01.11.2013 Aufrufe

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

Der Jahrhundertbetrug

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

diese Leiden zu mildern, mit Elan und Autorität in Aktion trat. Zur selben Zeit<br />

wurde die vom König von Schweden veranlaßte Hilfe mit beträchtlichem Mut<br />

und Erfolg von der schwedischen Gesandtschaft in Budapest, unterstützt von<br />

einigen Mitgliedern des schwedischen Roten Kreuzes, den Betroffenen<br />

zugänglich gemacht.<br />

Bis zum März 1944 stand es den Juden, die das Privileg eines Visums für<br />

Palästina hatten, frei, Ungarn zu verlassen. Am 18. März 1944 forderte Hitler<br />

den ungarischen Reichsverweser Admiral Horthy auf, ihn in seinem<br />

Hauptquartier aufzusuchen. Er drückte seinen Unwillen dahingehend aus, daß<br />

‚in Ungarn nahezu eine Million Juden in der Lage wären, in Freiheit und ohne<br />

Einschränkungen zu leben‘. Noch bevor der Reichsverweser nach Budapest<br />

zurückgekehrt war, hatten deutsche Truppen mit der Besetzung Ungarns<br />

begonnen, um Ungarn daran zu hindern, aus dem Bündnis mit Deutschland<br />

auszuscheren. Diese Besetzung legte dem ungarischen Staatsoberhaupt eine<br />

neue Regierung auf, die sehr viel mehr von der deutschen Autorität abhängig<br />

war, als die vorangegangene. Die Auswanderungsmöglichkeit für Juden wurde<br />

rundheraus aufgehoben, und die Verfolgung begann. Dies war eine<br />

Angelegenheit, die das ICRC in schärfster Weise anging. <strong>Der</strong> Präsident<br />

appellierte an den Reichsverweser Admiral Horthy : ‚Die uns zur Kenntnis<br />

gelangten Angelegenheiten scheinen uns‘, so schrieb er am 5. Juli 1944, ‚so sehr<br />

im Gegensatz zu den ritterlichen Traditionen des ungarischen Volkes zu stehen,<br />

daß es für uns schwierig ist, auch nur einen Hauch jener Informationen, die wir<br />

erhalten haben, zu glauben. Im Namen des ICRC erlaube ich mir, Eure Hoheit zu<br />

bitten, uns Instruktionen zu geben, die es uns ermöglichen, diesen Gerüchten<br />

und Anklagen entgegenzutreten‘. <strong>Der</strong> Reichsverweser antwortete am 12.<br />

August : ‚Es steht unglücklicherweise nicht in meiner Macht, unmenschliche<br />

Akte zu verhindern, die niemand aufrichtiger verachtet als mein Volk, dessen<br />

Gedanken und Gefühle ritterlich sind. Ich habe die ungarische Regierung<br />

aufgefordert, die Lösung der jüdischen Frage in Budapest durchzuführen. Es<br />

bleibt zu hoffen, daß diese Erklärung keine ernsthaften Komplikationen auslöst‘.<br />

Im Geist dieser Antwort gestatteten die ungarischen Behörden der Delegation<br />

in Budapest, Schilder in Lager und Internierungsgebäuden für Juden<br />

anzubringen, die auf ihren Schutz durch das Rote Kreuz hinwiesen. Wenn die<br />

Verwendung dieser Schilder (schwer vereinbar darüber hinaus mit den genauen<br />

Bedingungen der Genfer Konvention) nicht ausgedehnter war, so war dies dem<br />

Umstand zuzuschreiben, daß der Jüdische Senat in Budapest der Meinung war,<br />

daß diese Maßnahme zweifellos an Wirksamkeit verlieren würde, wenn sie<br />

generell angewendet würde. Die ungarische Regierung zeigte sich darüber hinaus<br />

willens, eine Wiederaufnahme der jüdischen Auswanderung zu begünstigen. Das<br />

Komitee nahm mit den Regierungen Großbritanniens und der USA Fühlung auf<br />

und erhielt während des August als äußerst dringende Angelegenheit eine<br />

gemeinsame Erklärung von diesen beiden Regierungen, die ihren Wunsch zum<br />

Ausdruck brachten, die Emigration von Juden aus Ungarn mit allen<br />

erdenklichen Mitteln zu unterstützen.<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, wurde das Komitee ersucht, Budapest seitens der<br />

Regierung der USA folgende Botschaft zu übermitteln : ‚Die Regierung der<br />

Vereinigten Staaten von Amerika wurde vom ICRC davon in Kenntnis gesetzt,<br />

daß die ungarische Regierung bereit ist, gewisse Kategorien von Flüchtlingen aus<br />

Ungarn auswandern zu lassen . . . Die Regierung der USA, indem sie die<br />

humanitären Gesichtspunkte im Hinblick auf die Juden in Ungarn<br />

berücksichtigt, wiederholt jetzt spezifiziert ihre Versicherung, daß sie<br />

Vorkehrungen zur Betreuung aller Juden treffen wird, um Sorge zu tragen für<br />

alle Juden, denen unter den gegenwärtigen Umständen gestattet wird, Ungarn zu<br />

verlassen, und die das Territorium der Vereinten Nationen oder neutraler<br />

180

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!