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Der Jahrhundertbetrug

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Einwände zu überwinden. Im Juli 1943 hieß es, es würden für die<br />

rumänischen Juden Bestechungsgelder in Höhe von 170.000 Dollar<br />

gefordert, und Finanzministerium wie Weltjudenkongreß schlugen<br />

vor, rumänisch-jüdische Geschäftsleute könnten das Bestechungsgeld<br />

aufbringen, wenn man es ihnen nach dem Krieg mit in der<br />

Schweiz deponierten Geldern zurückerstatten würde. Jedoch die<br />

britischen Einwände gegen die Zulassung von Juden in Palästina<br />

standen fest. Die Bemühungen, die Juden in andere Bestimmungsländer<br />

zu leiten, scheiterten an der Gegnerschaft der dafür in<br />

Frage kommenden Länder und auch an den Einwanderungsbestimmungen<br />

der USA.<br />

Das US-Außenministerium, insbesondere J. Breckenridge Long<br />

und seine Mitarbeiter, hielten all das Gerede über „Vernichtungen“<br />

für nichts anderes als Erfindungen der Kriegspropaganda, dem<br />

gleichen Geiste erwachsen wie im Ersten Weltkrieg. Sie erwogen<br />

hingegen fortwährend Vorschläge, „die vernichteten Menschen“ aus<br />

Europa hinauszubringen. Erst im Januar 1944 unternahm das<br />

Außenministerium Schritte, die Juden zu ermutigen, Polen zu<br />

verlassen und nach Ungarn zu gehen. Long schrieb, bei seiner<br />

Unterstützung der Vorschläge von Wise bestünde die Gefahr, daß<br />

„Hitlers Anschuldigungen berechtigt erscheinen könnten, wir kämpften<br />

diesen Krieg wegen und auf Betreiben und Weisung unserer jüdischen Bürger.“<br />

Das State Department hielt das alles für sinnlos und für<br />

unvereinbar mit den Erfordernissen einer optimalen Kriegsanstrengung.<br />

Long schrieb :<br />

„Wise setzt immer eine so scheinheilige Miene auf und plädiert dann für die<br />

‚Intellektuellen und tapferen Geister, Flüchtlinge vor den Folterungen der<br />

Diktatoren‘ oder mit ähnlich auf Wirkung abgestimmten Worten. Natürlich<br />

gehörte nur ein unendlich kleiner Bruchteil der Einwanderer zu jener<br />

Kategorie — und einige davon sind sicher deutsche Agenten . . . Ich habe nicht<br />

auf die ‚Navemar‘ angespielt, ein Frachtschiff auf der Fahrt von Lissabon nach<br />

Havanna und New York, das mit Passagierkabinen nur für 15 Personen<br />

ausgestattet, aber mit 1.200 armen Juden an Bord auf und unter Deck mit<br />

keinerlei sanitären Einrichtungen, ohne Bedienung, ohne Küchen, zu 700.— bis<br />

1.500.— Dollar pro Nase, vier schon tot, bevor Bermuda erreicht wurde, sechs<br />

dort ins Krankenhaus verbracht, wovon einer starb, Opfer der Gier ihrer<br />

Mitmenschen, — nicht Opfer der Politik Deutschlands oder der Vereinigten<br />

Staaten. Das Schiff ist eine Gefahr für die Gesundheit in jedem Hafen, wo es<br />

anlegt und eine Schande für die menschliche Gier, die das ermöglicht. Aber<br />

darauf habe ich in meiner Antwort an Rabbi Wise nicht angespielt. Jeder<br />

dieser Männer haßt mich. Ich bin für sie die Verkörperung einer Nemesis. Sie<br />

alle meinen, daß jede Person, ganz gleich woher, ein Recht darauf hat, in die<br />

Vereinigten Staaten zu kommen. Ich bin der Ansicht, daß niemand irgendwo<br />

ein Recht hat, die Vereinigten Staaten zu betreten, wenn es die USA nicht<br />

wünschen.“<br />

Das State Department verschleppte die Sache entweder, oder aber<br />

sabotierte das vorgeschlagene Projekt tatkräftig. Gegen Ende des<br />

Sommers 1943 wurde bekannt, daß 6.000 jüdische Kinder aus<br />

Frankreich herausgebracht werden können, und diese Möglichkeit<br />

spielte in das Problem hinein.<br />

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