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Der Jahrhundertbetrug

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maschinegeschrieben und ohne Unterschrift, aber es soll eine<br />

handschriftliche Nachschrift nicht näher bezeichneten Inhalts<br />

geben. Aus nicht erklärten Gründen soll Gerstein der deutschen<br />

Version noch 10 Seiten „Erklärungen vom Hörensagen“ hinzugefügt<br />

haben, die sich unter dem Material befanden, die er ursprünglich<br />

angeblich den US-Verhörern aushändigte, bevor er verschwand.<br />

Einige Jahre später hat Otto Dibelius, der evangelisch-lutherische<br />

Bischof von Berlin, erklärt, Gerstein und Baron von Otter hätten sich<br />

tatsächlich bezüglich dieser Angelegenheiten mit ihm in Verbindung<br />

gesetzt. Obwohl Dibelius ein führendes Mitglied der mit der NSDAP<br />

liierten Hugenberg’schen DNVP (Deutsch-nationale Volkspartei)<br />

vor 1933 gewesen ist, schloß er sich nach 1933 der von Niemöller<br />

angeführten Opposition der Kirche gegen die Nationalsozialisten an.<br />

Niemöller wurde 1935 verhaftet, aber Dibelius ließ man laufen; er<br />

verschwand danach auf einen kleinen Posten in einer kirchlichen<br />

Wohlfahrtorganisation und wurde nach 1945 zum Bischof gewählt.<br />

Es ist nicht richtig, Dibelius als ein aktives Mitglied des Widerstands<br />

im Kriege hinzustellen, wie der „Gerstein-Bericht“ und der oben<br />

erwähnte Zusatz ihn ausweisen, wodurch seine Bedeutung ziemlich<br />

über das hinausgehen würde, was die Tatsachen besagen. 4<br />

Was die anderen Namen auf der „Gerstein“-Liste von<br />

„Anti-Nazis“ anbelangt, so ist mir, Niemöller ausgenommen, keiner<br />

im Zusammenhang mit bekannten Kriegszeit-Aktivitäten, antinationalsozialistischen<br />

oder anderen, bekannt. Nur einen kenne ich<br />

in einem Zusammenhang : Dr. Hermann Ehlers, der ein führender<br />

CDU-Politiker nach dem Kriege wurde (Bundestagspräsident) und<br />

1954 gestorben ist. Es kann sein, daß die als „Präses Dr. Koch“<br />

bezeichnete Person vermutlich der Dr. Karl Koch ist, ein<br />

protestantischer Theologe, der zusammen mit Dibelius in den<br />

Weimarer Tagen Mitglied der DNVP gewesen und gestorben ist.<br />

In den entsprechenden Berichten von Cesare Orsenigo, des<br />

päpstlichen Nuntius in Berlin, die vom Vatikan veröffentlicht<br />

wurden, befindet sich natürlich kein Hinweis auf Gerstein. Siehe<br />

Anhang E.<br />

<strong>Der</strong> nächste Teil des Dokuments 1553-PS besteht aus einem sog.<br />

Schreiben von der DEGESCH an Gerstein und betrifft die<br />

Haltbarkeit des Zyklons B sowie die Möglichkeiten künftiger<br />

Sendungen angesichts der Bombenangriffe, die eine Fabrik zerstört<br />

hatten. Die handschriftliche Notiz erscheint schon bemerkenswerter<br />

:<br />

„Entsprechend den beigefügten Notizen ist die Blausäure auf Weisung des<br />

SS-Sturmbannführers Günther vom RSHA, Berlin W 35, Kurfürstendamm<br />

angefordert worden. Ich war für diesen besonderen Auftrag verantwortlich und<br />

erfüllte meine Pflichten sehr gewissenhaft, so daß, wenn die Säure in<br />

Oranienburg und Auschwitz eingetroffen war, ich die Büchsen in die<br />

Desinfektionskammern verschwinden lassen konnte. So war es möglich, einen<br />

Mißbrauch der Säure zu verhindern. Um zu vermeiden, die Aufmerksamkeit des<br />

RSHA auf das Vorhandensein — oder, wie ich besser sagen müßte, das Fehlen<br />

— dieser Vorräte zu lenken, habe ich diese Sendungen nie bezahlt, deren<br />

Rechnungen an die gleiche Adresse gingen, das heißt, meine eigene. Auf diese<br />

Weise war es möglich, die Säure verschwinden zu lassen, sobald sie eingetroffen<br />

war. Wenn man das Fehlen der Säure bemerkt hätte, dann hätte ich gesagt : Das<br />

ist ein Fehler der örtlichen Desinfektionsstelle, die nicht wußte, oder auch nicht<br />

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