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Der Jahrhundertbetrug

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sind. Dies wäre durchaus verständlich, zumal sich herausgestellt hat,<br />

daß die Nichtarbeitsfähigen aus dem Monowitzer Krankenhaus<br />

ebenfalls nach Birkenau verlegt worden waren.<br />

<strong>Der</strong> Ausdruck „Sonderbehandlung“ wird als eines der Tarnworte<br />

für Vergasung ausgegeben. Wenn gesagt wird, daß soundsoviele<br />

Juden in einem Transport nach Auschwitz irgendeinem deutschen<br />

Bericht oder Dokument zufolge vergast worden seien, so beruht das<br />

darauf, daß dem Wort „Sonderbehandlung“ die Bedeutung<br />

„Vergasung“ unterschoben wird. Von den in Frage stehenden<br />

Dokumenten gibt es zwei an der Zahl; sie sind abgedruckt (nicht im<br />

Original wiedergegeben) in einer Publikation der polnischen<br />

Regierung aus dem Jahre 1946. Beide Dokumente sollen von einem<br />

SS-Sturmführer Schwarz unterzeichnet sein. Sie sagen aus, daß aus<br />

verschiedenen jüdischen Transporten von Breslau und Berlin nach<br />

Auschwitz im März 1943 eine bestimmte Anzahl von Juden zur<br />

Arbeit ausgesondert und der Rest „sonderbehandelt“ worden sei.<br />

Soviel ich weiß, handelt es sich hierbei nicht um Nürnberger<br />

Dokumente; die Originale, wenn es sie gibt (was ich nicht in Abrede<br />

stellen will), befinden sich in polnischen Archiven. 46<br />

Es gibt ein offenbar echtes Dokument der Gestapo in Düsseldorf,<br />

das im einzelnen die Art und Weise angibt, in der die Hinrichtungen<br />

von Fremdarbeitern für gewisse Vergehen durchzuführen waren, und<br />

das den Ausdruck „Sonderbehandlung“ im Sinne von Exekution<br />

gebraucht. Weiterhin gibt es ein Dokument, das als Beweismittel in<br />

den Eichmann-Prozeß eingeführt wurde und das die Exekution von<br />

drei Juden als „Sonderbehandlung“ bezeichnet. 47<br />

So scheint es richtig zu sein, daß der Begriff in dem bestimmten<br />

Zusammenhang Exekution bedeutete, aber zumindest ebenso sicher<br />

ist, daß er innerhalb der SS eine gleichermaßen unbestimmte<br />

Bedeutung hatte wie in englischsprachigen Ländern die Worte<br />

„besondere Behandlung“ (special treatment); es gibt ausreichende<br />

Beweise hierfür. Während des IMT-Prozesses brachte der Ankläger<br />

Amen im Kreuzverhör Kaltenbrunner dazu, zuzugeben, daß der<br />

Begriff „Exekution“ bedeutet haben könnte, sofern es von Himmler<br />

angeordnet war. Bei dem Versuch, Kaltenbrunner persönlich mit der<br />

„Sonderbehandlung“ in Verbindung zu bringen, legte Amen sodann<br />

triumphierend ein Dokument vor, demzufolge Kaltenbrunner für<br />

bestimmte Leute Sonderbehandlung angeordnet hatte. Amen<br />

forderte dann Kaltenbrunner auf, zu dem Dokument Stellung zu<br />

nehmen, ohne es zu lesen. Es gab eine erbitterte Auseinandersetzung,<br />

aber Kaltenbrunner wurde schließlich erlaubt, das Dokument<br />

zu lesen. Er führte dann lebhaft aus, daß die in dem Dokument<br />

erwähnte Sonderbehandlung für Leute in der „Winzerstube“ und im<br />

„Walzertraum“ gedacht war, daß diese beiden Einrichtungen<br />

elegante Hotels gewesen seien, in denen angesehene Personen<br />

interniert waren, und daß „Sonderbehandlung“ in ihrem Fall<br />

bedeutete, daß sie frei korrespondieren sowie Pakete empfangen und<br />

eine Flasche Champagner pro Tag erhalten konnten und anderes<br />

mehr. 48<br />

Poliakov gibt einige Dokumente wieder, die zeigen, daß<br />

„Sonderbehandlung“ innerhalb der SS noch eine andere Bedeutung<br />

hatte. Die Dokumente behandeln Maßnahmen, die im Fall von<br />

Schwangerschaften ergriffen werden sollten, die durch unerlaubten<br />

Geschlechtsverkehr von polnischen Zivilarbeitern und<br />

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