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Der Jahrhundertbetrug

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versuchte lediglich, v. Papen bei dem Treffen am 8. Juli 1943 in<br />

Ankara schnell loszuwerden, wie sein Bericht im ersten Satz<br />

andeutet.<br />

Ein anderer Brief, den wir in den Vatikan-Dokumenten finden, war<br />

an Papst Pius im August 1942 von dem römisch-katholischen<br />

Erzbischof Andre Szeptyczkyi geschrieben worden. <strong>Der</strong> Brief<br />

verweilt in großer Breite bei unterstellten deutschen Grausamkeiten,<br />

und der Leser dürfte sehr verwirrt sein, besonders hinsichtlich des<br />

Motivs, bis Szeptyczkyi schließlich bei den letzten Zeilen auf den<br />

eigentlichen Anlaß seines Briefes zu sprechen kommt. Er vermerkt<br />

über sein Versagen, daß es ihm über mehr als drei Jahre hinaus nicht<br />

gelungen war, vom Papst einen Apostolischen Segen zu erhalten<br />

(d. h. eine päpstliche Bestätigung, höchst wichtig in der<br />

Kirchenpolitik), und führte dann aus, daß seine Leiden und<br />

Entbehrungen unter den „bösen Deutschen“ sicherlich angemessene<br />

Gründe für eine schließliche Gewährung eines solchen Segens sein<br />

dürften. 23<br />

Daß die wenigen in den Vatikan-Dokumenten erscheinenden<br />

Passagen mit Hinweis auf Judenvernichtungen lediglich die<br />

Entwicklung der Propaganda widerspiegeln, ist offensichtlich. Im<br />

Kapitel III vermerkten wir, daß Burzio von der Slowakei aus<br />

Geschichten über Seifenfabriken dem Vatikan ausgerechnet zu einer<br />

Zeit zuleitete, als solche Geschichten Schlager der Propaganda<br />

waren. Ein anderes Beispiel ist eine Reihe von Noten, in denen<br />

Maglione am 5. Mai 1943 Vernichtungsgeschichten zum besten gab.<br />

<strong>Der</strong> Anlaß für die Zusammenstellung der Noten ist nicht klar, d. h.<br />

der Leser kann nicht ermitteln, ob Maglione seine eigenen Eindrücke<br />

oder lediglich die Behauptungen anderer wiedergibt (andere<br />

Dokumente, die von Maglione zu jener Zeit geschrieben worden<br />

sind, lassen nicht den Schluß zu, daß er die Vernichtungsgeschichten<br />

geglaubt hat). In jedem Fall sind Gaskammer-Vernichtungen bei<br />

Treblinka und in der Nähe von Brest-Litowsk erwähnt. Die<br />

Herausgeber der „Actes et Documents“ vermerken offenbar<br />

verwirrt : 24<br />

„Die Information, wahrscheinlich von einem italienischen Beamten<br />

verbreitet, scheint ziemlich veraltet zu sein, da sie weder Birkenau noch<br />

Auschwitz erwähnt, wo der größere Teil der Vernichtungen zu jener Zeit<br />

vonstatten ging.“<br />

Weiter weisen die Herausgeber im Jahre 1943 auf 25<br />

„die alliierte Propaganda hin, die ausgiebig beim Thema der deutschen<br />

Grausamkeiten verweilte, jedoch über Auschwitz sich vollkommen in<br />

Schweigen hüllte, aus Gründen, die wir niemals zufriedenstellenderweise<br />

klären konnten.“<br />

Genauso wie es unvermeidlich war, daß sich in den Vatikan-<br />

Dokumenten etwas von der Propaganda widerspiegeln würde, so war<br />

es unvermeidlich, daß etwas von der Wahrheit im Hinblick auf die<br />

Sachverhalte, mit denen wir hier befaßt sind, Eingang in den Teil der<br />

Vatikan-Papiere gefunden hat, die für die Veröffentlichung<br />

ausgewählt wurden. So ergeben die Dokumente, daß der Vatikan<br />

trotz allem einigen Zugang zu Juden in Polen hatte, nicht nur<br />

polnischen Juden, sondern auch italienischen Juden, die nach der<br />

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