht, daß ich noch mehr<br />

Weisungen brauchte und war ganz zufrieden mit meinen Befehlen.<br />

Nach dem Gespräch mit Glücks sprach ich noch mit drei Offizieren, die ich<br />

persönlich kannte. Es waren : Standartenführer Maurer (er war zuständig für die<br />

Zuteilung von Häftlingen für Lager und Arbeit); Hauptsturmführer Sommer (er<br />

arbeitete in Maurers Abteilung); und Sturmbannführer Burger (er war der Mann,<br />

der die Aufsicht über die Verwaltungen in den verschiedenen Konzentrationslagern<br />

führte). Ich habe mit keinem der drei oben erwähnten Personen über<br />

dienstliche Dinge gesprochen. Es waren Freunde von mir, und da ich gerade im<br />

Haus war, ging ich in ihre Büros, um Guten Tag zu sagen. <strong>Der</strong> führende Arzt war<br />

ein Standartenführer Dr. Lolling. Er war der zuständige Amtsarzt für alle<br />

Konzentrationslager. Ich kann mich an keine Namen anderer Leute erinnern,<br />

aber ich erinnere mich an diese Namen, weil sie entweder die Lager aufsuchten<br />

oder ich sah ihre Namen auf verschiedenen Schreiben aus dem Ministerium.<br />

Ich fuhr dann nach Belsen, wo ich von Obersturmführer Schaaf empfangen<br />

wurde. Er war der für die Verwaltung zuständige Offizier. Am nächsten Morgen<br />

ging ich ins Büro und lernte Sturmbannführer Haas, den Kommandanten<br />

kennen, welcher wußte, daß ich aus Berlin kam, um das ganze Lager Belsen zu<br />

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