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Der Jahrhundertbetrug

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irgendwelche Vorstellungen hat, praktische Maßnahmen zu ergreifen, die<br />

Kräfte der öffentlichen Meinung der zivilisierten Welt zu mobilisieren, um die<br />

Fortsetzung dieses Barbarentums zu verhindern.“<br />

Kardinal Maglione hatte am 10. Oktober zu antworten, daß er auf seiner Seite<br />

keine besondere Information habe, die den Genfer Bericht bestätige. In<br />

Wirklichkeit war die einzige detaillierte Nachricht, die in jenen Tagen den<br />

Vatikan erreichte, die gleiche, die die USA erhalten hatten. Die Quellen waren<br />

der polnische Botschafter beim Vatikan und die jüdischen Organisationen<br />

selbst. „Die Berichte über ernste Maßnahmen, die gegenüber Nichtariern<br />

angewandt worden sein sollen, gelangten auch von anderen Quellen zum<br />

Heiligen Stuhl, aber gegenwärtig war es nicht möglich, sie auf ihren<br />

Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.“ Unter diesen Bedingungen erscheint es<br />

nicht angebracht, praktische Maßnahmen der angedeuteten Art in die Wege zu<br />

leiten.<br />

Sehr bedeutsam sind die Noten, die Maglione niederschrieb, nachdem er das<br />

Taylor-Dokument erhalten hatte : „Ich glaube nicht, daß wir irgendeine<br />

Nachricht haben, die diese schwerwiegenden Neuigkeiten bestätigen.<br />

Richtig?“ Ein Leser dieser Zeilen vermerkte hierzu : „Da ist Mr. Malvezzis“.<br />

Die Information von Malvezzi, Leiter einer italienischen Firma, der kürzlich<br />

aus Polen zurückgekehrt war, war ernst, aber allgemein und stimmte nicht mit<br />

dem Genfer Bericht überein.<br />

Das, was der Kardinal Staatssekretär von ‚harten Maßnahmen‘ gehört hat,<br />

kann im Lichte der Dokumente dieser zwei Jahre gedeutet werden. Die<br />

Information, die vom Vatikan empfangen und ernstgenommen wurde,<br />

bestand aus zwei oder drei handgeschriebenen Berichten, betraf jedoch die<br />

brutale Behandlung der Juden in Ungarn, Kroatien, der Slowakei, Frankreich<br />

und anderer Länder. Welches die endgültige Bestimmung der Deportierten,<br />

welches der Plan der Nationalsozialisten war, blieb damals ein Rätsel. Als z. B.<br />

im Monat März Msgr. Burzio, der Botschaftsrat in der Slowakei, davon sprach,<br />

daß die Deportierten „in einen sicheren Tod gingen“, ist klar, daß er die<br />

Behauptung auf die unmenschlichen Bedingungen der Abschiebung und die<br />

Brutalität der Wachmannschaften stützte. Nach einem solchen Beginnen war<br />

es leicht zu glauben, daß die Alten, Kranken und die Kinder nicht in der Lage<br />

waren, lange zu überleben, auch dann, wenn in den überbelegten Lagern, die<br />

auch der sanitären Anlagen ermangelten, nicht Typhus sie niederwarf. In dem<br />

gleichen Sinn ist die Bemerkung des kroatischen Polizeichefs Eugene<br />

Kvaternik aufzufassen, demzufolge die Deutschen bereits zwei Millionen<br />

umgebracht hätten und das gleiche Schicksal die kroatischen Juden erwarten<br />

würde. Später wurden diese Worte als nur zu exakt bestätigt. Es ist jedoch<br />

augenscheinlich, daß der Repräsentant des Heiligen Stuhles, Vater Abbe<br />

Marcone, beim Übermitteln dieser Nachrichten an den Vatikan nicht glaubte<br />

oder unfähig war zu glauben, daß sie wörtlich zu nehmen wären. Man nahm sie<br />

schließlich als nachhaltigen Wink auf die Tragödie, die nur in allgemeinen<br />

Zügen in Erscheinung trat.<br />

Das Ende des Jahres 1942 sah verschiedene öffentliche Erklärungen über<br />

Deportationen. Am 17. Dezember veröffentlichten die Vereinten Nationen in<br />

London eine Deklaration über die Menschenrechte, in der in starken, aber<br />

allgemeinen Formulierungen die den Juden zuteilgewordene Behandlung<br />

verurteilt wurde. Am 24. Dezember machte Papst Pius XII. in seiner<br />

Weihnachtsadresse eine sehr klare Andeutung über die betreffenden<br />

Deportationen, welche die Welt zu jener Zeit nur mit großer Schwierigkeit in<br />

eine Vorstellung zu bringen vermochte.“<br />

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