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Der Jahrhundertbetrug

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Natürlich sah Fadiman auch keinen Unterschied zwischen<br />

Nationalsozialisten und anderen Deutschen und machte Dorothy<br />

Thompsons „leidenschaftliches Argument“ für eine solche Unterscheidung<br />

lächerlich, ebenso ihre Überzeugung, „daß unsere<br />

Nachkriegsbemühungen auf den Zusammenschluß einer europäischen<br />

Staatenföderation gerichtet sein müssen, in der Deutschland<br />

unter einer demokratischen Führung eine führende Stellung<br />

zuzugestehen ist.“ Wenngleich Fadiman niemals das Töten aller oder<br />

der meisten Deutschen befürwortet hat, zumindest nicht mit so<br />

vielen Worten, so war dies doch der klare Sinn seiner Erklärungen.<br />

Immerhin, was kann man anderes tun mit „Wolfsrudeln, die aus<br />

ihren Waldlagern hervorgebrochen sind“ und jetzt versuchen, den<br />

Rest der Welt zu versklaven, „die nur begreifen, wenn man sie tötet“,<br />

und die „keine echte Alternative zum Getötetwerden erhalten<br />

dürfen“? 30<br />

Clifton Fadiman war nur ein sehr prominentes und halboffizielles<br />

Beispiel einer „Geistesschule“, die unter den Meinungsbildnern der<br />

USA im Krieg bestand. James J. Martin und Benjamin Colby haben<br />

umfassendere Arbeiten über die sich auf den Haß gegen die<br />

Deutschen gründende Alliierten-Propaganda veröffentlicht, wobei<br />

der letztere eine besonders gründliche Studie über den<br />

Kriegsausschuß der Schriftsteller vorlegt.<br />

Das Klima der Kriegszeitstimmung in England war selbstverständlich<br />

in etwa das gleiche und herrschte angesichts des früheren<br />

Kriegseintritts Englands schon länger vor. Als Reaktion auf Hitlers<br />

Rede im Berliner Sportpalast über den Beginn der deutschen<br />

Luftangriffe auf britische Städte, weidete sich der Londoner „Daily<br />

Herald“ daran, daß Hitler „eine rasende Anstrengung unternommen<br />

hat, sein bombengequältes Volk zu beruhigen“, das „sich in<br />

äußerster nervlicher Anspannung befindet und auch dann wach<br />

bleibt, wenn kein Alarm ist“. In der gleichen Ausgabe des „Daily<br />

Herald“ finden wir die Empfehlungen des Reverend C. W. Whipp,<br />

Vikar von St. Augustin in Leicester :<br />

„Die Befehle müßten lauten ‚Fegt sie hinweg‘ und auf dieses Ziel würde ich<br />

unsere gesamte Wissenschaft konzentrieren, um einen neuen und weitaus<br />

schrecklicheren Sprengstoff zu entdecken. — Diese deutschen Teufel (es ist<br />

das einzige Wort, das man verwenden kann) kommen über unsere Städte und<br />

richten ihre Maschinengewehre auf Frauen und Kinder. —<br />

Nun, alles, was ich erhoffe, ist, daß die RAF immer stärker wird und<br />

hinübergeht und Deutschland in Stücke schlägt. Ein Diener des Evangeliums<br />

sollte sich vielleicht nicht solchen Gefühlen hingeben. Ich gehe aber noch<br />

weiter und sage ganz offen, daß, wenn ich könnte, ich Deutschland von der<br />

Karte wischen würde. — Sie sind eine üble Rasse und sind seit Jahrhunderten<br />

ein Fluch für Europa gewesen. Frieden kann erst sein, wenn Hitler und all<br />

jene, die an ihn glauben, zur Hölle geschickt werden, welche der Ort ihrer<br />

Herkunft und ihrer letzten Heimstatt ist.“<br />

<strong>Der</strong> „Daily Herald“ vermerkt dazu, daß „Whipp eine erhebliche<br />

lokale Kontroverse hervorgerufen hat“, womit offenkundig wird,<br />

daß es in England wie auch in den USA viele Menschen gab, die trotz<br />

der Typen wie Fadiman ihren klaren Kopf bewahrten.<br />

Reginald Hargreaves schlug in einem Artikel in der Juni-Ausgabe<br />

1941 der angesehenen britischen Zeitschrift „National Review“<br />

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