01.11.2013 Aufrufe

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Forderungen nach Arbeitskräften aus dem Ghetto, und der Judenrat<br />

stellte dann Listen von Ghettoinsassen auf, die sich zu stellen hatten.<br />

Auch bestanden in den großen Ghettos Widerstandsorganisationen,<br />

sogar meist gut bewaffnet, deren Mitglieder den Judenrat vielfach als<br />

aus deutschen Helfern bestehend ansahen. 22<br />

Dawidowiczs Buch befaßt sich in mehreren Kapiteln mit den<br />

Zuständen in den polnischen Ghettos. Obwohl die Deutschen<br />

unmittelbar nach der Besetzung Polens die jüdischen Schulen<br />

geschlossen hatten, wurde dieses Verbot wieder aufgehoben, und<br />

jüdische Kinder erhielten bald einen im wesentlichen regelmäßigen<br />

Unterricht, entweder in privat betriebenen Schulen oder solchen, die<br />

den Judenräten unterstanden. Kulturelle Veranstaltungen —<br />

Literatur, Theater, Musik — trugen dazu bei, die dunkle Seite des<br />

Ghettolebens erträglicher zu gestalten. Die jüdische Wohlfahrtorganisation<br />

ZSS (Mitte 1942 von den Deutschen aufgelöst, jedoch<br />

kurz darauf als JUS neu gebildet) bezog Lebensmittel, Bekleidung<br />

sowie Medikamente von der deutschen Zivilverwaltung, hielt auch<br />

über das Deutsche Rote Kreuz Kontakt mit ausländischen<br />

Organisationen, die ihrerseits Geld und sonstigen Bedarf lieferten.<br />

Vor Kriegseintritt der USA kam der größte Teil solcher<br />

ausländischen Spenden vom „Joint Distribution Committee“ in<br />

New York, doch war dies nach dem Dezember 1941 nicht mehr<br />

möglich.<br />

Trotz des geschützten Status der ZSS-JUS deckte diese auch<br />

manche illegale Aktivität. Die verschiedenen politischen Organisationen<br />

der Sozialisten, Kommunisten, Zionisten, Agudisten<br />

standen mit den dortigen Widerstandsbewegungen in Verbindung,<br />

deren Umtriebe sich von aktiver Sabotage bis zur Lügenpropaganda<br />

und gelegentlich auch bis zum bewaffneten Aufstand erstreckten.<br />

Die Vernichtungspropaganda setzte in Untergrund-Schriften etwas<br />

eher ein, als der Weltjudenkongreß damit begann (siehe Anhang E).<br />

Doch die jüdische Bevölkerung glaubte nicht daran, weil jene<br />

Propaganda durch ihre Erfahrungen nicht bestätigt wurde. Briefe<br />

von nach dem Osten verbrachten Juden beruhigten Freunde und<br />

Verwandte. Z. B : So schreibt Lucy Dawidowicz in ihrem<br />

Einführungskapitel im Hinblick auf die Probleme, die sich für die<br />

historische Forschung durch die „Massenvernichtung“ ergeben :<br />

„Ein Hindernis bildete die Unzulänglichkeit jüdischer Dokumentation trotz<br />

der gewaltigen Mengen . . . Das Fehlen ausschlaggebender Anhaltspunkte in<br />

den Unterlagen mag sich durch das unheilvolle Obwalten von Terror und<br />

Zensur erklären. Doch durch das Fehlen von Beweismaterial, das die<br />

Vorgänge untermauert oder bestreitet, wird der Historiker niemals mit<br />

Sicherheit erfahren, ob dieser Mangel die Folge einer angeordneten<br />

Entscheidung ist, diese Dinge nicht zu behandeln, oder ob es lediglich die<br />

Konsequenz kluger Vorsicht war, solche Dinge unerwähnt zu lassen. <strong>Der</strong><br />

Terror war so nachhaltig, daß sogar private persönliche Aufzeichnungen,<br />

jiddisch oder hebräisch abgefaßt, mit Umsicht und Rückgriff auf die Bibel und<br />

den Talmud als Form esoterischer Ausdrucksweise und selbst auferlegter<br />

Verschwiegenheit geschrieben worden sind.“<br />

Wie aus allen Arbeiten über die deutsche Bevölkerungspolitik in<br />

Polen klar hervorgeht — z. B. auch bei Dawidowicz und Koehl —<br />

gab es unter den Juden im Einklang mit der generellen deutschen<br />

282

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!