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Der Jahrhundertbetrug

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der SS Himmlers. Kaltenbrunner, der als Ersatzmann des toten<br />

Himmler galt, war krank als der Prozeß begann, und kam erst wenige<br />

Wochen nach Prozeßbeginn zu den anderen hinzu. Als er erschien,<br />

wichen ihm die übrigen Angeklagten aus, und er blieb den anderen<br />

gegenüber wortkarg bis zum Ende.<br />

2. Mit Ausnahme von Kaltenbrunner und vielleicht einem oder<br />

zwei anderen begriffen diese hohen deutschen Staatsdiener die<br />

katastrophalen Zustände in den Lagern überhaupt nicht, die mit dem<br />

Zusammenbruch des Reiches einhergingen und die den Grund boten<br />

für Szenen, die die alliierte Propaganda als „Beweise“ für<br />

Vernichtungen präsentierte. Daß diese Reaktionen keineswegs alle<br />

simuliert waren, liegt in der Natur der Sache. Die Verwaltung der<br />

Lager war weit entfernt von den Amtssitzen fast aller Angeklagter,<br />

und überdies waren sie seit der deutschen Kapitulation alle<br />

Zielscheiben der sattsam bekannten Propaganda gewesen. In dem<br />

Maße, wie sie eingestanden oder vorgaben einzugestehen, daß es<br />

Massenermordungen gegeben hat, für die Hitler und Himmler<br />

verantwortlich waren, stützten sie ihre Anschauung genau auf jene<br />

Szenen, die man bei Kriegsende in den deutschen Lagern<br />

vorgefunden hatte, und die sie offenkundig falsch verstanden oder<br />

vorgaben falsch zu verstehen. Dieses kommt in der Darstellung<br />

Gilberts anläßlich einer Auseinandersetzung mit Göring deutlich<br />

zum Ausdruck : 7<br />

„Diese Greuelfilme!“ fuhr Göring fort. „Jeder kann einen Greuelfilm<br />

machen, wenn sie Leichen aus den Gräbern holen und dann einen Traktor<br />

zeigen, der sie wieder zurückschaufelt.“<br />

‚So leicht können Sie das nicht zurückweisen‘, antwortete ich, ‚wir haben Ihre<br />

Konzentrationslager tatsächlich mit Leichen und Massengräbern übersät<br />

vorgefunden. Ich habe sie selbst in Dachau gesehen! — und Hadamar!‘<br />

„Oh, aber nicht so zu Tausenden aufgeschichtet, wie man hier sieht!“<br />

‚Sagen Sie mir ja nicht, was ich nicht gesehen habe! Ich habe Leichen<br />

buchstäblich in Wagenladungen gesehen!‘<br />

„Oh, dieser eine Zug.“<br />

‚— und aufgeschichtet wie Klafterholz im Krematorium — und halb<br />

verhungerte und verstümmelte Häftlinge, die mir erzählten, wie die<br />

Schlächterei jahrelang so gegangen ist — und Dachau war bei weitem nicht das<br />

schlimmste! Sie können nicht einfach 6.000.000 Morde abschütteln!‘<br />

„Ach, ich bezweifle, daß es 6.000.000 waren“, sagte er verzagend und<br />

bedauerte offenbar, daß er damit angefangen hatte, — ‚aber wie ich immer<br />

gesagt habe, es reicht, wenn nur 5% davon wahr sind‘. — Dann schwieg er<br />

düster.“<br />

Dies ist nur ein Beispiel. Gilberts Buch veranschaulicht, daß, wann<br />

immer das Thema der KZ-Greuel aufkam, die Angeklagten an die in<br />

den deutschen KZs bei Kriegsende vorgefundenen Zustände<br />

dachten.<br />

3. Die meisten der Angeklagten mögen während des Prozesses die<br />

Erwartung gehegt haben, nicht unbedingt mit Exekution oder<br />

langen Gefängnisstrafen rechnen zu müssen. <strong>Der</strong> Prozeß war juristisch<br />

völliges Neuland, und die Angeklagten wußten, daß die öffentliche<br />

Meinung in den westalliierten Ländern, insbesondere in USA und<br />

England, den „Kriegsverbrecherprozessen“ durchaus ablehnend<br />

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