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Der Jahrhundertbetrug

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Steinbruch. Die anderen acht Häftlinge, die zu fliehen versuchten und die ich<br />

bereits erwähnt habe, versuchten aus dem Lager zu entweichen und nicht aus<br />

dem Steinbruch.<br />

Die einzige Erhängung, die stattfand, war im Sommer 1943 und geschah auf<br />

Weisungen aus Berlin. Zwei Gestapobeamte brachten einen Häftling ins Lager<br />

und zeigten mir einen Befehl, unterzeichnet von jemandem in Berlin, worin<br />

stand, daß dieser Mann in mein Lager einzuliefern und zu hängen sei. Ich weiß<br />

nicht mehr, wer den Befehl unterzeichnet hatte. Ich teilte daher zwei Häftlinge<br />

dazu ein, die Exekution durchzuführen. Es wurde ein Gerüst im Lager<br />

aufgerichtet und die Erhängung fand in meiner Gegenwart statt. Die dabei<br />

Anwesenden waren : der Lagerarzt (Obersturmführer Eiserle), der hinterher<br />

bestätigte, daß der Tod durch Erhängen eingetreten war, die beiden<br />

Gestapobeamten, die den Häftling gebracht hatten, die beiden Häftlinge, die die<br />

Exekution durchführten und ich. Ich kann mich des Namens des Häftlings nicht<br />

erinnern; ich glaube, seine Nationalität war russisch. Ich weiß seinen Namen<br />

nicht mehr, weil er niemals in meinen Büchern erschien. Er war nur ausgeliefert<br />

worden, um gehängt zu werden. Es ist völlig unmöglich, daß irgendwelche<br />

anderen Exekutionen stattgefunden haben, solange ich Kommandant war. Die<br />

anderen Häftlinge des Lagers sind zu dieser Erhängung nicht angetreten. Keine<br />

befohlenen bezw. genehmigten Erschießungen oder irgendwelche anderen<br />

Exekutionen haben auf Weisungen aus Berlin im Lager stattgefunden. Ich habe<br />

niemals von irgendwelchen besonderen, engen Zellen gehört, in denen Männer<br />

an ihren Armen aufgehängt worden sein sollen. Es gab keine besonderen<br />

Gebäude für Häftlinge, die unter Arrest standen, und auch keine Zellen für<br />

Einzelhaft. Es ist ganz unmöglich, daß eine Exekution durch Aufhängen der<br />

Männer an ihren Armen ohne mein Wissen durchgeführt wurde. Das einzige<br />

Gefängnis, das wir hatten, war ein Block, der von den übrigen durch<br />

Stacheldraht abgesondert war, und dieser wurde benutzt für Leute, die die<br />

Lagerdisziplin übertreten hatten.<br />

Alle Häftlinge in diesem Lager waren Männer. Ich habe niemals von einem<br />

Häftling Namens Fritz Knoll in diesem Lager gehört. Er war kein Vorarbeiter,<br />

aber vielleicht einer der Häftlinge. Ich kann mich an seinen Namen nicht<br />

erinnern. Wenn jemand aus einer Arbeitsgruppe gestorben war, dann wäre das<br />

dem Büro gemeldet worden und das Büro hätte es mir gemeldet, aber ich kann<br />

mich an einen solchen Fall nicht erinnern, daß der vorgekommen ist. Jede<br />

Einzelheit von einem Häftling, der bei der Arbeit oder auf Grund irgendeiner<br />

anderen Ursache gestorben ist, mußte dem Büro gemeldet werden, vom Büro<br />

ging die Meldung an den Kriminaluntersuchungsbeamten und von dem zum<br />

Kommandanten. Mein Kommando und meine Kontrolle über alle Vorgänge im<br />

Lager Natzweiler war so lückenlos und mein Stab hatte so klare Anweisungen,<br />

daß die Exekution eines Häftlings ohne mein Wissen, in der Zeit, als ich<br />

Kommandant war, eine ausgesprochene Unmöglichkeit war.<br />

Nur dem Personal der SS war es gestattet, die Lager zu inspizieren. Niemand<br />

anders durfte sich dem Lager auch nur nähern. Dazu gehörten auch Offiziere der<br />

Wehrmacht, denen es verboten war, irgendein Konzentrationslager zu betreten.<br />

Man konnte in ein Konzentrationslager nur mit einem Erlaubnisschein vom<br />

SS-Generalkommando in Berlin gelangen. Auch SD-Personal durfte das Lager<br />

ohne Erlaubnis von Berlin nicht betreten. Mit Ausnahme des Gruppenführers<br />

Glücks, der vom Ministerium in Berlin kam, und des Obergruppenführers Pohl,<br />

hat niemand in den zwei Jahren das Lager besucht, in denen ich das Lager<br />

befehligte. Abgesehen von diesen Besuchen brauchte ich niemandem Rede und<br />

Antwort zu stehen, außer schriftlich nach Berlin. Ich kann mich an keine<br />

Einzelheiten des Besuchs von Obergruppenführer Pohl Anfang Mai 1944<br />

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