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Der Jahrhundertbetrug

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politischen Hinweis, aber selbst in dieser vertraulichen Mitteilung<br />

waren seine gezielten Worte milder als jene Bemerkungen in der<br />

Weihnachtsbotschaft. 14<br />

Obwohl der Vatikan in Osbornes Bemerkungen mit Recht einen<br />

besonderen Vorschlag erblickte, scheint es höchst wahrscheinlich,<br />

daß dies eine Fehldeutung war und Osborne nicht geglaubt hat,<br />

seinerseits etwas angeboten zu haben. Es ist auch möglich, daß<br />

Osborne gefühlt hat, daß Maglione eine verhältnismäßig unnachgiebige<br />

Haltung einnahm und auf diese Weise etwas außerhalb<br />

des Rahmens aufgegriffen hat, um die Argumentation auf seiner<br />

Seite in der Diskussion zu verstärken. Die offizielle alliierte<br />

Erklärung über die Vernichtung der Juden kam drei Tage später und<br />

somit lag die Angelegenheit zweifellos irgendwie beim diplomatischen<br />

Korps in der Luft und gelangte natürlich auch zu Osborne.<br />

Rom wurde erstmalig am 19. Juli 1943 bombardiert (von den<br />

Amerikanern). Die Ziele waren Eisenbahnknotenpunkte, die die<br />

deutschen und italienischen Truppen nach der Landung der<br />

Alliierten in Sizilien am 9. Juli begonnen hatten zu benutzen. Im<br />

Verlauf der nachfolgenden Angriffe fielen Bomben auch<br />

gelegentlich auf den Vatikan, doch war der Schaden an historischen<br />

und religiösen Schätzen sowohl im Vatikan als auch anderswo in<br />

Rom geringfügig.<br />

<strong>Der</strong> einzige andere Punkt von einigem Interesse hinsichtlich der<br />

Rolle des Vatikans ist, daß seine Bemühungen, die Hilfe gegenüber<br />

den Juden auszuweiten, ziemlich ausgedehnt waren, was Rhodes<br />

zugestand. Jedoch sollte in diesem Zusammenhang auch Waagenaar<br />

gelesen werden, der einige Fehler aufzeigt, die Rhodes an einigen<br />

Punkten unterlaufen sind. Jedoch vom Standpunkt, bei dem es nur<br />

auf die Analyse der Vernichtungslegende ankommt, ist die einzig<br />

bedeutsame Schlußfolgerung aus solchen Aktivitäten des Vatikans,<br />

daß sie weitere Anhaltspunkte dafür bieten, wie der Vatikan zu jener<br />

Zeit mit den jüdischen Verhältnissen in Europa befaßt war. Somit<br />

war es nicht möglich, daß eine Vernichtung hätte vor sich gehen<br />

können, ohne daß der Vatikan davon gewußt hätte.<br />

Während die bedeutenden diesbezüglichen Anhaltspunkte für die<br />

Rolle des Vatikans nicht viele sind und auch zugedeckt wurden, gibt<br />

es doch einige seltsame Sachverhalte, die es wert sind, in dieser<br />

Abhandlung bekanntzumachen.<br />

Ein seltsamer Charakter, der in den Kriegszeitdokumenten des<br />

Vatikans in Erscheinung tritt, ist Piero Scavizzi, ein recht einfacher<br />

Priester, der auf italienischen Militärlazarettzügen mitgenommen<br />

wurde, die zwischen Italien und der Ostfront hin- und herfuhren. Er<br />

wurde „Fürsorger“ genannt und verabreichte den verwundeten<br />

italienischen Soldaten all jene Tröstungen, die in solchen Umständen<br />

vergeben werden konnten. Indem er auf diese Weise so viel<br />

herumreiste, wurde er jedoch auch häufig als Kurier benutzt, und<br />

sein häufig enger Kontakt zu hochrangigen Prälaten, der sich aus<br />

dem Überbringen solcher Botschaften ergab, scheint seine Fantasie<br />

angefeuert zu haben.<br />

Die erste Wunderlichkeit, der wir begegnen, datiert vom<br />

Februar-März 1942. Scavizzi verfaßte einen Brief, angeblich von<br />

Adam Sapieha, Erzbischof von Krakau, über die Leiden der<br />

katholischen Priester unter den brutalen Deutschen. Wie sich aus den<br />

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