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Der Jahrhundertbetrug

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übernehmen. Ich fragte ihn, wie viele Insassen im Lager seien und er sagte „Grob<br />

gerechnet 15.000“. Er sagte, es habe keinen Sinn, die Dinge im Büro zu<br />

besprechen und schlug einen Rundgang durch das Lager vor. Bei diesem<br />

Rundgang wies er auf Veränderungen und Verbesserungen hin, die er noch<br />

vornehmen lassen wollte. Das Lager war ungefähr 1,5 km lang und zwischen 300<br />

und 350m breit. Es standen da ungefähr 60 Baracken, Unterkünfte für Wachen<br />

und Lager eingeschlossen; 40 bis 45 dienten zur Unterbringung der Häftlinge.<br />

Die Häftlinge bestanden aus Männern, Frauen und Kindern; Familien durften<br />

zusammenwohnen; ansonsten waren Männer von Frauen getrennt. Sechs<br />

Gebäude im Männerlager, drei im Familienlager und zwei im Frauenlager<br />

dienten als Krankenbau. Ein Krematorium stand im Lager.<br />

Ich weiß nicht, welcher Nationalität die Häftlinge angehörten, als ich dort<br />

anfing, weil es im Lager weder Akten noch sonstige Unterlagen gab. Es war mir<br />

unmöglich, herauszufinden, mit welcher Art Häftlingen ich es zu tun hatte, da<br />

sie alle nach Belsen geschickt wurden, weil sie krank waren, und zwar von allen<br />

Konzentrationslagern im Lande. Viele von ihnen hatten ihre Kennkarten bzw.<br />

Personalausweise verloren und da keine Akten vorhanden waren, muß es als<br />

absolut unmöglich gelten, zu sagen, wer wer war. Ich fing an, meine eigenen<br />

Unterlagen über die Häftlinge zusammenzustellen, aber diese Akten wurden alle<br />

auf Befehle hin vernichtet, die ich etwa Ende März 1945 aus Berlin erhielt. Ich<br />

weiß nicht mehr, wer diese Befehle unterzeichnet hatte.<br />

Das Personal bestand aus einer SS-Wachkompanie. Chef der Kompanie war<br />

Hauptscharführer Meyer. Er kam von irgendwo aus der Umgebung Hannovers.<br />

Er war mittelgroß, etwa 1,70, trug eine Brille, hatte kaum noch Haare und war<br />

ungefähr 50 Jahre alt. Dann war da Hauptsturmführer Vogler. Er war der Chef<br />

der Verwaltung, der von Schaaf übernommen hatte, den ich bereits als Chef der<br />

Verwaltung bei meiner Ankunft erwähnt habe. <strong>Der</strong> Offizier für die<br />

Kriminalabteilung war Untersturmführer Frericks. <strong>Der</strong> Lagerführer (Obersturmführer<br />

Stresse) wurde wenige Tage nach meinem Dienstantritt versetzt, und ich<br />

war über zwei Monate lange ohne einen Lagerführer und mußte die Arbeit alle<br />

allein machen mit nur einem Offiziersanwärter als Assistent, dessen Stellung<br />

Rapportführer war; es war Oberscharführer Reddhaser. Lagerarzt war<br />

Sturmbannführer Schnabel. Ein Hauptscharführer wirkte als Zahnarzt. Er ist<br />

später zum Untersturmführer befördert worden. Sein Name war Linsmeier.<br />

Weitere Offiziere waren dort nicht und ich hatte keinen Adjutanten. Sechzig bis<br />

siebzig Offiziersanwärter waren da, von denen 20 bis 25 Dienst in der<br />

SS-Wachkompanie taten und die anderen arbeiteten in der Verwaltung. Einer<br />

der Offiziere war Schreiber beim Verwaltungsoffizier. Es war Unterscharführer<br />

Kuckerts. Da war noch ein älterer SS-Mann in meinem Büro; sein Name war<br />

Unterscharführer Rang. Er machte Dienst als Untersturmführer und Adjutant.<br />

Andere, an die ich mich erinnere, waren Oberscharführer Hilmer (in der<br />

Verwaltung) Unterscharführer Lademacher (auch in der Verwaltung);<br />

Unterscharführer Wille (Verwaltung); und Unterscharführer Müller, dem das<br />

Lebensmittellager unterstand. Als ich Belsen übernahm, waren dort sechs<br />

Offiziere, ich eingeschlossen. Ich hatte keine Längergedienten. Als ich<br />

übernahm, gehörten noch drei Frauen zum Personal. An ihre Namen kann ich<br />

mich im Augenblick nicht besinnen.<br />

Die Sterberate betrug bei meinem Dienstantritt 40 bis 60 pro Woche. Als ich<br />

im Lager ankam, mußte mir der Lagerführer Meldung machen und sagte : „Es<br />

sind so viele im Lager; so viele sind gestern gestorben; und so viele sind noch da.“<br />

Bei meiner Ankunft wurde ein Buch geführt, in das diese Zahlen eingetragen<br />

wurden, aber damit hat man später aufgehört. Dieses Buch hatte ich von<br />

meinem Vorgänger übernommen. Es wurde vom diensthabenden Lagerführer in<br />

seinem Büro geführt. Es gab noch ein weiteres Buch, worin die Gesamtstärke<br />

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