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Der Jahrhundertbetrug

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hat, obwohl nicht sicher ist, was er unter „Massaker“ (eccidi in<br />

massa) versteht. Es gab da natürlich, wie wir im Kapitel VII berichtet<br />

haben, gelegentliche Massaker von Juden während des Krieges, und<br />

die Gerüchte, die zu ihm gedrungen sind, mögen sich darauf<br />

beziehen : sie mögen aber auch ihren Ursprung in der Vernichtungspropaganda<br />

haben, die, ausgehend von jüdischen Untergrundorganisationen<br />

in Polen, kurz vorher begonnen hat. Es ist sogar<br />

möglich, daß Orsenigo an einige Hinweise gedacht hat, die Scavizzi<br />

im Zusammenhang mit der „Information“, die er in seinem Brief<br />

vom 12. Mai 1942 bei der Berliner Nuntiatur hinterlassen hat. In<br />

jedem Fall zeigt der Brief Di Meglios vom 9. Dezember 1942, daß die<br />

Nuntiatur zu jener Zeit keinerlei Vernichtungsbehauptungen<br />

anerkannt hat (mit Ausnahme vielleicht der Geschichte aus<br />

Rumänien), selbst wenn ihr solche Berichte zugetragen worden sind.<br />

Da gibt es eine Reihe weiterer Punkte, die einer Diskussion wert<br />

sind und die im Zusammenhang mit den Vatikan-Dokumenten<br />

stehen. Während des Krieges war der Vertreter des Vatikans in<br />

Griechenland und der Türkei Msgr. Angelo Roncalli, der spätere<br />

Papst Johann XXIII. Am 8. Juli 1943 berichtete er dem Vatikan von<br />

Istanbul aus wie folgt : 21<br />

„1. Entsprechend meinen Richtlinien, im Kontakt mit den verschiedenen<br />

Personen, selbst solchen mit Amt und Würden, vorsichtig zu sein, vermeide ich<br />

Versammlungen, die nicht besonders notwendig oder im einzelnen nützlich<br />

sind. So sah ich z. B. von Papen (deutscher Botschafter in der Türkei) nur<br />

einmal in sechs Monaten und nur flüchtig und aus gelegentlichem Anlaß<br />

meines Osterbesuches in Ankara. Zu jener Zeit gab es viel Gesprächsstoff über<br />

die Katyn-Affaire, die, gemäß von Papen den Polen hätte die Vorteile eines<br />

Umschwenkens zu den Deutschen nahelegen sollen. Ich erwiderte mit traurigem<br />

Lächeln, daß es vor allen Dingen zuerst notwendig wäre, ihnen einen<br />

Überblick zu vermitteln über das Schicksal der Millionen Juden, die nach<br />

Polen verschleppt worden seien und dort unterdrückt würden, und daß dies in<br />

jedem Fall eine gute Gelegenheit für das Reich wäre, seine Behandlung den<br />

Polen gegenüber zu verbessern.<br />

Da nun v. Papen zurückgekehrt war, ebenso wie das gesamte Diplomatische<br />

Korps von Ankara bis Istanbul und dem Bosporus, fehlen keinerlei<br />

Gelegenheiten zum Treffen.<br />

2. Hin und wieder kommt der vornehme Baron von Lersner, um mich zu<br />

sehen . . . “<br />

In seinen nachfolgenden Notizen geht er weiter auf Sachverhalte<br />

ein, die unseren Untersuchungsgegenstand nicht berühren. Als<br />

dieses Dokument vom Vatikan publiziert wurde, berichtete die<br />

Presse, daß Roncalli „von den Millionen Juden gesprochen habe, die<br />

nach Polen verschleppt und dort vernichtet“ worden seien. 22 Das<br />

führt auf eine Übersetzung zurück, bei der es auf wenige Worte ankommt.<br />

Das italienische Verb „sopprimere“ (dessen Vergangenheitsform<br />

in Roncallis Note aufscheint) ist sinnverwandt mit dem<br />

englischen „to suppress“ („unterdrücken“) und dem französischen<br />

„supprimer“ (was wahrscheinlich gemeint war, da v. Papen und<br />

Roncalli vermutlich miteinander französisch gesprochen haben).<br />

Die italienischen und französischen Worte sind in der Bedeutung<br />

gleichartig, aber sie entsprechen nicht dem englischen Wort, zumal<br />

„sopprimere“ und „supprimer“ einen Zusammenhang mit Töten in<br />

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