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Der Jahrhundertbetrug

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großem Umfang impliziert, was jedoch nicht mit „Ausrottung“ oder<br />

„Vernichtung“ gleichzusetzen ist. Sowohl die französische wie auch<br />

italienische Sprache hat für diese beiden englischen Begriffe einen<br />

entsprechenden Ausdruck. Den Begriff „sopprimere“ gegenüber<br />

einer großen Gruppe von Menschen anzuwenden, schafft einen<br />

Zusammenhang mit Tötungen nur, wenn es sich hierbei um große<br />

Zahlen handelt und kann oder mag nicht „Ausrottung“ bedeuten : es<br />

hängt vom Gesamt-Inhalt ab. So ist die Möglichkeit zu unterstellen,<br />

daß Roncalli an etwas anderes dachte als an die von den Alliierten<br />

vorgebrachten Ausrottungsbehauptungen, von denen Roncalli<br />

sicherlich auch gehört hatte. Z. B. mag er an die damals aktuell<br />

gewesene und publizistisch breit ausgewalzte Niederschlagung des<br />

Warschauer Aufstandes durch die Deutschen gedacht haben, in<br />

deren Verlauf die Deutschen viele Juden getötet haben. Jedoch neige<br />

ich dazu, ein solche Deutung zurückzuweisen. Es erscheint mir eher,<br />

daß Roncalli in solchen Begriffen der Vernichtung gedacht hat, wie<br />

sie den Behauptungen der Alliierten entsprachen.<br />

Wenn man jedoch Roncallis Darstellung aufmerksam liest, und<br />

zwar vor dem besonderen diplomatischen Hintergrund, wird es<br />

deutlich, daß es nicht besonders wichtig ist, was genau Roncalli sich<br />

bei seinen Worten gedacht hat. Er beschrieb eine Treff-Gelegenheit<br />

zwischen zwei Diplomaten, von denen einer eine Begegnung gar<br />

nicht wünschte. Entsprechend seiner „Richtlinie zur Vorsicht“<br />

dürften daher seine Worte gewählt worden sein, „um Begegnungen<br />

zu vermeiden“. Was Roncalli in Wirklichkeit v. Papen gesagt hat, war,<br />

daß, sollte letzterer die Begegnung verlängern wollen, Roncalli den<br />

Disput verschärfen würde. Roncalli setzte v. Papen in diplomatischer<br />

Sprache die Haltung auseinander, die er in dem ersten Satz seines<br />

Berichtes rundheraus zum Ausdruck brachte. Roncallis Bemerkung<br />

war eine wohlbekannte diplomatische Parade, bei der es nicht<br />

besonders bedeutsam ist, was genau der Sprecher sagen will und ob<br />

er das glaubt, was er sagt. Das einzige, was an diesem Gespräch<br />

wichtig ist, ist die Tatsache, daß Roncalli mit v. Papen nicht zu<br />

sprechen wünschte, und daß dies alles war, was er v. Papen sagte.<br />

Wenn auf der anderen Seite Roncalli an einem Gespräch mit v. Papen<br />

interessiert gewesen wäre, würde er sicherlich die Unterhaltung nicht<br />

mit solch feindseligen Bemerkungen eingeleitet haben, weder unter<br />

Hinweis auf Vernichtungen oder blutige Unterdrückung von<br />

Ghetto-Revolten, ganz gleich wie immer seine eigene Meinung zu<br />

den behaupteten deutschen Grausamkeiten und Brutalitäten<br />

gewesen sein mag.<br />

Da der Vatikan ein Beobachter und Teilnehmer der Ereignisse des<br />

Zweiten Weltkrieges war, war es unvermeidlich, daß die Vernichtungsgeschichten,<br />

von denen die ganze Welt gehört hat, auch dem<br />

Vatikan zur Kenntnis gelangt sein mußten. Somit fanden die<br />

Geschichten natürlich auch in Passagen der Vatikan-Dokumente<br />

ihren Niederschlag. Und wenn man dort solchen Passagen begegnet,<br />

sollte der Zusammenhang mit möglichen besonderen Motiven jener<br />

Personen besonders beachtet werden, die derartige Vermerke<br />

niedergeschrieben haben. Gleichermaßen sollte dabei die<br />

Entwicklung der Propaganda berücksichtigt werden, wie wir sie in<br />

diesem Buch, besonders im Kapitel III, analysiert haben. Roncalli<br />

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