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Der Jahrhundertbetrug

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Rogge verteidigte sein Handeln, indem er erklärte, daß er alles in<br />

allem lediglich „ein Studium des internationalen Faschismus<br />

durchgeführt habe, denn die Leute, über die Nachforschungen<br />

angestellt wurden, sind ein Teil einer internationalen Bewegung, um<br />

die Demokratie sowohl hier als auch draußen zu zerstören“. Wieder<br />

wurde er konkret : zwei der Leute, denen er die Drohung „Faschist“<br />

zu sein, entgegenhielt, waren Dr. Douglas MacCollum Stewart und<br />

Mr. George T. Eggleston, seinerzeit ein Redaktionsmitglied des<br />

„Reader’s Digest“. Rogge sagte, daß er in Deutschland Informationen<br />

über sie von früheren deutschen Diplomaten erlangt habe,<br />

die vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor offizielle<br />

Verbindungen mit den USA hatten. Die „Prawda“ beschrieb Rogges<br />

Entlassung als einen Skandal. 22<br />

Zur Zeit vor Pearl Harbor hatten Stewart und Eggleston in dem<br />

„Scribner’s Commentator“, der dafür eingetreten war, die USA aus<br />

dem Zweiten Weltkrieg herauszuhalten, publiziert. Während des<br />

Jahres 1941 hatte Stewart eine große Summe Geld erhalten, 38.000<br />

Dollar, und konnte sich nicht erklären, von wem. Er erzählte den<br />

Untersuchungsrichtern beim „Volksverhetzungs“-Prozeß<br />

1943—1944, daß er dieses Geld in seinem Haus gefunden habe. Da<br />

eine solche Geschichte selbst für einen unparteiischen Beobachter<br />

lächerlich anmutet, wurde er vom Staatsanwalt und auch vom<br />

Richter wegen dieser Auskunft angegriffen. Seine Weigerung, die<br />

Aussage zu ändern, führte zu einer 90tägigen Gefängnisstrafe wegen<br />

Verächtlichmachung des Gerichts (er wurde nach 75 Tagen<br />

begnadigt).<br />

Im Verlaufe des Jahres 1946 wurde man im Justizministerium<br />

— einschließlich sogar Rogge — davon überzeugt, daß<br />

„Volksverhetzungs“-Vorwürfe bei Gericht keine Aussicht auf<br />

Erfolg hätten, so daß der Fall, der 1943 eröffnet worden war,<br />

schließlich abgeschlossen wurde. Dennoch stand nach wie vor<br />

Stewarts Aussage im Raum, was eine gute Grundlage für ein<br />

Meineidverfahren zu sein schien. So wurde Stewart im März 1947<br />

der Prozeß gemacht wegen Meineides, den er vor dem obersten<br />

Kriegsgericht geleistet habe.<br />

Die Staatsanwaltschaft trug vor, daß Stewart 15.000 Dollar von<br />

den 38.000 Dollar von der deutschen Regierung erhalten habe, und<br />

gab zwei Zeugen zum Beleg für diese Behauptung an. Baron Herbert<br />

von Strempel, früherer Erster Sekretär in der deutschen Botschaft in<br />

Washington, bezeugte, daß er Stewart gegen Ende 1941 15.000<br />

Dollar im Hotel Pennsylvania in New York gegeben habe. Das Geld<br />

habe er, wie er sagte, von Dr. Hans Thomsen, dem deutschen<br />

Botschaftsrat, erhalten. Thomsen bezeugte dann die Geschichte von<br />

Strempel. Die Zeugenaussage von Strempel und Thomsen war in<br />

der Tat die Konsequenz jener Information, die Rogge auf seiner<br />

Expedition in Deutschland 1946 gesammelt hatte.<br />

Stewarts Verteidigung legte jedoch Beweise dafür vor, daß er<br />

1941 große Summen Geld von amerikanischen Quellen bekommen<br />

hatte. Sie trug vor, daß einige wohlhabende Amerikaner seinerzeit<br />

den starken Angriffen ausgesetzten Kurs, die USA aus dem Kriege<br />

heraus zu halten, anonym unterstützen wollten, so daß sie Stewart<br />

anonyme Geldzuwendungen machten. Ob diese Behauptung einen<br />

Wahrheitsgehalt hatte oder schlechthin die Wahrheit war, daß<br />

Stewart in der Tat das Oberste Kriegsgericht angelogen hatte<br />

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