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Der Jahrhundertbetrug

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daraus ziehen konnten, wenn sie nämlich die Beziehungen zwischen Standard<br />

Oil und IG-Farben so beibehalten, wie sie bei Kriegsbeginn waren.“<br />

Die in Den Haag geschlossenen Vereinbarungen erwiesen sich<br />

alsbald als unzureichend. Daher beschloß man im Frühjahr 1940 eine<br />

erneute Besprechung. Howard hatte noch eine besondere Begründung<br />

für ein solches zusätzliches Treffen :<br />

„ . . . wir hatten dabei auch die Absicht, sie um Einzelheiten ihrer Pläne in<br />

bezug auf die Werksausrüstung und Techniken bei der Buna-Herstellung zu<br />

bitten. Wir hofften, daß die IG-Farben von ihrer Regierung die Erlaubnis<br />

bekommen würden, uns die Pläne für die Werke zur Buna-Polymerisation zu<br />

verkaufen. Sie hatten solche nämlich im Rahmen des Regierungsprogramms<br />

in Deutschland errichtet.“<br />

Diese Hoffnungen zerschlugen sich aber auf der Konferenz<br />

zwischen IG-Farben und Standard Oil, die schließlich Mitte April<br />

1940 in Basel in der Schweiz stattfand. Zur gleichen Zeit besetzten<br />

die Deutschen Norwegen, was das Ende des „Sitzkrieges“<br />

signalisierte. Die neuen politischen Bedingungen schufen bei den<br />

Deutschen die Erkenntnis, daß die politische Lage sehr ernst war,<br />

was auf der Konferenz den endgültigen Abbruch der Beziehungen<br />

zwischen den IG-Farben und Standard Oil verursachte. Natürlich<br />

trug sich Standard Oil auch weiterhin mit dem Gedanken, solche<br />

Werkspläne zu kaufen. Howard erklärte hierzu jedoch :<br />

„Etwas anderes war für uns noch äußerst wichtig. Wenn irgend möglich<br />

wollten wir erfahren, ob die Deutschen seit Ausbruch des Krieges in Europa<br />

nicht doch irgendwelche grundsätzliche Änderungen in ihren Buna-Werken an<br />

der Technik oder an den chemischen Formeln vorgenommen hätten. Direkte<br />

Fragen waren natürlich nicht möglich, da die Männer von IG-Farben ja nicht<br />

mit uns über den Stand der deutschen Kriegsanstrengungen diskutieren<br />

konnten. Aber während der Festsetzung der Patentübertragung und der<br />

Diskussionen über die Lizenzbestimmungen, die wegen der Durchführung der<br />

Haager Abkommen notwendig waren, bekamen wir genügend Daten, um uns<br />

sicher zu fühlen, daß sich bei der Herstellung von Buna nichts Wesentliches<br />

geändert hatte. Diese Schlußfolgerung wurde später in vollem Umfang<br />

bestätigt.“<br />

Dies war „die letzte direkte Fühlungnahme, die Standard Oil mit<br />

den Deutschen über Buna-Gummi hatte“. 4<br />

Sämtliche amerikanischen Kenntnisse über die Vorgänge bei der<br />

Buna-Gewinnung, die die us-amerikanischen Kriegsanstrengungen<br />

überhaupt erst ermöglicht haben, stammen aus diesen Beziehungen<br />

zu den IG-Farben. Dies ist ein anerkannter Sachverhalt bei der<br />

Gummi-Industrie. 5 Trotzdem wurde späterhin Standard Oil<br />

ziemlich bissig kritisiert. Man versuchte sogar, sie gerichtlich zu<br />

belangen. 6<br />

Daß man 1942 plötzlich keine Bezugsquellen mehr für Gummi<br />

hatte, löste in den USA eine größere politische Krise aus. Ein<br />

Buna-Programm gab es schon seit Mitte 1940, als man die<br />

„Vereinigung zur Schaffung einer Gummi-Reserve“ innerhalb der<br />

„Gesellschaft für Finanzreform“ gebildet hatte. Das Unternehmen<br />

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