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Der Jahrhundertbetrug

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Flüssiggas ist populär. Solch ein Krematoriumsofen wird „gasbefeuert“<br />

(gas fired) genannt wegen der Verwendung von Gas als<br />

Brennstoff. Andere Ausführungen sind „ölbefeuert“ (oil fired) oder<br />

„kohle- oder sogar koksbefeuert“. Immer aber handelt es sich um<br />

„Gasöfen“, da in allen drei Fällen den Öfen ein Brennstoff-<br />

Luftgemisch unter Druck zugeführt wird. 73<br />

Das übliche deutsche Wort für den hier in Frage stehenden Begriff<br />

ist „Gaskammer“. Aber das im Dokument NO-4473 gebrauchte<br />

Wort, das mit „gas chamber“ (Gaskammer) übersetzt wurde, ist<br />

„Vergasungskeller“, was Reitlinger ebenso falsch mit „gassing<br />

cellar“ (Gaskeller) übersetzte 74 . Nun hat das Wort Vergasung zweierlei<br />

Bedeutungen. Die Hauptbedeutung (und die einzige in einem<br />

technischen Zusammenhang) ist Vergasung mittels eines Vergasers,<br />

Flüssiggas umsetzen in einen Gaszustand, bzw. in ein Gasgemisch,<br />

d. h. irgendetwas in ein Gas verwandeln, nicht dagegen ein Gas auf<br />

irgendeinen Gegenstand zur Anwendung bringen. Ein Vergaser dient<br />

zur Erzeugung eines Gas-Luftgemisches, während „Vergasung“ in<br />

einem technischen Zusammenhang stets „gasification“ — Gasanreicherung<br />

— bedeutet, womit gewöhnlich in einem solchen<br />

Zusammenhang „Gasbildung“ gemeint ist.<br />

Vergasung hat aber noch eine zweite Bedeutung, die im Ersten<br />

Weltkrieg in den militärischen Sprachgebrauch eingeführt wurde :<br />

einen Feind mit Gas angreifen. Warum das Wort „Vergasung“ in<br />

diesem Sinne gebraucht wurde, ist unklar; vielleicht weil die in jenem<br />

Krieg verwendeten Gase tatsächlich in Staubform auftraten und<br />

durch Entladung gewisser Chemikalien in die Luft erzeugt wurden :<br />

Vergasung.<br />

Die Übersetzung „gassing cellar“ („Vergasungskeller“) ist also<br />

nicht absolut ungenau; sie ist eben nur voreingenommen und<br />

voreilig. Ein „Gasofen“ erfordert eine Art von Gasanreicherung, ein<br />

Gas-Luftgemisch. Im Fall der gasbefeuerten Öfen von Utting und<br />

Rogers im Jahre 1932 bedeutete das : 75<br />

„Die in Scheitel und Sohle des Feuerraumes eingesetzten Brenner werden<br />

durch eine Mischung von Luft und Gas unter Druck gespeist; die Mischung<br />

wird durch Ventilatoren reguliert, die sich in einem besonderen Raum<br />

befinden. Die gesonderte Kontrolle von Luft und Gas gewährleistet eine<br />

bessere Regulierung der Temperatur des Feuerungsraumes.“<br />

<strong>Der</strong> „besondere Raum“ ist in Wirklichkeit ein großer Vergaser,<br />

ölbefeuerte Krematoriumsöfen sind ähnlich in der Ausführung, so<br />

daß die meisten gasbefeuerten Öfen leicht auf die Verwendung von<br />

Öl umgestellt werden können.<br />

Die Öfen von Birkenau scheinen koks- oder kohlebefeuerte Öfen<br />

gewesen zu sein. 76 Bei dieser Verbrennungsart ist mit Rücksicht auf<br />

den anfänglich festen Zustand des Brennstoffs ein besonderer<br />

Feuerungsvorgang notwendig. Die beiden zumeist üblichen Methoden<br />

der Erzeugung von Brenngasen aus Kohle und Koks sind<br />

(1) die Erzeugung von „Koksofengas“ mittels Luft, die durch eine<br />

brennende Kokslage hindurchgeleitet wird, und<br />

(2) die Erzeugung von „Wassergas“ mittels Dampf, der durch den<br />

Koks hindurch geleitet wird. 77<br />

Die ersten Koksverbrennungsöfen waren zur Erzeugung von<br />

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