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Der Jahrhundertbetrug

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um sich einer Augenoperation zu unterziehen. <strong>Der</strong> Prozeß wurde auf<br />

den 3.7.1972 vertagt. Wagner erschien im Gericht, aber mit Krücken,<br />

kaum fähig, seinen Platz zu erreichen, stöhnend vor undefinierbaren<br />

Schmerzen. Ein weiterer Termin wurde für Oktober 1972<br />

ausgemacht, doch schien sich Wagner nicht erholt zu haben, so daß<br />

das Gericht den Fall auf unbestimmte Zeit verschoben hat. Gegen<br />

Ende des Jahres 1975 lebte Wagner in ruhiger Zurückgezogenheit in<br />

einer Vorstadt von Düsseldorf. 17<br />

So viel zu den Dokumenten-Belegen, die die Vernichtungsbehauptungen<br />

gegenüber den ungarischen Juden stützen. Wagner und v.<br />

Thadden sind ebenso wie Höß und andere den „neuen<br />

Meistersingern von Nürnberg“ gefolgt, aber sie taten es<br />

augenscheinlich in einer intelligenten Form, seitdem sie vor<br />

Verfolgung sicher waren. In diesem Zusammenhang dürfte ein<br />

detailliertes Studium der Dokumente durch einige Experten sehr<br />

lohnend sein. Z. B. der Ausdruck „nach Deutschland“ in NG-2262<br />

klingt für mich ebenso sonderlich wie mir „to America“ in einem<br />

offiziellen State Department Document erscheinen würde, doch bin<br />

ich nicht der angemessene Richter in dieser Angelegenheit. In jedem<br />

Fall trugen Wagner und v. Thadden ein Wissen über die Existenz<br />

gefälschter Dokumente mit sich, was andere nicht besaßen. So war<br />

z. B. auch Höß in totaler Abhängigkeit von der Gnade der Alliierten.<br />

Ich habe nicht alle Dokumente der NG-Serie geprüft; deren gibt es<br />

mehr als 5.000. Und daher kann ich nicht die Möglichkeit oder sogar<br />

Wahrscheinlichkeit zurückweisen, daß darüber hinaus noch weitere<br />

existieren. Es ist auch möglich, daß einige auch mit einigem<br />

Gekritzel versehen worden waren, von dem man dann sagte, es seien<br />

Initialen, worauf ich keine unmittelbare Antwort weiß. Jedoch hat<br />

das Studium der Dokumente recht tiefschürfend zu sein, will man<br />

den Forschungszweck erreichen. Ich ging weit über jene Dokumente<br />

hinaus, auf die Hilberg und Reitlinger verwiesen haben, weit genug,<br />

um mich dreimal von der grundlegenden Abhängigkeit zwischen<br />

diesen Belegunterlagen und der Nachkriegszusammenarbeit v.<br />

Thadden und Wagner mit den Alliierten zu vergewissern.<br />

Wagner und v. Thadden waren nicht die einzigen Deutschen, die<br />

mit den ungarischen Juden zu tun hatten und die auf geheimnisvolle<br />

Weise vor Verfolgung bewahrt geblieben waren. SS-General Otto<br />

Winkelmann, Hoher SS- und Polizeiführer für Ungarn und<br />

Befehlshaber aller SS-Operationen in Ungarn, war ebenfalls ein<br />

Zeuge der Anklage im Fall 11. SS-Standartenführer Kurt Becher,<br />

Repräsentant des SS-Führungshauptamtes in Ungarn (und somit<br />

von Himmler), diente der Anklage beim IMT. In der Tat stand<br />

niemand dieser Führungskräfte, die fraglos mit deutschen<br />

Maßnahmen gegenüber den ungarischen Juden zu tun hatten oder<br />

hätten haben müssen, ganz gleich, um welche es sich immer<br />

gehandelt haben mag, vor Gericht in Nürnberg oder anderswo (mit<br />

Ausnahme von Eichmann). Eichmann wurde bei den Nürnberger<br />

Prozessen vermißt, und die anderen legten für die Anklage gegenüber<br />

jenen Zeugnis ab, die allenfalls am äußersten Rande hätten beteiligt<br />

sein können.<br />

Niemand sollte überrascht sein, die schmutzigsten Praktiken<br />

hinter diesen Prozessen zu entdecken. Wir haben gesehen (vergl.<br />

S. 21—26), daß bei den Methoden, „Beweise“ zu produzieren, keine<br />

ethischen Grenzen respektiert wurden. Wir sollten daher einen<br />

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