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Der Jahrhundertbetrug

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eine beträchtliche Anzahl britischer Kriegsgefangener gab. 46 Das<br />

NMT-Urteil lautete dahingehend, daß die Beschäftigung britischer<br />

Kriegsgefangener dort nicht gegen die Genfer Konvention verstoßen<br />

habe, da die Buna-Herstellung letztlich friedlichen Zwecke diene. 47<br />

Offensichtlich war das Rote Kreuz derselben Auffassung, denn<br />

obwohl es sich der besonderen Situation bewußt war, erwähnt es die<br />

Beschäftigung britischer Kriegsgefangener nicht in seinem späteren<br />

Bericht über die Probleme, die ihr während des Krieges im Hinblick<br />

auf die Verwendung von Kriegsgefangenen als Arbeitskräfte für<br />

kriegsbezogene Produktion begegnet sind. 48<br />

Die typische Lagerstärke von Auschwitz I war 20.000, von<br />

Birkenau 35.000 (darunter 30—60% Frauen) und von Auschwitz III<br />

= 15.000. Durch seine weite Ausdehnung war Auschwitz bei weitem<br />

die größte Ansammlung von Konzentrationslagern im deutschen<br />

System. Das zweitgrößte war Sachsenhausen bei einer Aufnahmefähigkeit<br />

von 26.500. 49 Daneben gab es viele freie Arbeiter, die in<br />

dem erweiterten Gebiet wohnten. Um ein Beispiel anzuführen : Bei<br />

den IG-Farben arbeiteten weniger als 30% Gefangene, mehr als die<br />

Hälfte bestand aus Fremdarbeitern, die sich freiwillig verpflichtet<br />

hatten, und die übrigen etwa 20% waren deutsche Kräfte. 50<br />

Auschwitz I war die Verwaltungsstelle für sämtliche SS-Aufgaben<br />

in Auschwitz. Diese waren : Bewachung, Verpflegung, Kleidung,<br />

Unterkunft, Freizeitgestaltung, Aufrechterhaltung der Disziplin<br />

unter den Gefangenen, aber auch die ärztliche Versorgung. In<br />

Auschwitz betrug die Arbeitszeit gemäß dem Standard der übrigen<br />

deutschen Konzentrationslager 11 Stunden täglich an 6 Tagen in der<br />

Woche mit Sonderarbeit am Sonntagmorgen im Notfall. 51 Bei der<br />

starken Belegung von Auschwitz gab es eine genügende Auswahl an<br />

Fähigkeiten, um verschiedene Aktivitäten zu entwickeln, die der<br />

Erholung dienten : Theatervorstellungen, Konzerte, Kabarett, Kino<br />

und Athletikwettkämpfe. Auch ein Bordell gab es für die<br />

männlichen Insassen, ausgestattet mit professionellen Prostituierten.<br />

52 Auf die ärztliche Betreuung komme ich später zu<br />

sprechen.<br />

Die Versorgung mit so weitgefächerten Dienstleistungen<br />

erforderte natürlich erhebliche Geldmittel, die die Arbeitskräfte<br />

beschäftigenden Firmen der SS durch entsprechende Zahlungen<br />

liefern mußten. <strong>Der</strong> übliche Satz je Arbeitskraft und Tag scheint 4—6<br />

RM und höher gewesen zu sein. 53 So wurden die Häftlinge nach den<br />

Grundsätzen von Himmlers bürokratischen und ökonomischen<br />

Richtlinien behandelt, und demgemäß wurde diese Quelle<br />

zusammen mit den dazugehörigen Maßnahmen wie Verpflegung,<br />

Bekleidung usw. eifersüchtig bewacht. Die IG-Farben waren trotz<br />

allem groß genug, um für ihre Monowitz-Belegschaft eine<br />

Sonderstellung herauszuholen : Den IG-Farben war die Betreuung<br />

der Gefangenen voll zugestanden und dementsprechend war die<br />

Zahlung an die SS herabgesetzt. Das führte zu vorauszusehenden<br />

Mißhelligkeiten zwischen der SS und den IG-Farben. Die SS<br />

beschwerte sich darüber, daß die Gefangenen geschlagen oder<br />

anderweitig mißhandelt würden, außerdem über unhygienische<br />

Zustände im Monowitzer Hospital. Daraufhin wurde 1/5 der im<br />

dortigen Hospital erfaßten Leute entlassen und nach Birkenau<br />

überstellt. Als Antwort zahlten die IG-Farben nicht mehr die<br />

57

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