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Der Jahrhundertbetrug

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Länder erreichen, und daß sie für solche Leute Behelfsunterkünfte als<br />

Flüchtlinge finden werde, wo sie in Sicherheit leben mögen. Die Regierungen<br />

der neutralen Länder sind von diesen Versicherungen in Kenntnis gesetzt<br />

worden, und sie wurden ersucht, Juden aus Ungarn, die ihre Grenzen erreichen,<br />

die Einreise in ihr Land zu gestatten.‘<br />

Am 8. Oktober verkündeten die ungarischen Behörden in Übereinstimmung<br />

mit den dem Komitee übermittelten Zusagen die endgültige Beendigung der<br />

Deportationen und gaben zur Kenntnis, daß das Lager Kistarsca für jüdische<br />

Intellektuelle, Doktoren und Ingenieure aufgelöst worden sei und die Insassen<br />

entlassen worden seien.<br />

Die durch diese Erklärung genährte Hoffnung war kurzlebig. Wenige Tage<br />

später setzte die volle Welle der großen Leidender ungarischen Juden ein. Unter<br />

dem Eindruck des Rückzuges der deutschen Wehrmacht hatte Admiral Horthy<br />

entschieden, die Verbindung seines Landes mit Deutschland aufzulösen. Am 15.<br />

Oktober bat er die Alliierten Mächte um einen Waffenstillstand mit Ungarn.<br />

Diese Proklamation hatte unter den Juden eine gewaltige Wirkung, die in ihren<br />

Demonstrationen gegen die Besatzungsmacht begeistert waren. Obgleich die<br />

deutsche Armee sowohl in Ost- wie in West-Europa auf dem Rückzug war, hatte<br />

sie in Ungarn doch noch einen festen Halt. <strong>Der</strong> Reichsverweser scheiterte mit<br />

seinem Plan und wurde eingesperrt. Ungarische Unterstützer der Deutschen<br />

ergriffen die Macht und leiteten eine Unterdrückung ein, die an Heftigkeit<br />

zunahm, je näher die Front rückte und bereiteten Budapest für den<br />

Belagerungszustand vor. Es wird behauptet, daß von jüdischen Häusern aus auf<br />

deutsche Truppen geschossen worden sei. Wie auch immer sich dies verhalten<br />

haben mag, jedenfalls richtete sich die Unterdrückung vor allem gegen die<br />

Juden. Unverzüglich wurde entschieden, sie aus Budapest herauszubringen und<br />

ihr Eigentum zu konfiszieren. 60.000 Juden, die zur Arbeit fähig waren, sollten<br />

nach Deutschland geschickt werden, — zu Fuß, in Gruppen zu je tausend, via<br />

Wien. Darüber hinaus wurden von den Arbeitsfähigen Männer zwischen<br />

sechzehn und sechzig und Frauen zwischen vierzehn und vierzig zur<br />

Zwangsarbeit bei ungarischen Befestigungsanlagen kommandiert. <strong>Der</strong> Rest der<br />

jüdischen Bevölkerung, einschließlich der Arbeitsunfähigen und Kranken,<br />

wurde in vier oder fünf Ghettos in der Nähe von Budapest zusammengefaßt. Die<br />

einzigen Juden, die der Evakuierung entrinnen konnten, waren jene, die im<br />

Besitz von Ausweisen mit Visa für Palästina, Schweden, Schweiz, Portugal oder<br />

Spanien waren.<br />

Diese Maßnahmen wurden zu Beginn mit Grausamkeiten und Diebstählen<br />

begleitet, gegen die die Delegation unverzüglich protestierte. Das Innenministerium,<br />

das diesem Vorgehen Beachtung schenkte, gab einen Erlaß<br />

heraus, demzufolge Plünderungen vom 20. Oktober ab verboten waren. In der<br />

Zwischenzeit gewährte die Delegation Mitgliedern des Jüdischen Senats von<br />

Budapest Unterschlupf. Da ihre Lage offensichtlich bedrohlich war, erneuerte<br />

die Delegation ihre Appelle an die deutschen Behörden als auch an die<br />

ungarische Regierung, und am 29. Oktober verkündete der Rundfunk, daß den<br />

ICRC-Gebäuden die Exterritorialität gewährt worden sei, ähnlich wie dies bei<br />

den Gesandtschaften der Fall war.<br />

Seine Position war gestärkt worden, der Delegierte widmete sich selbst mit um<br />

so größerer Zuversicht der Hilfsarbeit, die er in bezug auf die Juden bereits<br />

mutig durchgeführt hatte. ‚Es ist hart,‘ schrieb er, ‚einen Begriff von den<br />

Schwierigkeiten zu erlangen, die ich zu bewältigen hatte, um gegen eine Bande<br />

auszuhalten, in deren Händen die Macht liegt, und dann in einer Zeit des<br />

Durcheinanders, da Mord und Aggression an der Tagesordnung waren, sich zu<br />

zwingen, eine gewisse Zurückhaltung zu zeigen und dem Rote-Kreuz-Emblem<br />

den Respekt zu bewahren . . . ‘<br />

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