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Der Jahrhundertbetrug

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Letzte Ziffer : Dies ist ein unbedeutender Punkt. Es erscheint<br />

seltsam, daß das Höß-Affidavit in englischer Sprache verfaßt ist. Wir<br />

haben keinen Anhaltspunkt dafür, daß Höß die englische Sprache<br />

verstand, doch könnte er — wie viele Deutsche — einiges davon<br />

verstanden haben.<br />

Wie dem auch immer sei, ein verständiger Deutscher, der ein<br />

Dokument von dieser Wichtigkeit „freiwillig und ohne Zwang“ zu<br />

unterzeichnen hätte, würde sich dabei nicht mit gewöhnlichen<br />

Fremdsprachenkenntnissen begnügen; entweder würde er sich selbst<br />

als Fachmann für die englische Sprache betrachtet oder darauf<br />

bestanden haben, eine deutsche Übersetzung zu unterzeichnen (ein<br />

Verlangen, dem man hätte Beachtung schenken müssen). Höß war<br />

augenscheinlich nicht in der Verfassung, auf irgendetwas zu<br />

bestehen.<br />

Es gibt keinen Zweifel daran, daß Höß durch eine Zusammenarbeit<br />

mit der Anklagebehörde sein Leben zu erkaufen hoffte,<br />

und wahrscheinlich hat man ihm auch ein bestimmtes Angebot<br />

gemacht. Doch die Belohnung für Höß’ Aussagewilligkeit bestand<br />

darin, daß er 1 Monat nach seiner Zeugenvernehmung vor dem IMT<br />

an Polen ausgeliefert wurde. In Polen verfaßte er pflichtschuldigst<br />

eine „Autobiografie“ für seine Kerkermeister, in der er u. a. erklärte,<br />

bei den Vernichtungen nur auf Befehl gehandelt zu haben. Er wurde<br />

„verurteilt“ und im April 1947 ermordet. Die „Autobiografie“<br />

wurde — Jahre nach seinem Tod — 1951 in polnischer Übersetzung<br />

und 1959 in deutscher und englischer Sprache veröffentlicht.<br />

Die Rolle von Birkenau<br />

Birkenau erfüllte die normalen Funktionen eines deutschen<br />

Konzentrationslagers. Wenn wir auf die „Rolle“ von Birkenau<br />

aufmerksam machen, so verweisen wir darauf, daß Birkenau der<br />

Schauplatz grauenhafter, schauerlicher Funktionen gewesen sei.<br />

Meiner Kenntnis nach war Birkenau dazu bestimmt, jene Häftlinge<br />

aufzunehmen, die zur Kategorie der Nichtarbeitsfähigen gehörten,<br />

aber — aus welchen Gründen auch immer — unter der Aufsicht der<br />

SS-Verwaltung von Auschwitz standen. So war Birkenau ausersehen,<br />

die chronisch oder zeitweilig Kranken, die Sterbenden, die Toten,<br />

die Unmündigen, die Alten, diejenigen, für die zeitweise keine<br />

Beschäftigung vorhanden war, und jene, für die Auschwitz als<br />

Transitlager diente, aufzunehmen. Alle diese Gruppen konnten<br />

entweder aus anderen Lagern (einschließlich der vielen kleinen Lager<br />

des Gebiets von Kattowitz) oder aus ankommenden Transporten<br />

stammen. Diese Theorie beruht auf folgenden Überlegungen.<br />

Erstens war Birkenau — wie erwähnt — deutlich das Hauptlager<br />

(„principal“ camp), soweit es darum ging, den Häftlingen<br />

Tätigkeiten zuzuweisen. Auschwitz I war das „Stamm“-lager<br />

(main camp) im verwaltungsmäßigen Sinn. Es bestand nur aus<br />

umgestalteten und erweiterten Kasernenbauten, während Birkenau<br />

von Anbeginn als viel größeres Lager geplant und auf die besonderen<br />

Erfordernisse der SS-Tätigkeiten in diesem Gebiet ausgerichtet war.<br />

Zweitens wurde bereits vermerkt, daß die aus dem Krankenhaus<br />

von Monowitz als arbeitsunfähig Entlassenen nach Birkenau<br />

geschickt wurden.<br />

Drittens gab es Familienlager in Birkenau (das Zigeunerlager und<br />

das Theresienstädter Lager, siehe Bild 29). Wir hatten gesehen, daß<br />

deren Insassen während ihres vorbestimmten begrenzten Aufent-<br />

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