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Der Jahrhundertbetrug

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Reitlinger benutzt den WRB-Bericht als Quelle. Dies ist nicht<br />

völlig gerechtfertigt, aber auch nicht ganz ohne Berechtigung. Man<br />

muß annehmen, daß vieles von dem Material wahr ist. Die<br />

Kompetenz der Verfasser steht außer Frage. Dennoch muß man in<br />

dieser Hinsicht vorsichtig sein und darf nur das akzeptieren, was<br />

durch Vernunft oder unabhängiges Beweismaterial erhärtet wird.<br />

Sieht man die subjektive und propagandistische Rolle des Berichts<br />

als gegeben an, denkt jedoch daran, daß ein gut organisierter<br />

Schwindel notwendigerweise viele gültige Tatsachen enthält, so ist<br />

dieses durchaus vertretbar.<br />

Man kann recht genau die Wege beschreiben, über die<br />

Informationen aus dem Lager flössen. In Fällen, da es bedeutende<br />

industrielle Aktivität gab, kamen die Lagerinsassen unvermeidlich<br />

mit vielen Menschen in Kontakt, die keine Häftlinge waren<br />

(Firmenangestellte, Eisenbahner etc.), und diese Beziehungen<br />

bildeten die Grundlage für ein ausgedehntes System heimlicher<br />

Mitteilungskanäle. Auschwitz bot natürlich zahlreiche und<br />

ausgezeichnete Gelegenheiten für solche Verbindungen, und durch<br />

die kommunistische Organisation bestanden viele sehr gangbare<br />

Kanäle zu den Untergrundzentren, besonders im nahegelegenen<br />

Krakau. Informationen über das Lager, zu denen auch, wie<br />

behauptet wird, Durchschläge von aus Berlin oder Oranienburg<br />

kommenden Befehlen gehörten, gingen ständig aus Auschwitz<br />

hinaus. Diese Kanäle wurden gleichermaßen benutzt, um Dinge wie<br />

Geld, Medikamente und gefälschte Papiere in das Lager zu senden.<br />

Überdies waren die Kommunisten für verbotenes Rundfunkhören in<br />

allen Lagern weitgehend organisiert. Wenn sie Empfänger besaßen,<br />

so hatten sie auch Sender. Zeugen haben ausgesagt, daß<br />

Lagerinsassen Rundfunksender besaßen, und Reitlinger glaubt, daß<br />

die Auschwitz-Häftlinge Sender hatten. 41<br />

Um in die Informations- und Propagandakanäle hineinzuleuchten,<br />

muß man das War Refugee Board (Kriegsflüchtlingsamt in den USA)<br />

und das OSS (Office of Strategic Services, ein geheimer<br />

US-Nachrichtendienst) beachten. Das WRB unterhielt ständige<br />

Verbindung mit den Vorgängen in Ungarn, selbst noch nach der<br />

deutschen Besetzung im März 1944. Es hatte z. B. einen Agenten<br />

Raoul Wallenberg im diplomatischen Korps Schwedens, und es<br />

bestanden auch noch weitere Kontakte durch jüdische Organisationen.<br />

Jüdische Führer in Budapest waren ständig in Fühlung mit<br />

jenen in der Slowakei, diese wiederum mit dem polnischen<br />

Judentum, insbesondere u. a. in Krakau. 42<br />

Vielleicht noch bedeutender als das WRB, wenn seine Rolle in dem<br />

Schwindel auch nicht annähernd so offenkundig ist, war das Office<br />

of Strategic Services (Amt für strategische Dienste), der Vorgänger<br />

des CIA (Central Intelligence Agency = Zentrale Nachrichtenagentur).<br />

Das OSS ist zu Beginn des Zweiten Weltkrieges unter<br />

Leitung des Generals William Donovan errichtet worden. Seine<br />

Aufgaben waren Nachrichten politischer Natur (z. B. Sabotage,<br />

Propaganda, Guerilla- bzw. Partisanenkampf) im Unterschied zu<br />

konventionelleren Formen der militärischen Nachrichtendienste,<br />

deren Tätigkeit in etwa den Aktivitäten des deutschen SD ähneln<br />

könnten, oder auch der Abwehr, obwohl hochgestellte Persönlichkeiten<br />

in Washington darüber klagten, daß der OSS sich<br />

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