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Der Jahrhundertbetrug

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Deutschland herum viele synthetische Ölwerke. Sie produzierten<br />

ungefähr 75% des für Deutschland erreichbaren Öls. <strong>Der</strong> Rest kam<br />

hauptsächlich aus Rumänien. 38<br />

Synthetischer Gummi war eine andere Sache. Die technischen<br />

Probleme, einen ausreichend ökonomischen Gummi zu erzeugen,<br />

der für Autoreifen verwendbar ist, waren in höchstem Maße<br />

schwierig und bis ungefähr zum Beginn des Krieges noch nicht<br />

wirklich gelöst.<br />

Die grundlegenden Schritte, um Gummi herzustellen, bestehen<br />

darin, lange Molekülketten in einer Art Polymerisation zu erzeugen,<br />

diese dann zu veranlassen, sich in einer Art „Kreuzstich“ zu<br />

verbinden, was eine wechselseitige Vereinigung an verschiedenen<br />

Punkten bedeutet, — Vulkanisation. Man benötigte ein Molekül, das<br />

für Polymerisation und Vulkanisation geeignet ist; und es wurde<br />

herausgefunden, daß Butadien besonders gut verwendbar war. Ende<br />

der zwanziger Jahre war herausgefunden worden, daß Natrium ein<br />

ausgezeichneter Katalysator zur Polymerisation des Butadien war.<br />

Konsequenterweise wurde der synthetische Gummi, der aus<br />

Butadien in Verbindung mit Natrium (Na) als Katalysator gewonnen<br />

worden war, „Buna“-Gummi genannt. Im Jahr 1935 wurde das<br />

Natrium fallengelassen, doch die Bezeichnung „Buna“ blieb. Indem<br />

man nun 25% des Butadien durch Styrol — „Buna-S“-Gummi —<br />

austauschte, war der Typ gefunden, der für Autoreifen — dem<br />

wichtigsten Bedarfsartikel — besonders geeignet war. 39<br />

Die erste ernstzunehmende deutsche Buna-S-Produktionsstätte —<br />

und die größte — war das Werk in Zschopau, dessen Errichtung im<br />

Jahre 1937 begonnen wurde und das 1939 vollendet war. Es hatte<br />

eine Leistungsfähigkeit von 6.000 Tonnen im Monat. Ein zweites<br />

Werk wurde 1938 in Hüls begonnen und war im August 1940 betriebsbereit;<br />

seine Monatsproduktion erreichte 4.000 Tonnen. Eine<br />

dritte Anlage wurde im Januar 1941 bei Ludwigshafen errichtet, am<br />

Sitz des Forschungszentrums der IG-Farben; ihre Buna-Herstellung<br />

begann im März 1943 mit einem monatlichen Ausstoß von 2.500<br />

Tonnen. Die vierte — bei Auschwitz — wurde 1941 in Gang gebracht<br />

und war für eine Kapazität von 3.000 Tonnen im Monat vorgesehen.<br />

Während des Baues aller dieser Werke ging die Forschung nach<br />

neuen Verfahren unverdrossen weiter, was aus der Verschiedenartigkeit<br />

der Herstellungsmethoden, die in den vier Werken verwendet<br />

wurden, klar ersichtlich ist. <strong>Der</strong> Grundstoff bei allen Verfahren war<br />

Kohle, aber in Zschopau wurde Butadien auf dem Weg über das<br />

klassische Kalzium-Karbid-Azetylen mit Butadien als Endprodukt<br />

hergestellt. In Hüls wurde die Karbidstufe durch ein potenzierendes<br />

Kohlewasserstoffgas ersetzt. Ludwigshafen nahm die schon klassisch<br />

gewordene Folge wieder auf, jedoch wurde für die Azetylen-<br />

Butadien-Stufe der überlegene Reppe-Prozeß eingeführt. Das<br />

Buna-Werk in Auschwitz arbeitete nach dem Modell der klassischen<br />

Folge. 40<br />

Wenn in diesem Zusammenhang der Name Auschwitz auftaucht,<br />

so liegt das ganz einfach daran, daß Auschwitz ein großes<br />

Industrieunternehmen war.<br />

Als Deutschland 1939 einen großen Teil Polens nach der Teilung<br />

zwischen Deutschland und der Sowjetunion annektiert hatte, kam<br />

es in den Besitz der großen Kohlenfelder in dem polnischen<br />

Oberschlesien. Es war natürlich, diese auszubeuten. So wurden die<br />

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